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(z. B. «Das Erntefest», «Aline, Königin von Gol- conda») u. s. w. Anfang 1795 nahm er wegen Kränklichkeit seine Entlassung, kehrte nach Preußen [* 3] zurück und starb in Schwedt. [* 4] Sein Ruf und seine Bedeutung beruhen in seinen Leistun- gen auf dem Gebiete des Liedes, das er und Rei- ch ardt wieder einem volkstümlichen Stil zuzuführen suchten. Von seinen größtenteils fein und geschmack- voll gestalteten «Liedern im Volkston» leben noch heute viele im Munde des Volks; so z. V. «Blühe, liebes Veilchen», «Seht den Himmel [* 5] wie heiter», «Gesund und frohen Mutes», «Warum sind der Thränen», «Am Rhein, am Rhein», «Des Jahres letzte stunde» u. s. w. Schulz, Moritz, Bildhauer, geb. zu Leobschütz, [* 6] lernte an der Gewerbeschule in Posen [* 7] Modellieren und Zeichnen, begab sich dann an die Akademie in Berlin, [* 8] wo ihn Drake in sein Atelier auf- nahm.
Zier war er an den Marmorarbeiten für das MonumentFriedrichWilhelmslll. beschäftigt, erhielt den Staatspreis für eine Studienreise nach Italien [* 9] und ging darauf 1854 nach Rom. [* 10] Dort entstanden bis 1870 eine Anzahl [* 1] Figuren und Gruppen in Marmor, so der Raub des Ganymcd, die Nacht, Bacchus als Kind mit dem Panther, der Genius Preußens [* 11] mit dem Adler [* 12] (für das königl. Schloß in Berlin), Caritas (Berliner [* 13] Nationalgalerie), Sta- tuette des Papstes Pius IX. Seit der Rückkehr nach Berlin vollendete S. zwei Kolossalgruppen an den Wangen der Freitreppe der Nationalgalerie, dar- stellend den ersten Kunstunterricht, einen Fries da- selbst (die Künstler seit Karl d. Gr. bis Friedrich Wilhelm IV.) und die Statucngruppe Germania [* 14] als Beschützerin der bildenden Künste (in Sandstein ausgeführt von H. Wittig); ferner eine Etatue Friedrichs d. Gr. für Thorn, [* 15] das Vronzerelief: Scene aus der Schlacht bei Königgrätz, [* 16] an der Ber- liner Siegessäule, den Gedenkschild auf den sieg- reichen Zug über den Rhein gegen Frankreich.
Von Bildwerken sind sodann zu nennen die Marmor- gruppen Amor und Psyche (königl. Palais in Berlin), Ganymed den Pfau der Juno fütternd. Schulz, Otto Aug., Buchhändler, geb. in Leipzig, [* 17] errichtete daselbst 1838 eine Ver- lagsbuchhandlung, deren Hauptuntcrnehmen das von ihm begründete und herausgegebene «Adreß- buch für den Deutschen Buchhandel» (1839 fg., in jährlichen Ausgaben) wurde. Damit verband er den Autographenhandel. Er fchrieb: «Guten- berg oder Geschichte der Vuchdruckcrkunst» (Lpz. 1840; Festschrift) und das «Handbuch für Auto- graphenfammler» (im Verein mit I. Günther, ebd. 1856). Nach feinem Tode führte sein Sohn Hermann S. (geb. die Firma weiter (seit 1867 auf eigene Rechnung).
Das «Adreßbuch» vervollkommnete sich immer mehr, ging 1888 durch
Kauf an den Vörsenverein der
Deutschen Buchhändler über und wird von diesem fortgesetzt. Im Autographenhandel hat die Firma
die erste
Stelle in
Deutschland
[* 18] erlangt und veröffentlicht wert- volle Lagerkataloge (bis 1895: 24). Der Verlag be- steht aus
handelswissenschaftlichen Lehrbüchern. Schulze
, Schulz oder Schultheiß, eigent- lich Schuldheis (Zculäai-inZ
oder scniteUis), ur- sprünglich der
Beamte, welcher die Mitglieder der Gemeinde zu Leistung und Entrichtung ihrer Schul-
digkeit gegen den König oder Fürsten anzuhalten hatte.
Der Name kommt von «Schuld» und «hei- schen», d. h. fordern. Der S. war der Vorsteher der Gemeinde, wie der Graf Vorsteher des Gaues. Schon im Mittelalter erscheint der S. aber auch als Stellvertreter des eigentlichen Richters, des Grafen. In den Städten kommt er dann bei deren weiterer und kräftigerer Entwicklung häusig neben dem Vogt vor; doch war seine Stellung und Be- deutung nach der Verfassung der einzelnen Städte verschieden. Gegenwärtig heißt noch sehr häufig S. der Vorsteher der Dorfgemeinde, der von der Ge- meinde erwählt oder von der Gutsherrschaft oder der Regierung ernannt und eingesetzt wird.
