Titel
Schulz
,
1) Johann Abraham Peter, Komponist, geb. zu Lüneburg, [* 2] studierte die Komposition unter Kirnberger in Berlin, [* 3] bereiste 1770 Frankreich und Italien, [* 4] wurde 1780 Kapellmeister des Prinzen Heinrich von Preußen [* 5] zu Rheinsberg und ging 1787 in gleicher Eigenschaft nach Kopenhagen. [* 6] Er starb in Schwedt, [* 7] wohin er sich schon 1795 zurückgezogen hatte. S. wußte in seinen Liedern den Volkston so glücklich zu treffen, daß mehrere derselben sich bis zur Gegenwart im Volksmund erhalten haben, wie z. B. »Am Rhein, am Rhein«, »Seht den Himmel [* 8] wie heiter«, »Süße, heilige Natur« u. a. Auch seine Oratorien, Chöre, Gesänge aus Racines »Athalie« (1785),
die Oper »Aline« (1789) gehören zu den hervorragenden Arbeiten seiner Zeit. Als Theoretiker bewährte er sich in den von ihm für Sulzers »Theorie der schönen Künste« bearbeiteten musikalischen Artikeln (S bis Z).
2) David, protest. Theolog, geb. bei Freistadt in Niederschlesien, habilitierte sich 1806 zu Halle [* 9] als Dozent in der philosophischen Fakultät, wurde daselbst außerordentlicher Professor der Theologie und Philosophie, folgte 1809 einem Ruf als ordentlicher Professor der erstern nach Frankfurt [* 10] a. O. und siedelte 1811 mit dieser Universität nach Breslau [* 11] über, wo er 1819 auch zum Mitglied des königlichen Konsistoriums für Schlesien [* 12] ernannt, dieser Stelle jedoch 1845 wegen seiner rationalistischen Richtung enthoben ward. Er starb Von seinen Schriften sind zu nennen: »Der Brief an die Hebräer« (Berl. 1818);
»Die christliche Lehre [* 13] vom heiligen Abendmahl nach dem Grundtext des Neuen Testaments« (Leipz. 1824, 2. Aufl. 1831);
»Die christliche Lehre vom Glauben« (das. 1834).
Auch trat er bei mehreren Gelegenheiten als kräftiger Streiter für Denk- und Lehrfreiheit überhaupt auf, so in der Schrift »Das Wesen und Treiben der Evangelischen Kirchenzeitung« (Bresl. 1839-40, 2 Tle.).
3)
Albert, bekannt durch seine unter dem
Namen
San Marte veröffentlichten
Arbeiten über die Litteratur
des
Mittelalters, geb. zu
Schwedt, wirkt seit
1843 als
Regierungsrat im Provinzialschulkollegium zu
Magdeburg
[* 14] und
hat sich besonders um die Erforschung des
Sagenkreises von
Arthur und der
Tafelrunde, sowohl in der keltischen und altfranzösischen
als in der mittelhochdeutschen Litteratur, verdient gemacht. Neben
Übertragungen mehrerer älterer deutscher
Litteraturwerke in das Neuhochdeutsche, wie namentlich des
»Parzival« (in
»Leben und Dichten
Wolframs von
Eschenbach«, Magdeb.
1836-41, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Halle 1886),
sind von seinen Arbeiten hervorzuheben: »Die Arthursage und die Märchen des Roten Buches von Hergest« (Quedlinb. 1842);
»Nennius und Gildas« (Berl. 1844);
»Beiträge zur bretonischen und keltisch-germanischen Heldensage« (Quedlinb. 1847);
»Die Sagen von Merlin« (Halle 1852);
»Walter von Aquitanien« (Magdeb. 1853);
»Gottfrieds von Monmouth Historia regum Britanniae« (Halle 1854);
»Parzivalstudien« (das. 1860-62, 3 Hefte);
»Reimregister zu den Werken Wolfram von Eschenbach« (Quedlinb. 1867);
»Zur Waffenkunde des ältern deutschen Mittelalters« (das. 1867);
»Über Wolframs von Eschenbach Rittergedicht Wilhelm von Orange und sein Verhältnis zu den altfranzösischen Dichtungen gleichen Inhalts« (das. 1871);
»Rückblicke auf Dichtungen und Sagen des deutschen Mittelalters« (das. 1872).
Außerdem schrieb er: »Die polnische Königssage« (Berl. 1848),
»Polens Vorzeit in Dichtung und Wahrheit« (Bromb. 1859) und gab eine deutsche Bearbeitung von Stephens »Geschichte der welschen Litteratur« (Quedlinb. 1864) heraus. ¶
mehr
4) Eduard, unter dem Pseudonym Eduard Ferrand bekannter Dichter, geb. zu Landsberg [* 16] a. d. Warthe, kam frühzeitig mit seiner Mutter nach Berlin, wo er Philosophie studierte, widmete sich dann der Litteratur, starb aber schon Er schrieb: »Gedichte« (Berl. 1834; neue Sammlung, das. 1835);
»Nachklänge« (das. 1834);
»Novellen« (das. 1835);
»Lyrisches« (das. 1839);
»Erlebnisse des Herzens«;
Liebesnovelletten (das. 1839).
Nachträge zu S.' Werken finden sich in den »Reliquien« (hrsg. von Arth. Müller, Bd. 2, Berl. 1845).
5) Moritz, Bildhauer, geb. zu Leobschütz
[* 17] in Schlesien, bezog die Akademie in Berlin, arbeitete unter Drake und
erlangte 1853 den Preis für Rom,
[* 18] wo er sich von 1854 bis 1870 weiterbildete und zahlreiche Werke aus dem Kreis
[* 19] der antiken
Mythologie und der Allegorie schuf. Nach Berlin zurückgekehrt, führte er unter anderm für den Sockel der Siegessäule das
Relief mit der Begegnung des Königs und des Kronprinzen auf dem Schlachtfeld von Königgrätz
[* 20] und für die
Außenseite
der Nationalgalerie eine Anzahl von Bildwerken aus, unter denen der Fries in der Vorhalle, der den Entwickelungsgang
der deutschen Kunst in ihren Hauptvertretern darstellt, hervorzuheben ist.