Schottland
(engl. Scotland), früher selbständiges Königreich, seit 1707 die
nördl. Hälfte des
Vereinigten
[* 2] Königreichs
Großbritannien,
[* 3] hängt im
S. und SO. mit England durch einen 110 km breiten Isthmus
zusammen, auf dem die Landesgrenze vom
Solway-Firth und der Mündung des Esk nordostwärts über die
Cheviot-Hills zur Mündung
des
Tweed hinzieht, und wird im O. von der Nordsee, im N. und W. von dem Atlantischen
Meer, im S. von der
Irischen See bespült, im
SW. durch den Nordkanal von
Irland getrennt, der an der engsten
Stelle, zwischen
Kap Mull of
Kintyre
und dem irischen
Vorgebirge
Benmore oder
Fair Head, nur 21 km breit ist. Das
Areal umfaßt mit den dazugehörigen 787
Inseln,
den
Hebriden (s. d.), den
Orkney-Inseln
(s. o.) und den
Shetlandinseln (s. d.), 78895 qkm. (Hierzu
Karte: Schottland.
)
Küsten und Oberflächengestaltung. Die Umrisse sind sehr unregelmäßig. Aus allen Seiten dringen fjordartige Seearme und Buchten (Firths und Lochs) in das Land, im O. der Forth-, Tay-, Murray- oder Moray- und der Dornochbusen, im W., außer dem Solwaybusen, der Clyde-, Linnhe-, Nevis-, Carron-, Maree- und viele andere Busen, Baien und Sunde, so daß der Küstensaum 4072 km beträgt und schon auf 20 qkm 1 km Küste kommt. Gleichwohl hat nur die Westküste gute natürliche Häfen, während auf der Ostseite nur der Cromarty-Firth, ein Seitenzweig des Moraybusens, einen solchen bildet.
Eine Senkung des Meeresspiegels um 100 m würde die innern Teile der westl. Fjorde in Seen verwandeln, da an den flachen Mündungen Land auftauchen würde. Nach Gesittung, Abstammung und Sprache [* 4] der Bewohner, wie diese namentlich um die Mitte des 18. Jahrh. sich zeigte, zerfällt das Land in zwei große Teile: die Niederlande [* 5] (Lowlands) und die Hochlande (Highlands), deren Grenze durch das breite Thal [* 6] des Clyde und Forth bestimmt wird. Die Niederlande ähneln England; die Hochlande, das nördliche S., sind dagegen ein ödes, wenig bevölkertes Land, von rauhem, jedoch mehr feuchtem, nebeligem und stürmischem als kaltem Klima. [* 7]
Durch zwei Einsenkungen und Einschnürungen wird das Land in
Süd-,
Mittel- und Nordschottland
geteilt. Südschottland ist
ein
Berg- und Hügelland, von den
Cheviot-Hills und ihren zahlreichen Verzweigungen eingenommen. Die eigentlichen
Cheviot-Hills
(s. d.), auf der Grenze gegen die engl.
Grafschaft
Northumberland, erreichen 867 m und bieten zahlreichen
Schafherden treffliche
Weiden. Westlich schließen sich die Lowther-Hills an, mit dem Hart-Fell (804 m) und dem Broadlaw (835
m) im O., dem Queensberry-Hill (689 m) und dem eigentlichen Lowther-Hill (769 m) im W. Auch noch weiter im W. und
SW. breitet
sich Hügelland bis zur Irischen See aus, ohne Kettenbildung, aber mit zahlreichen einzelnen
Höhen, z. B.
Cairnsmore of Carsphairn (792 m), Merrick-Mount (843 m) und am
Solway-Firth der isolierte Criffel (569 m). Von dem östl.
Hauptteile des ganzen Berglandes, das man auch als Southern
Uplands bezeichnet, durch eine thalähnliche Einsenkung getrennt,
liegen im N. des
Tweed die Lammermuir-, Moorfoot- und Pentland-Hills (534, 651 und 578 m hoch).
Grüne Ebenen wechseln mit sanft aufsteigenden Hügeln, Fruchtfeldern, mit
Wald und
Weide,
[* 8] dazwischen finden sich unfruchtbare
Moore und
Heiden. Mittelschottland
, im S. von dem Forthbusen und der Einsenkung des Forth- und Clydethals, im N. vom Moraybusen
und dem vom
Caledonischen
Kanal
[* 9] (s. d.) durchzogenen
Thale von
Glen-More-nan-Albin begrenzt, ist zu mehr
als drei Vierteln Gebirgsland. Die Hauptmasse ist die breite
Region des
Grampiangebirges (s. d.), das im N.
