Schuls,
Badeort, s. Tarasp.
3 Seiten, 894 Wörter, 6'321 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Badeort, s. Tarasp.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
romanisch Scuol (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis Untertasna). 1228 m. Gem. und Pfarrdorf auf sehr geschützter, nach S. schauender und sanft geneigter, aussichtsreicher Berghalde; an der linken Thalseite des Unter Engadin und am Eingang ins Val Clozza. 8 km ö. Ardez und 52,1 km nö. der Station Bevers der Albulabahn. Postbureau, Telegraph und Telephon im Dorf Schuls und im Kurhaus Tarasp-Schuls, Postablage im Weiler Scarl. Postwagen Samaden-Schuls-Landeck, nach Davos Platz, nach Sent und nach Tarasp. Gemeinde, mit Pradella und Scarl: 229 Häuser, 1117 Ew. (wovon 242 Katholiken); Dorf (in die Gruppen Ober Schuls und Unter Schuls zerfallend):
214 Häuser, 1067 Ew. 769 Ew. sprechen romanisch, 236 deutsch, 109 italienisch und 2 französisch. Elektrizitätswerk in der Mündungsschlucht der Clemgia (Scarlthal; s. diesen Art.). Schuls bildet mit dem gegenüberliegenden, zur Gemeinde Tarasp gehörenden Weiler Vulpera und dem 2,7 km weiter thalaufwärts auf Schulsergebiet gelegenen Kurhaus Tarasp-Schuls einen grossen und in mächtigem Aufstreben befindlichen Kurort. Das vorzügliche alpine Klima, das im Vergleich mit dem hochalpinen weniger extremen Schwankungen ausgesetzt ist, und die verschiedenen Gruppen angehörenden Mineralquellen (alkalisch-salinische kalte Glaubersalzquellen und verschiedenartige, teils alkalisch-salinische, teils einfache Eisensäuerlinge), die sowohl zu Trink- als zu Badekuren Verwendung finden, bilden im Verein mit der Schönheit der Gegend die Faktoren, welche den Kurort zu einem in seiner Art einzig dastehenden gestalten. Die Hotels in Schuls unterhalten einen regelmässigen Tramverkehr mit den Bädern und Quellen des Kurhauses Tarasp-Schuls, das ausser durch die Poststrasse auch noch durch einen schattigen Waldweg mit dem Dorfe verbunden ist. Um nach Vulpera zu gelangen, musste man bisher zu der Thalsohle des Inn hinunter- und auf der andern Seite wieder hinaufsteigen; seit dem Sommer 1905 führt eine grossartige eiserne Brücke, die Schulser Hochbrücke, 50 m hoch über der Thalsohle fast eben hinüber nach dem prachtvollen Hochplateau mit seinen Hotelpalästen und den sie umgebenden Waldungen. Von den zur Verwendung gelangenden Mineralquellen entspringen die Luziusquelle, die Emeritaquelle, die Bonifaziusquelle und die Carolaquelle auf der rechten Thalseite auf Gebiet von Tarasp, die Suot-Sassquelle und die Wyquelle dagegen auf der linken Thalseite auf Gebiet von Schuls. Die Wyquelle (Temperatur 8,7° C.) wird getrunken und in der Schulser Badehalle für Badezwecke verwendet, während Suot-Sass hauptsächlich als Tafelwasser getrunken wird. Bis Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts lag der Schwerpunkt des Fremdenverkehrs in Vulpera. 