Titel
Schröder
,
1) Friedrich Ludwig, ausgezeichneter Schauspieler und Theaterdirektor, bekannter Dramatiker, geb. zu Schwerin, [* 2] durchzog mit seiner Mutter, die sich in zweiter Ehe mit dem Schauspieler Ackermann verheiratet hatte, Kurland, [* 3] Preußen [* 4] und Polen und trat mehrfach in Kinderrollen auf, kam dann auf das Friedrichskollegium zu Königsberg, [* 5] ward aber hier von seinen Eltern 1756 verlassen und fand bei einem Schuhflicker, dann bei einem Seiltänzer ein Unterkommen. 1759 ging er wieder zu seinen Eltern in die Schweiz, [* 6] wo er sich zum Schauspieler und Tänzer ausbildete.
Nachdem er die Schweiz und die Rheingegenden durchzogen, trat er mit der Ackermannschen Gesellschaft 1764 wieder in Hamburg [* 7] auf und glänzte anfangs besonders als Ballettmeister und im Lustspiel, ging aber dann zum tragischen Fach über und gelangte darin zu hoher Meisterschaft. Nach Ackermanns Tod (1771) übernahm er mit seiner Mutter die Direktion der Hamburger Bühne und machte sich durch sein Lustspiel »Der Arglistige«, dem bald mehrere andre folgten, als dramatischer Schriftsteller einen Namen, während er durch seinen Einfluß auf die Verbesserung des deutschen Theaters überhaupt einwirkte, indem er auf Einheit und kräftiges Zusammenwirken aller Teile zur Erreichung des Gesamtzwecks hinarbeitete und auf Sittlichkeit und Ordnung unter der Gesellschaft hielt.
Besondere Verdienste erwarb er sich um die Einbürgerung Shakespearescher Trauerspiele auf der deutschen Bühne. 1780 unternahm S. eine große Kunstreise durch Deutschland, [* 8] besuchte auch Paris [* 9] und folgte 1781 einem Ruf an das Wiener Hoftheater, kehrte aber bald nach Hamburg zurück und leitete das dortige Theater [* 10] wieder bis 1798, wo er sich auf ein erkauftes Landgütchen, Rellingen, zurückzog, um als dramatischer Schriftsteller thätig zu sein. 1811 übernahm er die Leitung der Bühne von neuem; starb in Rellingen.
Als tragischer Schauspieler zeichnete er sich besonders als Lear, als Philipp in »Don Karlos« und Otto von Wittelsbach aus, war aber auch in komischen Rollen [* 11] von hervorragender Bedeutung und wirkte besonders durch die Wahrheit und Einfachheit seines Spiels. Seine »Dramatischen Werke«, mit Einleitung von Tieck, gab Bülow heraus (Berl. 1831, 4 Bde.).
Vgl.
Meyer, F. L. Schröder
(Hamb. 1819, 2 Bde.);
Brunier, F. L. Schröder
(Leipz. 1864);
Litzmann, S. und Gotter (Briefe, Braunschw. 1887).
2)
Sophie, berühmte Schauspielerin, geb. zu
Paderborn,
[* 12] Tochter des Schauspielers
Gottfried
Bürger, trat schon 1793 bei
der Tyllischen
Gesellschaft in
Petersburg
[* 13] als Lina in der
Oper »Das rote Käppchen« mit Beifall auf und
heiratete in
Reval
[* 14] 1795 den
Schauspieler Stollmers (eigentlich Smets). Auf
Kotzebues
Empfehlung erhielt sie 1798 eine
Anstellung
am
Wiener Hoftheater, ging aber bald nach
Breslau,
[* 15] wo sie für die
Oper engagiert wurde. Von Stollmers geschieden, ward sie 1801 nach
Hamburg berufen und vertauschte hier das naive Rollenfach mit dem tragischen, in welchem sie bald
als
Stern erster
Größe glänzte. 1804 heiratete
sie den
Tenoristen
Friedrich Schröder
und lebte bis 1813 in
Hamburg, wo sie
floh, da der
Marschall
Davoût sie wegen ihrer patriotischen
Gesinnung in das
Innere
Frankreichs bringen lassen wollte.
Nachdem sie eine glänzende Kunstreise gemacht, spielte sie anderthalb Jahre in Prag [* 16] und ward 1815 am Wiener Hoftheater engagiert. Nach ihres zweiten Gatten Tod ging sie 1825 eine neue Ehe mit dem Schauspieler Kunst ein, trennte sich aber bald wieder von ihm, machte bedeutende Kunstreisen, ward 1831 am Münchener Hoftheater engagiert, kehrte aber im Frühjahr 1836 an das Wiener Hoftheater zurück. Seit 1840 pensioniert, lebte sie lange in Augsburg, [* 17] später in München [* 18] und starb daselbst. S. war in der deutschen Kunst eine der ersten, die im Gegensatz zum Realismus der Ifflandschen Schule einer mehr idealistischen Spielweise zum Sieg verhalfen; statt allzu strenger Natürlichkeit fand man bei ihr großartige Auffassung und Ausmalung gewaltiger Leidenschaften. Ihre bedeutendsten Rollen waren: Phädra, Medea, Lady Macbeth, Merope, Sappho, Johanna von Montfaucon und Isabella in der »Braut von Messina«. [* 19]
Vgl. Ph. Schmidt, Sophie S. (Wien [* 20] 1870).
3) Karl, Gynäkolog, geb. zu Neustrelitz, [* 21] studierte seit 1858 in Würzburg [* 22] und Rostock, [* 23] ging 1864 mit Veit als dessen Assistent nach Bonn, [* 24] habilitierte sich hier 1866 als Privatdozent, wurde 1868 als Professor der Geburtshilfe und Direktor der Entbindungsanstalt nach Erlangen [* 25] und 1876 in gleicher Eigenschaft nach Berlin [* 26] berufen, wo er starb. S. hat die operative Technik mit zahlreichen neuen Methoden bereichert und die Ovariotomie in Deutschland eingebürgert. Er schrieb: »Kritische Untersuchungen über die Diagnose der Haematocele retrouterina« (Bonn 1866);
»Lehrbuch der Geburtshilfe« (das. 1870; 10. Aufl. von Olshausen und Veit, 1888);
»Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane« (Leipz. 1874, 9. Aufl. 1889);
»Der schwangere und kreißende Uterus, Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Geburtskunde« (Bonn 1886).
Vgl. Hofmeier, Gedächtnisrede (Leipz. 1887);
Löhlein, Zur Erinnerung an Karl S. (Stuttg. 1887).
4) Marie, Sängerin, s. Hanfstängl 2).