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nach der Größe sowie nach der Form der Buchstaben unterschieden werden, während die Sprache [* 3] dabei keinen Unterschied macht. (S. Schriftarten.) Im technischen Sinne gehören zu den S. auch die Ziffern und Interpunktionszeichen sowie die Spatien, Quadrate, Halbquadrate u. s. w. Schrifterz oder Sylvanit (Aurum graphicum), ein dem monoklinen System angehörendes Erz, das meist sehr kleine und komplizierte Krystalle bildet, die kurz nadelförmig und stark längsgestreift, auch lamellar gestaltet, gewöhnlich in einer Ebene reihenförmig und schriftähnlich gruppiert sind, wobei sie sich durch Zwillingsbildung unter spitzen Winkeln durchkreuzen.
Das Mineral hat eine sehr vollkommene Spaltbarkeit, ist weich und mild, dock in dünnen Blättchen zerbrechlich, von zinnweißer, silberweißer, meist licht stahlgrauer Farbe. Chemisch ist es eine Verbindung von Gold [* 4] und Silber mit Tellur und wird auch aus Gold und Silber verarbeitet. In Salpetersäure löst es sich unter Abscheidung von Gold, in Königswasser unter Abscheidung von Chlorsilber. Hauptfundorte sind Offenbánya und Nagyag in Siebenbürgen und das Calaverasgebiet in Kalifornien.
Schriftflechten, s. Graphideen. Schriftführer, in parlamentarischen und andern Versammlungen diejenigen
Personen, welchen die Feststellung der
Sitzungsprotokolle und bei
Abstimmungen der Namensaufruf obliegt. Mit dem Präsidium
gemeinsam bilden die S. das sog.
Bureau, welchem vielfach besondere geschäftliche, auch repräsentative Funktionen obliegen.
Der Deutsche
[* 5] Reichstag hat acht S., welche durch
Wahl bestimmt werden. Schriftgelehrte,
Soferim, s.
Jüdische Litteratur
(Bd. 9, S. 984 b). Schriftgie
ßerei, Letterngießerei, ein Zweig
der
Buchdruckerkunst, welcher mit dem Letternsatz und dem Letterndruck zusammen erst das Wesen dieser Kunst ausmacht.
Sie zerfällt in drei Hauptverrichtungen, in die des Schriftzeichnens, des Schriftschneidens und des Schriftgie
ßens. Nachdem
die Buchstabenformen für eine Schrift gezeichnet sind, erfolgt ihre Übertragung auf die sauber geebnete und polierte Endfläche
eines viereckigen Stahlstäbchens von 6 bis 7 cm Länge und entsprechender
Stärke.
[* 6] Darauf werden die innern und äußern
Umgebungen des Buchstabenbildes mittels des
Stichels entfernt und der
Buchstabe zeigt sich erhaben an der Endfläche
des Stäbchens, des nunmehrigen
Stempels (s.
Tafel: Schriftgie
ßerei,
[* 1]
Fig. 4). Hierauf erfolgt dessen
Härtung und seine Einprägung
in viereckige, sorgfältig auf einer Seite polierte Kupferstücke.
Das Produkt ist die Matrize [* 1] (Fig. 5). Größere Schriften werden in Blei [* 7] geschnitten und Matrizen davon durch Kupferniederschlag hergestellt. Die Einprägung hat jedoch Unebenheiten geschaffen, die erst beseitigt werden müssen, ehe an die Verwendbarkeit der Matrize gedacht werden kann. Zu diesem Zwecke wird die Matrize so lange gefeilt, bis das vertiefte Buchstabenbild, das Auge, [* 8] an allen Stellen gleich tief ist und einen genau berechneten Platz in dem Kupferstück einnimmt; dann ist sie justiert [* 1] (Fig. 6). Sobald alle zu einer kompletten Schrift gehörigen Matrizen justiert sind, erfolgt der Guß.
Hierzu dient das Gießinstrument [* 1] (Fig. 2 u. 3). Es besteht aus zwei Teilen, welche so übereinander zu liegen kommen, daß sie eine viereckige, oben und unten offene, ungefähr 2 ½ cm lange Röhre herstellen, die seitlich eine Veränderung zuläßt je nachdem breite oder schmale Lettern zu gießen sind. Vor die obere Öffnung dieser Röhre ist nun die Matrize so zu placieren, daß nach vollendetem Gusse das Buchstabenbild die für den korrekten Druck erforderliche Stellung einnimmt.