Zu- weilen ruht das Schulzenamt
auf einem Gute, und dann heißt der S. Erbschulze, Erbscholtisei-
b esitz er und, wenn er
das Gut zu
Lehn hat,
Lehn- schulze.
Besitzer von Schulze
ngütern, welche das
Amt nicht versehen können oder
wollen, müssen auf ihre Kosten geeignete
Stellvertreter bestellen. In
Preußen ist diese Einrichtung durch die Kreisord- nung
vom beseitigt. Der Dorf- fchulze wird in einigen Gegenden auch
Richter, in andern
Bürgermeister genannt. -
Vgl.
von Niedel, Nber die Dorfschulzen
(Königsb. 1834).
Schulze
, Ernst, Dichter, geb. zu Celle,
[* 19] studierte seit 1806 in Göttingen
[* 20]
Theologie und klassische
Philologie und
habilitierte sich 1812 da- selbst als Privatdoccnt. 1813 machte er im
Beau- lieuschen Iägerkorps den Feldzug an der Niederelbe
mit, kehrte dann nach Göttingen zurück, wo er bald ernstlich erkrankte. Er starb in Celle.
S. ist nur in beschränktem
Sinne den Romantikern zuzuzählen. Er erklärte sich selbst für einen ent- fchiedencn Gegner
der «falschen
Romantiker». Sein Gedicht
«Amor und
Psyche, Fragment aus einem griech.
Märchen» (in Vouterweks
«Neuer
Vesta», Lpz. 1808 u.
1810) wandelt in den
Bahnen Wie- lands.
Seine Liebe zu Cäcilie Tychsen feierte er in «Cäcilie, ein romantisches Gedicht in 20 Gesängen» (2 Bde., Lpz. 1818), das den Sieg des Christentums über die heidn. Germanen darstellt und reich ist an patriotischen Anspielungen. Nach Cäciliens frühem Tode übertrug S. seine Liebe auf deren Schwester Adelheid. In dieser Zeit verfaßte er eine Menge kleiner Gedichte, Poet. Episteln, Elegien, nach In- halt und Form die bedeutendsten unter seinen Dich- tungen, die er selbst gesammelt herausgab (Gott. 1813). Seine letzte Dichtung ist die formvollendete «Vezauberte Rose» (Lpz. 1818 u. ö.),
ein
Poet.
Mär- chen, getaucht in die warme Farbenfülle Ariosts, in die träumerisch willenlose Stimmung
der
Ro- mantik; sie gewann den von F. A. Vrockhaus für die «Urania» ausgesetzten
Preis und wurde darin (1818) zum erstenmal gedruckt. Eine
Ausgabe seiner «Sämtlichen
Poet. Werke» nebst
Biographie gab Vouterwek
(4 Bde., Lpz. 1818-30; 3. Aufl.,
mit einer aus seinem
Tagebuch - und Briesnachlaß ge- schöpften vollständigen
Biographie des Dichters
von H. Marggrasf, 5 Bde., ebd. 1855). Schulze
,
Franz Eilhard, Zoolog, geb. in Eldena bei Greifswald,
[* 21] studierte
zuerst in Rostock
[* 22] unter Stannius und
Bergmann, ging darauf nach
Bonn,
[* 23] wo namentlich
Max Schultze auf ihn
einwirkte. Er habilitierte sich 1863 in Rostock für
Anatomie und wurde zwei Jahre fpäter daselbst ord. Professor der Zoologie
und der vergleichenden
Ana- tomie, als welcher er an der preuh. Expedition des Dampfers Pommerania zur Erforschung der Nord-
see teilnahm. 1873 folgte er einem Rufe als ord. Professor der Zoologie nach Graz
[* 24] und 1884 nach
Berlin.
Seine zahlreichen Schriften beschäftigen sich
¶
Schulze
,
Friedr. Aug., als Romanschriftsteller unter dem Namen Friedrich Laun bekannt, geb. zu Dresden, [* 25] trat zuerst als Assistent in die kurfürstl. Finanzkanzlei, studierte 1797‒1800 in Leipzig und kehrte dann nach Dresden zurück, wurde 1807 Sekretär [* 26] bei der Landes-Ökonomie-Manufaktur- und Kommerziendeputation, erhielt 1820 das Prädikat eines königl. Kommissionsrates und starb zu Dresden. Ohne auf höhere Bedeutung Ansprüche machen zu können, gehörte S. zu den beliebtesten Belletristen, namentlich in der plattkomischen und naiven Gattung; besondern Beifall gewann sein Roman «Der Mann auf Freiersfüßen» (Freiberg [* 27] 1801); in andern Werken hält er sich von Frivolität nicht frei. Außer vielen Erzählungen und Romanen gab S. mit A. Apel das «Gespensterbuch» (4 Bde., Lpz. 1810‒14) heraus. Seine «Gesammelten Schriften» erschienen mit Prolog von L. Tieck (6 Bde., Stuttg. 1843). 1837 veröffentlichte er seine «Memoiren» (3 Tle., Bunzlau). [* 28]