1864 wurde das Kurhaus Tarasp-Schuls eröffnet, das auf Gebiet von Schuls, d. h. auf der linken Thalseite in unmittelbarer Nähe der auf der rechten Thalseite auf Gebiet von Tarasp entspringenden Luzius- und Emeritaquelle gelegen ist. Die Eröffnung dieses grossen Etablissementes bildete den Anfang einer neuen Entwicklungsperiode für den ganzen Kurort Schuls-Tarasp. Sowohl in Vulpera als in Schuls entstanden neue und den Anforderungen der Zeit entsprechende Hotels, Pensionen und Villen und stieg auch die Frequenz immer mehr, so dass diese in den letzten Jahren 8000 jährliche Kurgäste überschritten hat. Eine eigentümliche Erscheinung sind die 1 km w. Schuls an der Strasse nach Fetan gelegenen sogen. Mofetten, denen täglich 11 Millionen Liter Kohlensäure entströmen. Zahlreiche schöne Spaziergänge und Ausgangspunkt für sehr lohnende Bergtouren. Das Dorf Schuls zerfällt in zwei grössere Gruppen: das an der Hauptstrasse gelegene Ober Schuls und das 30 m tiefer befindliche Unter Schuls (Scuol Sot). Zwischen beiden steht in prächtiger und aussichtsreicher Lage die freundliche Pfarrkirche. An der Entwicklung des Kurortes hat sich ausschliesslich Ober Schuls beteiligt: hier befinden sich die Bade- und Trinkhalle und die stattlichen Hotels; neuestens dehnt es sich stark nach W. aus, wo mehrere sehr schöne neue Hotels und Villen stehen. Unter Schuls bietet heute noch das ziemlich unverfälschte, darum aber um so interessantere Bild eines alten engadinischen Dorfes. Die Haupterwerbsquelle bildet neben dem Fremdenverkehr die Wiesen- und Alpwirtschaft, verbunden mit Viehzucht. Früher wurde in Schuls auch noch viel Getreide gebaut. Selbstverständlich bedingt der grosse Fremdenverkehr, dass in Schuls auch das Kleingewerbe festen Fuss gefasst hat. Im 12. Jahrhundert bestand zu Schuls für kurze Zeit ein Kloster, das dann von seinem Stifter, Eberhard von Tarasp, nach Marienberg im Vintschgau verlegt wurde. 1499 brannten die Kaiserlichen das Dorf nieder, und das gleiche Schicksal wurde diesem ferner noch 1622 durch die Baldiron'schen Scharen bereitet. Am 3. November 1621 kam in Schuls zwischen den Engadinern und den österreichischen Truppenführern ein Einverständnis zustande, das die erstern für einige Zeit in die Fesseln Oesterreichs schmiedete, indem es sie nicht nur verpflichtete, die Waffen gänzlich niederzulegen, sondern auch die Oesterreicher durch die Erlaubnis freien Durchpasses im Kampfe gegen die 8 Gerichte zu unterstützen. Von 1650 an war lange Jahre Jakob Dorta, der mit dem Pfarrer und Chronisten Vulpius die Bibel in den Unter Engadiner Dialektübersetzte, Pfarrer in Schuls. 1679 wurde diese Bibel in Schuls gedruckt. Eine Druckerei hat in Schuls noch vor etwa 30 Jahren bestanden. In den sehr ausgedehnten Waldungen von Schuls, besonders im wilden Scarlthal, hat sich noch vor wenig Jahren hie und da der Bär gezeigt. Seither ist er verschwunden. Bei Schuls sind Reste von festen Werken des Mittelalters vorhanden und auch römische Spuren (eine Münze von Kaiser Constans) gefunden worden. Schuls scheint die Heimat des berühmten Geschlechtes der à Porta zu sein, deren einstige Burg nahe der jetzigen Innbrücke gestanden haben soll. Ein Angehöriger dieses Geschlechtes hat im Dorf auch die Reformation eingeführt. 1150: S-chulle; 1161: Scullis; 1186: Schuls. Vergl. Killias, E. Die Heilquellen und Mineralbäder von Tarasp-Schuls. Chur 1865; Monnier, H. Tarasp-Schuls-Vulpera; Étude climatologique et balnéothérapique. Samaden [18..]; Dönz, B. Vulpera. Zürich 1900. Siehe auch den Art. Tarasp.