Ist dies geschehen, d. h. die Zurichtung vollendet und damit die obere Röhrenöffnung geschlossen, so wird das flüssige Letternmetall (s. d.) durch die andere Öffnung eingegossen. Früher schöpfte man es mit einem gewöhnlichen Gießlöffel aus dem Kessel eines Handgießofens, seit fünfzig Jahren dient jedoch dazu hauptsächlich die Handgießmaschine [* 1] (Fig. 12). Dieselbe zeigt auf einem eisernen Untergestell einen kleinen Schmelzkessel mit darunter befindlicher Feuerung und eine Vorrichtung zur Aufnahme des Gießinstruments.
Durch Drehen der Kurbel [* 9] treibt ein Pumpwerk das flüssige Metall in das Gießinstrument. Nach erfolgter Erstarrung öffnen sich die beiden Teile des letztern, lassen die gegossene Letter herausfallen und schließen sich wieder mechanisch für den folgenden Guß. Der gegossenen Letter (Fig. ?) haftet aber noch der Gußzapfen und auch sonstige Rauheit an. Durch Handarbeit wird ersterer abgebrochen und die letztere durch Führen der Lettern (Schleifen) über harte Steine oder Feilen beseitigt. Hierauf werden die Lettern auf dafür eingerichtete hölzerne Schienen (Winkelhaken) aneinandergereiht, aufgesetzt, und gelangen so zu dem Fertig mach er, der sie bezüglich ihrer guten Beschaffenheit, Kegel, Höhe, Linie und Weite zu prüfen und die letzten kleinen Mängel zu beseitigen hat, wozu er sich des Bestoßzeugs [* 1] (Fig. 10) und der nötigen Hobel bedient. Erweist sich das fertige Typenmaterial als tadellos [* 1] (Fig. 8) und sind die Lettern in der erforderlichen Anzahl nach dem Gießzettel vorhanden, so werden sie verpackt und gelangen entweder in das Lager [* 10] der Gießerei [* 11] oder direkt an den Besteller. In derselben Art erfolgt der Guß der Lettern, welche keine Buchstaben tragen, sondern nur zur Herstellung der weißen Räume zwischen den Worten und Zeilen dienen, des Ausschlusses, Durchschusses und der Quadraten. - Eine Verbesserung und Beschleunigung hat der Letternguß durch die im J. 1862 in England zuerst patentierte Komplett-Gießmaschine von Johnson & Atkinson erfahren, d.h. durch eine Maschine, [* 12] welche die Lettern fix und fertig für den Satz liefert.
Nachdem auch mehrere deutsche Schriftgie
ßereien einige Exemplare davon erworben hatten, ließ die Bauersche Gießerei in
Frankfurt
[* 13] a. M. durch den engl. Ingenieur I. Hepburn verbesserte
Maschinen herstellen.
Bald darauf fertigten auch Küstermann &
Co. in
Berlin
[* 14] ähnliche
Maschinen
[* 1]
(Fig. 9), nachdem
Foucher
Frères in
Paris
[* 15] gleichfalls
Komplett-Gießmaschinen auf den Markt gebracht hatten
[* 1]
(Fig. 11). Jetzt sind diese drei
Arten in
allen Kulturländern verbreitet. In Nordamerika
[* 16] ist noch immer die Brucesche
Gießmaschine beliebt, wie
sie 1845 patentiert wurde und auch teilweise in
Deutschland
[* 17] heute noch in Gebrauch ist.
Man hat sie sogar zu Doppelmaschinen verbunden [* 1] (Fig. 1), welche nur einen Arbeiter zur Bedienung erfordern. Die Leistung ist eine bedeutende, um so mehr, als man für die geringe Nachhilfe, welche die damit gegossenen Lettern noch bedürfen, zweckmäßige Hilfsmaschinen geschaffen bat. In Deutschland arbeiten nur I. G. Schelter & Giesecke in Leipzig [* 18] mit solchen Maschinen. Trotzdem ist man auch in Nordamerika dem Komplettgießmaschinenbau näher getreten unter Anlehnung an die europ. Vorgänger. Als ¶