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Schörl, Mineral, s. Turmalin. Schorlemer-Alst, Burghard, Freiherr von, ultramontaner Politiker, geb. auf Schloß Herringshauscn bei Lippstadt, trat 1845 in das 8. Ulancnregiment ein, schied 1857 als Pre- mierlieutcnant wieder aus und widmete sich dann der landwirtschaftlichen Thätigkeit auf seinem Gute Alst bei Horstmar. Er wurde 1863 Mitglied des preuß. Landcsökonomiekollegiums, war auch Ehren- direktor des Landwirtschaftlichen Provinzialvereins von Westfalen, Direktor des Landwirtschaftlichen Hauptvereins zu Münster, Mitglied des preuß. Staatsrats (seit 1884) und Vorsitzender des West- fälischen Vaueruvereins.
Seit 1870 war S. Mit- glied des preuß. Abgeordnetenhauses; im Deutschen Reichstag vertrat er seit 1875 Tccklenburg-Stein- furt-Ahaus. Für seine rege Thätigkeit im Interesse des Ultramontanismus wurde ervomPapftPius IX. zum päpstl. Geheimkämmercr ernannt. Er gehörte zu den schlagfertigsten Rednern des konfervativen reckten Flügels der Centrumspartei und trat fo- wohl in kircheupolit. wie wirtschaftlichen Fragen hervor. «Aus Gesundheitsrücksichten» legte er 1885 das Reichstags- und 1889 das Landtagsmandat nieder.
Doch scheint der Gegensatz zu der unter Windthorsts Führung dominierenden demokratischen Richtung der Partei, der bei mehrfachen Gelegen- heiten zu Tage trat, für deu Rücktritt mitbestimmend gewesen zu sein. Zwar nahm S. 1890 wieder ein Reichstagsmandat an, mußte dasselbe jedoch wegen eines Herzleidens Ende des Jahres abermals nieder- legen. Er starb in Münster. Schorn,Karl, Geschichtsmaler, geb. zu Düsseldorf, erhielt feine Kunstbildung zu Berlin in der Schule Wachs.
Nachdem er schon durch Maria Stuart und Rizzio, Karl V. zu San Iuste, Cromwell vor der Schlacht bei Dunbar zur Anerkennung gelangt und dann 1824-26 in Paris nach Gros und Ingres sich weiter gebildet hatte, trat er in die Cornelius-Schule in München und nahm an der Ausführung der Fresken in den Arkaden des Hofgartcns wie an den Kompo- sitionen zu den Scitenfenstcrn des Doms zu Re- gcnsburg teil. Eine Reise nach Italien gab Stoff zu cincr andern Folge von Gemälden, zu denen auch launige Genrebilder zählen. 1843-45 malte er im Auftrage des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Die gefangenen Wiedertäufer vor dem Bischof Franz zu Münster 1536 (1846). Die Ber- liner Nationalgalerie besitzt von ihm die beiden Ge- mälde: Papst Paul III. vor dem Bilde Luthers und Spieler aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges; die Neue Pinakothek zu Müuchen: Knox mit Sol- daten disputierend und das unvollendete Kolossal- bild Sintflut (1845-60).
Ecit 1847 Professor an der Münchener Akademie, erscheint er als der kolo- ristische und realistische Vorläufer des mit ihm ver- fchwägertcnPiloty. S.starb 7. Okt. 1850zuMünchen. Schorndorf.
1) Obcramt im württemb. Iagst- kreis, hat 192,84 ^m und (1890) 25 578(12139 männl., 13 439 weibl.) E. in 1 Stadt und 27 Land- gemeinden. - 2) Obcramtsstadt im Oberamt S., an der Nems und der Linie Stuttgart-Nördlingen der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Ellwangen), Ka- meral- und Forstamtes, hat (1890) 4741 E., dar- unter 119 Katboliken, Post, Telegraph, Reste ehe- maliger Befestigungen, gotische evang. Kirche mit prächtigem Portal, Schloß, Latein- und Realschule, Frauenstift; Tabak-, Cigarren-, Nähmaschinen-, Eisenmöbel-und Lederfabriken, Landwirtschaft, Vieh- zucht, Obst- und Weinbau.