Berge von
Cairngorm
(s. d.) genannt, im
Ben-Nevis, dem höchsten Gipfel der
Insel, 1343 m Höhe erreicht.
Die Berggegend im
S. und SO. der Grampians erreicht nicht die
Küste, sondern endet an der über 126 km
langen, 2-26 km breiten Ebene
Strathmore, die sich von
Stonehaven gegen
SW. bis
Stirling am Forth hinzieht und die größte zusammenhängende
Strecke Kulturlandes in ganz S., den Hauptbestandteil der eigentlichen Lowlands bildet, trefflich bebaut und ergiebig
an Gerste
[* 10] und Kartoffeln. Im SO. von dieser Ebene finden sich wieder zwei
Hauptketten: die Sidlaw-Hills, die von Perth gegen
NO. ziehen und in
Terrassen ostwärts zum
Meere, südwärts zu der fruchtbaren
Ebene des
Tay abfallen, und die Ochil-Hills (s. d.), die von Perth gegen
SW. streifen und im
Ben-Cleuch 720
m, in
einer östl. Verzweigung, den Lomonds, noch 527 m Höhe erreichen. Nordschottland
oder die
North-Western
Highlands, der unwirtlichste
und am geringsten
¶
mehr
bevölkerte Teil Großbritanniens, besteht aus einer kahlen, von Torfmooren und Sümpfen eingenommenen Hochebene von 150 bis 425 m Meereshöhe, auf welcher zahlreiche Gipfel emporsteigen. Die höchsten sind der Ben-Dearg (1081 m), der Ben-Wyvis (1045 m); viele andere erreichen zwischen 900 und 1000 m Höhe. Etwas niedriger sind die Gipfel in den nördlichsten Teilen, in Sutherland. Kaum ein Zwanzigstel des Landes ist eben, hauptsächlich an der Ostküste, wo die welligen Ebenen von Caithneß und von Cromarty einiger Kultur Raum geben. Der wunderbare Wechsel von mächtigen Bergen, [* 12] von burggekrönten Hügeln, von tiefen Felsschluchten (Glens), von offenen Thälern (Straths oder Carses), besonders an der Ostseite, von malerischen Felsenküsten, von Seen, Flüssen und Wasserfällen verleiben S. die Reize höchster Romantik.
Geologisches. Im äußersten Nordwesten und auf den Hebriden herrscht archaisches Gestein vor, an der Nordostspitze, am Moray-Firth und im Strathmore alter roter Sandstein, sonst fast durchweg die silurische und die devonische Formation mit Graniteinschaltungen, die ihre heutige Gestalt weniger den Faltungen und Verwerfungen als der Denudation verdankt. Der Caledonische Kanal bezeichnet eine Hauptspalte. Spätere Einbrüche trennten die Hebriden ab, ein Vorgang, der durch das Auftreten eruptiver Thätigkeit an der Westküste gekennzeichnet wird. Eine Trennung des Gebietes in zwei Teile bewirkt die Mulde zwischen Glasgow [* 13] und Edinburgh, wo durch Denudation die jüngern Kohlen in der Mitte bloßgelegt sind, während Devon [* 14] und Silur die Ränder bilden. Erhalten haben sich hier auch alte Eruptivmassen. Die Spuren der diluvialen Eiszeiten sind die sog. Kames, Stirnmoränen, die wie Dämme die Moorlandschaften durchziehen, sowie die meisten Seen.
Bewässerung. Fast alle Flüsse [* 15] entspringen im Gebirge, haben einen viel raschern Lauf als die Englands, steigen oft plötzlich an und sind viel weniger zur Schiffahrt geeignet. Die bedeutendsten sind im Osten der Tweed, der Forth, der bedeutendste von allen, der Tay, der Dee von Aberdeen, [* 16] der Don, der Spey, der schönste von allen, der Neß und der Findhorn; im Westen ist nur der Clyde wichtig. (S. die Einzelartikel.) Die zahlreichen Landseen (Lochs) sind teils Süßwasserseen, teils tief in das Land eindringende Seearme, durch großen Umfang oder reizende Umgebung, fast alle durch außerordentlichen Fischreichtum ausgezeichnet.
