Schwab
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Gustav, Dichter, geb. zu Stuttgart, [* 2] besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und studierte 1809-14 in Tübingen [* 3] Philosophie und Theologie. Besonders einflußreich für ihn und sein keimendes poetisches Talent ward die Bekanntschaft mit Uhland, mit dem er seit jenen Jugendtagen freundschaftlich verbunden blieb; auch mit Varnhagen und besonders mit Kerner trat er in eine Verbindung, deren Frucht die Herausgabe des »Deutschen Dichterwaldes« (1813) war. Im Frühjahr 1815 machte S. eine Reise nach Berlin, [* 4] wo er mit Fouqué, Franz Horn, Chamisso u. a. Beziehungen anknüpfte, ward nach seiner Rückkehr als Repetent im theologischen Seminar zu Tübingen und bald darauf (1817) als Professor am Obergymnasium in Stuttgart angestellt, nahm im Herbst 1837 die ländliche Pfarrei zu Gomaringen an, die er mehrere Jahre verwaltete, und wurde 1840 zum ersten Prediger an der St. Leonhardskirche zu Stuttgart, 1845 zum Oberstudienrat und Oberkonsistorialrat ernannt.
Seine Hauptthätigkeit bestand seitdem in der Oberleitung der vaterländischen Gelehrtenschulen. Er starb S. gilt als Dichter neben Uhland und Kerner für den Hauptvertreter der sogen. schwäbischen Dichterschule. Er hat sich in der Romanze und im kleinern Lebensbild ausgezeichnet, während seine eigentliche Lyrik eine reflektierende und rhetorische Ader hat, so daß ihm nur in einzelnen Fällen ein sangbares Lied (z. B. »Bemooster Bursche zieh' ich aus«) gelingt.
Seine Griechenlieder aus früherer Zeit, die Polenlieder aus seinen mittlern Jahren und die allgemeinern Zeitgedichte aus seinem spätern Leben erwiesen seine Teilnahme an den freiheitlichen Bestrebungen der Zeit. Als Redakteur des poetischen Teils des »Morgenblattes« (1827-37) und des »Deutschen Musenalmanachs« (1833-38) erwarb er sich viele Verdienste um jüngere Dichter und führte manchen zuerst ins Publikum ein, der in der Folge dessen Liebling wurde. Seine teils in Zeitschriften und Almanachen, teils in einzelnen Sammlungen (z. B. »Romanzen aus dem Jugendleben Herzog Christophs«, Stuttg. 1819, u. a.) erschienenen Gedichte wurden von ihm in einer Sammlung »Gedichte« (das. 1828-29, 2 Bde.) vereinigt, die später als »neue Auswahl« (das. 1838, 4. Aufl. 1851) mit einigen Weglassungen wieder erschien (neue Ausg. von Klee, Gütersl. 1882). Unter seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen: »Die schwäbische Alb« (Stuttg. 1823; 2. Aufl., mit Zusätzen von Paulus, das. 1878);
»Der Bodensee, ein Handbuch für Reisende und Freunde der Natur, Geschichte und Poesie« (das. 1827, 2. Aufl. 1839);
»Wanderungen durch Schwaben« (das. 1837-38, 4. Aufl. 1880);
»Die Schweiz [* 5] in ihren Ritterburgen und Bergschlössern« (Bern [* 6] 1839, mit Hottinger) und »Schillers Leben« (Stuttg. 1840, 3. Ausg. 1859),
dem sich gleichsam als Beigabe die Schrift »Der Kultus des Genius« (Hamb. 1840, mit Ullmann) anschließt, worin größtenteils interessante theologisch-philosophische Zeitfragen behandelt werden.
Treffliche Sammelwerke sind seine »Deutschen Volksbücher« (13. Aufl., Gütersl. 1880),
die Mustersammlungen: »Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte von Haller bis auf die neueste Zeit« (Leipz. 1835; 5. Aufl., hrsg. von Bernays, 1871) und »Die deutsche Prosa von Mosheim bis auf unsre Tage« (Stuttg. 1843, 2 Bde.; 2. Aufl. von Klüpfel, 1860, 3 Bde.),
endlich der »Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen« (Leipz. 1846; 4. Aufl., von Klüpfel gänzlich umgearbeitet, 1870, mit 3 Nachträgen) und »Die schönsten Sagen des klassischen Altertums« (Stuttg. 1838-40, 3 Tle.; 14. Aufl., Gütersl. 1882). Neben diesen eignen Erzeugnissen ging auch die Herausgabe und Übersetzung mancher fremden her, als: »Erlesene Gedichte von Paul Flemming, mit Flemmings Leben« (Stuttg. 1820);
»Der Froschmäusler, von Georg Rollenhagen« (übersetzt ins Neudeutsche, Tübing. 1819);
»Lamartines auserlesene Gedichte« (metrisch übersetzt, Stuttg. 1826);
Barthélemys und Mérys »Napoleon in Ägypten« [* 7] (übersetzt, das. 1829).
Auch gab S. mit Tafel und Osiander [* 8] das Sammelwerk »Übersetzungen griechischer und römischer Prosaiker und Dichter« (Stuttg. 1827 ff.),
ferner W. Hauffs »Sämtliche Schriften« (das. 1830) und W. Müllers »Vermischte Schriften« (Leipz. 1830) heraus. Eine Auswahl seiner kleinern prosaischen Schriften besorgte Klüpfel (Freiburg [* 9] 1882).
Vgl. Klüpfel, Gustav S., sein Leben und Wirken (Leipz. 1858; eine kürzere Darstellung, Stuttg. 1884),
und die von Schwabs
Sohn
Christoph
Theodor herausgegebene
Biographie
»Gustav S.« (Freiburg
1883).
Letzterer, geb. 1821, seit 1852 Professor am Katharinenstift zu Stuttgart, gest. schrieb außerdem die Monographie »Arkadien« (Stuttg. 1852) und gab Hölderlins »Sämtliche Werke« (das. 1846, 2 Bde.) heraus.