Schurz
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Karl, amerikan. Staatsmann, geb. zu Liblar bei Köln, [* 3] studierte seit 1847 in Bonn [* 4] Philologie und Geschichte, schloß sich hier eng an Kinkel an, nahm im Frühling 1849 an dem Sturm auf das Siegburger Zeughaus teil und begab sich dann nach Baden [* 5] in die Reihe der Aufständischen. In Rastatt [* 6] gefangen genommen, floh er in die Schweiz, [* 7] begab sich aber im Sommer 1850 heimlich nach Berlin [* 8] und befreite im November Kinkel aus seinem Gefängnis in Spandau. [* 9] Hierauf ging er 1852 nach Amerika, [* 10] wo er sich anfangs in Philadelphia, [* 11] 1855 zu Watertown im Staat Wisconsin niederließ. Er war bald einer der einflußreichsten Führer der in raschem Emporkommen begriffenen republikanischen Partei und trug zu deren Sieg bei den Wahlen von 1860 sehr viel bei; daher ernannte ihn Lincoln bei seinem Amtsantritt zum Gesandten in Spanien. [* 12] S. kehrte jedoch schon Anfang 1862 nach Amerika zurück, um in das Unionsheer einzutreten.
Unter Sigels Führung diente er als General und zeichnete sich in der zweiten Schlacht bei Bull-Run, bei Chancellorsville, bei Gettysburg und in verschiedenen andern Treffen aus. Später kämpfte er unter Hooker in Tennessee und führte bis zum Ende des Kriegs eine Division. Hierauf gründete er zu Detroit in Michigan ein neues republikanisches Blatt, [* 13] die »Detroit Post«. 1867 ließ er sich in St. Louis nieder, wo er Miteigentümer und Redakteur der »Westlichen Post« wurde. 1868 von Missouri zum Senator gewählt, gehörte er nebst Sumner zu den unabhängigen Mitgliedern der republikanischen Partei und trat namentlich mit großem Mut gegen die überhandnehmende Korruption unter Grants Präsidentschaft auf. 1875 versuchte er, aus den reinen und gemäßigten Elementen der Demokraten und Republikaner eine neue, die sogen. Reformpartei (Mugwungs) zu bilden, gab aber den Versuch noch vor der neuen Präsidentenwahl 1876 auf.
Als Minister des Innern (1877-81) bewährte S. seine Tüchtigkeit und seine redliche Gesinnung sowohl durch die rasche Beendigung der Wirren in den Südstaaten als durch eine kluge, geschickte Lösung der Indianerfrage. Er ist jetzt Vertreter der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft in New York. Zwölf seiner vornehmsten politischen Reden in englischer Sprache [* 14] hat er herausgegeben unter dem Titel: »Speeches of Carl S.« (Philad. 1865);
auch schrieb er das »Life of Henry Clay« (Bost. 1885, 2 Bde.).