Sie bedecken insgesamt 1665 qkm. Die bedeutendsten der Süßwasserseen sind der Lomond (mit mehr als 30 Inseln), der Awe und der Neß (s. d.), ferner der Loch Shin, der im nördl. Hochland eine von NW. nach SO. gerichtete Spalte bezeichnet, Loch Maree, Loch Tay, Arkaig, Shiel, Lochy, Laggan und Morar. Der einzige bedeutendere See im Tieflande ist der historisch berühmte Loch Leven in Kinroß (s. d.). Der Loch Neß, Oich und Lochy sind durch den Caledonischen Kanal (s. d.) verbunden; außer diesem sind wichtig: der Forth-Clydekanal (s. Forth) mit dem Unionkanal, der Aberdeenkanal (30 km) und der 1793-1801 erbaute Crinan-Kanal in Argyle. Im ganzen giebt es 245 km Kanäle, von denen 134 km den Eisenbahngesellschaften gehören.
Klima, Flora und Fauna. Das Klima ist im wesentlichen durch die Meeresnähe bedingt. Kühle, regenreiche Sommer, milde Winter, stets trüber Himmel [* 17] sind die Regel. Die Januarisothermen durchziehen das Land von N. nach S., und zwar schneidet die von 4,5° C. die Hebriden und Cantire, die von 4° geht in Schlangenwindung von den Shetlandinseln zur Westküste, dann nach Liverpool [* 18] und London, [* 19] während die Masse des Innern bis an den Ostrand 3,5° C. zeigt. Im Juli dagegen ist S. weniger warm als England;
die Isothermen ziehen von W. nach O., indem sie im Innern des Landes nach N. zu ansteigen;
die von 15,5° trifft den südlichsten Teil;
Dumfries im W. und Aberdeen im O. haben 15°, die Nordküste 13,5, die Shetlandinseln 12° C. Westl.
Luftströmungen herrschen vor; gewaltige Regenfälle (bis 4000 mm an der Westküste), plötzliche Stürme sind häufig. - Die Vegetation entspricht der des mittlern Skandinavien, da die Buche schon südwärts zurückbleibt, ebenso die Eiche von den Grampians an; nur die Kiefer mit Birke geht bis 59° nördl. Br. Üppig gedeiht im feuchten Bergklima das gewöhnliche Heidekraut, Calluna vulgaris Salisb. Auf den Berggipfeln sind arktische Arten verbreitet. - Die mitteleurop.
Tierwelt, welche an Artenzahl von Südosten nach Nordwesten stetig abnimmt, betritt in vielen ihrer Mitglieder den schott. Boden nicht mehr, andere sind hier im Lauf der Zeiten eher als auf dem Kontinent ausgerottet. Doch finden sich im Hochland auch Formen, welche selbst England abgehen, so eine Lokalrasse des Schneehuhns (Lagopus scoticus Gray), welche im Winter nicht weih wird, eine Reihe arktischer Wasservögel und Insekten. [* 20] Die Flüsse und Bergseen sind reich an edlen Fischen, welche oft auch lokale Rassen nordischer Formen von Lachsen und Saiblingen sind. Die Fauna des Meers an den Küsten ist infolge der vorherrschenden Entwicklung von Felsen sehr reichhaltig.
Bevölkerung. [* 21] S. zählte 1801: 1,61, 1821: 2,09, 1851: 2,88, 1881: 3,73 Mill. E. 1891 ergab die Zählung 4025647 E., d. i. 51 auf 1 qkm. Davon waren 1942717 männl., 2082930 weibl. E. Die Zahl der bewohnten Häuser betrug 817568. Von den Städten hatten 34 über 10000 E. und zwar hatten 18: 10-20000, 9: 20-50000, 3: 50-100000 und 4 über 100000 E. Die städtische Bevölkerung beträgt über 47 Proz. der Gesamteinwohnerzahl. Die größte Stadt ist Glasgow mit (1894) 686820 E.; die Hauptstadt Edinburgh zählt nur 270588 E. Auch hier zeigt sich die Anziehungskraft der Städte: die Landbevölkerung hat 1881-91 um 5,33 Proz. abgenommen, die der Dörfer um 4, die der Städte um 14,1 Proz. zugenommen. Nach dem Beruf gliederte sich die Bevölkerung folgendermaßen:
Berufe | Männliche | Weibliche | Zusammen |
---|---|---|---|
Freie Berufe | 75532 | 35787 | 111319 |
Handel | 170676 | 10276 | 180952 |
Persönliche Dienstleistung | 13102 | 190051 | 203153 |
Landwirtschaft | 219042 | 30082 | 249124 |
Industrie | 742036 | 290368 | 1032404 |
Unbeschäftigt oder unproduktiv | 722329 | 1526366 | 2248695 |
Gesamtbevölkerung | 1942717 | 2082930 | 4025647 |
Die kelt. Bestandteile der Bevölkerung haben sich im Nordwesten und auf den Hebriden erhalten. Auf den Orkney-Inseln, den Shetlands und in Caithneß finden sich altnord. Elemente. Das Englische [* 22] dringt aber immer mehr vor. Die Schotten, besonders die Hochländer oder Bergschotten, sind tapfer, gastfrei, wohlwollend, dabei stolz auf ihren Stamm (Clan) und ebenso haushälterisch wie die ¶
mehr
Engländer, aber unmäßiger im Genuß geistiger Getränke. Die Stammverschiedenheit der Hochländer und der Niederländer tritt noch in Sitten und Charakter hervor. Über die Sprache der Schotten in den Lowlands s. Englische Sprache, über die der Kelten in den Highlands s. Gälisch. Der Religion nach gehörten (1893) 612411 in 1353 Kirchspielen der Schottischen Kirche (s. d.) an. Von den übrigen kirchlichen Gemeinschaften sind die wichtigsten die Freie schott. Kirche (seit 1843) mit 343069 Mitgliedern und 1372060, die sie als Zugehörige betrachtet, ferner die Vereinigte presbyterianische Kirche, aus kleinern Sekten gebildet, mit 188706 Mitgliedern, sowie Methodisten, Baptisten, Independenten und Unitarier.