Schornstein, Schlot, Össe oder Esse (ost auch Kamin genannt), der vertikal, aussteigende Kanal einer Feuerungsanlage, welcher den Zweck hat, den Rauch mit einer gewissen Geschwindigkeit ins Freie abzuführen und dadurch den zur Verbren- nung des Brennmaterials erforderlichen Zug zu er- zeugen. Sie sind entweder als gemauerte Rohren in den Gebäudewäuden oder als freistehende röhren- förmige Kanäle von Stein oder Eisenblech ausge- führt. Die erstern haben entweder 0,40 bis 0,4? m Seite bei quadratischem Querschnitt und heißen dann besteigbare oder fahrbare S., oder sie werden nur 0,i5 bis 0,21 m im Quadrat oder mit kreisrundem Querschnitt von 0,20 m Durch- messer ausgeführt als fog. enge S. oder russische Röhren. An fahrbare S. kann man eine belie- bige Anzahl Feuerungen in verfchiedeuen Stock- werken anfchließen, während bei russ. Röhren man nur solche in beschränkter Anzahl einmünden lassen darf und zwar nie Feuerungen verschiedener Stockwerke in dasselbe Rohr.
Man rechnet erfah- rungsgemäß auf einen Stubenofen 80 bis 85 ^cm Schornsteinquerschnittfläche. S. von mehr als 55 cm Quadratfeite müssen Steigeisen erhalten. Alle S. sind mindestens 30 cin über den Dachfirsten hoch aufzu- führen. Die Reinigung durch den Schornsteinfeger (s. d.) geschieht für rechteckigen Querschnitt mit Senkkugel und Kreuzbeseu, für runden Querschnitt mit Senkkugel und Bürste; sie muß der Feuer- gefährlichkeit wegen von Zeit zu Zeit stattfinden und das Rcichsstrafgesetzbuck (S. 368,4) bedrobt das Unterlassen einer rechtzeitigen Reinigung der S. mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu 14 Tagen.
Zur Reinigung ist im Keller in der Höhe von etwa 1 m vom Fußboden eine Öffnung anzu- bringen, die mit einer gußeisernen Rcinigungsthür geschlossen ist, hinter welcher sich der Rußkasten be- findet. Steigbare S. erhalten eine Einsteigeöffnung. Im Iunern werden die S. mit Kalkmörtel ausge- strichen. Alles Holzwerk ist von den äußern Wan- dungen der S. mindestens 5 bis 7 cm entfernt zu halten. Die freistehendenS. haben quadratischen, polygonal achteckigen oder kreisrunden Querschnitt.
Jeder S. besteht aus dem obern höhern Teil, dem Schaft, und dem untern, niedrigem Teil, dem Sockel, welcher stets aus Stein hergestellt wird, während der Schaft aus Stein oder Eisen gebaut sein kann. Der achteckige Querschnitt erfordert nur Form- fteiue an den Ecken, der kreisrunde dagegen lauter Formsteine. Die geringste Höhe eines Fadrikschorn- steins ist 16 in; solche erhalten meist quadratischen Querschnitt, während S. von mittlerer Höhe acht- eckigen, solche von großer Höhe kreisrunden Quer- schnitt erhalten.
Der runde Querschnitt ist für die Stabilität und den Rauchabzug der günstigste. Die Weite eines S. kann oben kleiner, ebenso groß oder größer als unten sein. Das erstere ist das gebräuch- lichere, bei Lokomotiven das letztere. Zu verwerfen ist, die Echornsteinmündung mit einem Kapital zu verfehen, wenigstens sollte ein solches nur ganz ge- ringe Ausladung erhalten, da sonst die äußere Luft nicht saugend zur Entführung der Gase wirken kann, der Wind sich im Kapital fängt und, in wirbelnde Bewegung verfetzt, in den S. schlägt. Der in den Schornsteinsockel mündende Rauchkanal, der sog. Fuchs, muß bogenförmig sein, damit sich die