Zur episkopalen Kirche gehört ein großer Teil des Adels, sie zählt 7 Bischöfe und etwa 80000 Angehörige. Die Katholiken haben besonders durch Zuwanderung aus Irland stark zugenommen. Sie haben 2 Erzbischöfe, 4 Bischöfe und etwa 365000 Angehörige. Was die Bewegung der Bevölkerung anlangt, so betrug die Zahl der Geburten 1890: 121530, 1891: 125986, 1892: 125011, 1893: 127040, die der Eheschließungen 27441, 27969, 28637 und 27090, die der Todesfälle 78978, 83573, 75568 und 79641. Im J. 1893 waren 7,4 Proz. der Geburten außerehelich, und zwar 3,3 Proz. auf den Shetlands, 4,9 in Roß und Cromarty, 15,1 in Wigtown. Die Zahl der Auswanderer betrug 1893: 22637, 1894: 14213. Für 93682 Arme werden jährlich 894500 Pfd. St. verausgabt.
S. zerfällt in 33 Grafschaften:
Grafschaften | qkm | Einw. |
---|---|---|
Shetland | ) | 28711 |
}2422 | ||
Orkney | ) | 30453 |
Caithneß | 1844 | 37177 |
Sutherland | 4885 | 21896 |
Roß und Cromarty | 8159 | 78727 |
Inverneß | 11021 | 90121 |
Nairn | 556 | 9155 |
Elgin | 1375 | 43471 |
Banff | 1777 | 61684 |
Aberdeen | 5101 | 284036 |
Kincardine | 1004 | 35492 |
Forfar | 2306 | 277735 |
Perth | 6736 | 122185 |
Fife | 1329 | 190365 |
Kinroß | 201 | 6673 |
Clackmannan | 129 | 33140 |
Stirling | 1208 | 118021 |
Dumbarton | 698 | 98014 |
Argyll | 8429 | 74404 |
Bute | 582 | 18404 |
Renfrew | 657 | 230812 |
Ayr | 2975 | 226386 |
Lanark | 2302 | 1105899 |
Linlithgow | 328 | 52808 |
Edinburgh | 950 | 434276 |
Haddington | 724 | 37377 |
Berwick | 1202 | 32290 |
Peebles | 922 | 14750 |
Selkirk | 673 | 27712 |
Roxburgh | 1734 | 53500 |
Dumfries | 2856 | 74245 |
Kirkcudbright | 2469 | 39985 |
Wigtown | 1326 | 36062 |
Diese Grafschaften werden in 8 Divisions zusammengefaßt. (S. Großbritannien und Irland, Bd. 8, S. 400 b.)
Landwirtschaft und Fischerei.
[* 24] Von der Bodenfläche kommen auf das Ackerland und Weide 23, auf Wälle und
Gebüsch 7, auf Gebirge, Heide und Wasser 70 Proz. Unter Anbau stehen im ganzen 4,44 Mill. Acres, d. i. 4,5 Proz. des gesamten
Areals. Die fruchtbarsten Gebiete liegen am Firth of Forth und an der Ostküste bis zum Moray-Firth. In Fife sind 12,
in Aberdeen 43, in Argyll aber 92, in Sutherland sogar 96 Proz. der Fläche Ödland. Die Landwirtschaft hat
also in dem größten Teil des Landes mit Schwierigkeiten zu kämpfen, steht jedoch in Südschottland
gegenwärtig
auf einer
fast höhern Stufe als in England.
Hafer [* 25] ist die Stapelware des Ackerbauers auch auf den Inseln und die Brotfrucht des Landmanns; Gerste wird meistens zum Branntweinbrennen benutzt. Kartoffeln werden viel gebaut, müssen aber auch eingeführt werden. Auch die Schafzucht, welche im ganzen der englischen nachsteht, hat sich bedeutend gehoben und sogar in die Hochlande verbreitet; man schätzt die Zahl der Schafe [* 26] auf 7272864 Stück. Doch sind im Maximum in Ayr nur 16 Proz. Weiden. Übrigens wird auch in S., wie in England, bei der Schafzucht weniger auf Erzeugung von guter Wolle als von gutem Fleisch gesehen.
Von Rindern (1201506 Stück) unterscheidet man verschiedene Stämme. Die Gallowayrinder, ohne Hörner, meist schwarz oder gefleckt, liefern vorzügliches Fleisch, weniger gute Butter. Die Rinder [* 27] von Aberdeen, Fife, Ayr, Argyll und den Highlands haben Hörner von mittlerer Länge und liefern teilweise vorzügliches Fleisch und reichliche Milch. Clydesdale hat kleine, aber ausdauernde Ackerpferde, das Hochland Ponies, die jedoch hauptsächlich auf den Shetlandinseln vorkommen. Im ganzen schätzt man die Zahl der Pferde [* 28] in S. nur auf 205707 Stück.
Auch für Schweine [* 29] wird nur die kleine Zahl von 148535 Stück angegeben. Die schönsten Waldungen (im ganzen 880000 Acres) enthält der östl. Teil der Hochlande. Hochwild und niederes Wild sind vorhanden sowie Wasser- und Seevögel in Menge, Eidergänse vorzüglich auf den Inseln. Was die Verteilung des Bodens anlangt, so herrscht hier in noch höherm Maße als in England und Irland Großgrundbesitz vor; 600 Besitzer haben vier Fünftel des Landes inne. Man rechnet 4741296 Holdings (Haushaltungen) von 50 bis 1000 Acres, auf 19 Jahre verpachtet und hauptsächlich dem Ackerbau und der Viehzucht [* 30] gewidmet.
Außerdem giebt es noch, besonders in den nordwestl. Hochlanden, eine Anzahl kleinerer Holdings, sog. Crofter-Holdings, für 40000 Familien. Die Landverhältnisse sind nach der alten Idee des Lehnswesens geregelt. Die großen adligen Familien (der Duke of Athol besitzt z. B. 194640, der Duke of Sutherland 176454 Acres in S.) sind die Eigentümer, das jeweilige Haupt derselben hat das Verfügungsrecht über Grund und Boden. Meist übergiebt er dasselbe an einen Vasallen in «Feu» oder «Feu Duty».
Diese bestand früher in einer jährlichen Abgabe von Korn, Vieh u. s. w., seit Ende des 18. Jahrh. in einer jährlich in Geld zu entrichtenden Grundrente. Diese «Feu» stellt sich als eine Art beständiger und bedingungsloser Erbpacht dar. Solange der Lehnsmann (Feodar) oder seine Angehörigen den Grundzins regelmäßig entrichten, hat der Lehnsherr (Landlord) kein Recht, ihn an dem vollen Nießbrauch des Bodens, für Bauen, Ackerwirtschaft, Viehzucht, Vermieten u. s. w. zu hindern.
Eine Menge Gesetze stellen die Rechte des Landlords, des Feodar und des von diesem abhängigen Abmieters (Tenant) fest. Die Feu-Charter läuft in der Regel auf 993 Jahre. Das Recht des Grabens nach Edelmetallen oder nützlichen Mineralien, [* 31] wie z. B. Kohle, ist dem Landlord vorbehalten. Eine modifizierte Form dieser Erbpacht herrscht in Städten oder reich bevölkerten Distrikten: the Contract of Ground Annual. Die Fischerei ist bei der großen Küstenausdehnung sehr bedeutend.
Die Fischerflotte von S. bestand 1893 aus 13491 Fahrzeugen mit 118327 t; 45141 Personen waren mit dem Fischfang beschäftigt. Der Heringsfang bildet, seit die Holländer aus dem Alleinbesitz desselben verdrängt wurden, eine Hauptbeschäftigung der Küstenbewohner, besonders im Westen, z. B. in Fraserburgh, Wick und Peterhead und auf den Orkney- und den Shetlandsinseln; drei Viertel des Ertrags (1892: 61249 t im Werte von 769938 Pfd. St.) gehen nach dem Kontinent, besonders nach Deutschland. [* 32] Außerdem ¶