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fluß, später auch ausgesprochene Ernährungsstörung auf. Behandlung aussichtslos, deshalb ist zeitiges Schlachten der erkrankten Tiere angezeigt. Schnüffeln, s. Geruch. Schnupfen ((^oi-^ii), die Entzündung, der Katarrh (s. d.) der Nasenschleimhaut. Diese ist dabei entweder trocken, aber verschwollen (Stock- schnupfen), oder sondert sogleich einen dünnen, scharfen Schleim ab (Fließschnupfen), der nach längerer oder kürzerer Zeit, meist nach zwei bis drei Tagen, dicker und milder wird.
Damit ver- binden sich öfters: Niesen, Gefühle von Spannung oder Prickeln in der Nase, Nasenbluten, ^opfsckmer- zcn, Thränen der Augen, Störung des Geruchs- und Geschmackssinns, veränderte Sprache, mitunter auch Ohrensausen und vorübergehende Schwerhörig- keit, bei schwächlichen Personen auch mehr oder minder heftige Fiebererscheinungen (Schnupfen- fieber, Katarrhalfieb er). Der S. entsteht meist durch plötzlichen Temperaturwechsel, bei schnellem Übergang von kalt zu warm oder umgekebrt, und herrscht deshalb im Winter und Frühjahr; aber auch durch scharfe, in die Nase gelangte Einatmung oder Flüssigkeiten u. s. w. Er tritt auch als Teilerschei- nung gewisser Infektionskrankheiten (Masern, Grippe) sowie der chronischen Iodvergiftuna auf.
Der gewöhnliche S. ist eine leicht heilbare Krank- beit. Man muß dabei den schnellen Wechsel der Temperatur, besonders Zualuft vermeiden, die Füße warm halten und eine regelmäßige Diät beobachten. Mitunter gelingt es, einen aufbrechenden S. durch ein russ. Dampfbad oder durch wiederholte Ein- atmung des Hager-Vrandschen Schnupfenmittels (bestehend aus Carbolfäure, Spiritus und Salmiak- geist) zu coupieren; neuerdings werden zu diesem Zwecke auch Echnupfpulver aus Menthol oder Co- ca'in empfohlen.
Bei Säuglingen gehört ein S. schon zu den bedeutendern Krankheiten, weil er, bei der Enge der kindlichen Nase, das Säugen und da- mit die Ernährung erschweren kann; man reicbe da- her die Milch mit einem Löffel und reinige die Nasen- höhlen öfters mit einem Pinsel oder durch lauwarme Eiufpritzungen. Stockschnupfen kann auch durch Verstopfen der Nafengänge durch Echleimhautwuche- rungen (Polypen) entstehen und erfordert dann eine zweckmäßige chirurg. Behandlung. (S. Nase.) Schnupftabaks ein aus Tabakblättern (s. Tabak) gewonnenes Schnupfmittel, wird meist aus schweren Habaksorten, dicken, fleischigen Blättern von kräftig säuerlichem Geruch und nicht zu heller Farbe dar- gestellt.
Lange, dürre oder nicht aromatische Blätter taugen zur Fabrikation nicht. In erster Reihe kommen Virginia- und Amersfoorter Blätter, dann inländ. Landtabak (Mutterstadt-Eppstein und schwere poln. VläNer), ungarischer, aber auch Habana, Kentucky, Domingo, Orinoco, Maryland, und die unter dem Namen Diessn bekannten Holland. Blätter. Eine große Rolle spielt das Lagern des Tabaks und das Sortieren, bei welchem alle unreifen, kraftlofen, ver- stockten, verschimmelten und vermoderten Blätter ausgeschieden werden müssen.
Die sortierten Blätter werden sodann nach dem für Rauchtabak gebräuch- lichen Verfahren entrippt, oder man begnügt sich damit, den die stärksten Rippen enthaltenden untern Blattteil abzuschneiden, der alsdann zur Herstellung von Rauchtabak benutzt wird. Hierauf beginnt das Beizen mit der Sauce. Soll der Tabak eine fchwarze Farbe erhalten, so wird die Beizflüssigkeit heiß an- gewandt. Die gebeizten Blätter treten bald in Gä- rung. Die Dauer der letztern und die Menge des Bades zum Beizen hängen von der Beschaffenheit der Tabakblätter ab, wechseln auch im Sommer und Winter und schwanken zwischen vier Tagen und sechs Wochen. Je feiner die Blätter, desto we- niger stark dürfen sie gären.
Nach der Gärung werden die Blätter entweder gleich zerschnitten, ge- stampft und gemahlen, oder vorher in sog. Karot- ten (s. d.) oder auch in irgend eine andere Form gepreßt. Die Zusammensetzung der einzelnen Saucen ist verschieden und wird von den Fabriken als Ge- heimnis betrachtet. Verschiedene aromatische Kräuter und Wurzeln, Wacholderbeeren, Kalmus, Pome- ranzenschalen, Angelikawurzel, Korinthen, Rosinen, SüVholzsaft, Tamarinden, Arrak, Rum, Rheinwein, Salmiak, Pottasche sind häufige Ingredienzien.
Die gebeizten Tabakblätter werden zerkleinert und dann gemahlen oder rapiert (auf Tabakmüh- len oder Rapiermaschinen). Der gemahlene S. heißt auch Raps (Rappen). Näheres über diese maschinellen Einrichtungen s. Tabak. Der gemahlene Tabak wird gesiebt und hierauf nochmals angefeuchtet, was teils mit der Hand, teils mit Hilfe besonderer Maschinen geschieht. Nun- mehr ist der S. zum Verpacken fertig und wird möglichst fest entweder in Fässer gestampft oder in Büchsen gepreßt, für welch letztere Arbeit ganz ähn- liche Maschinen wie zum Verpacken des Rauchtabaks in Gebrauch sind.
Die für den Verfand bestimmten Büchfen fertigte man früher allgemein aus Blei- folie. Da jedoch der Tabak in solcher Verpackung leicht stark bleihaltig wird und dann zu chronischen Bleivergiftungen Anlaß giebt, verpackt man ihn entweder in Zinnfolie oder in Wachs- oder Pa- raffinpapier. Tabakmehle, welche durch direktes Vermablen von getrockneten, noch nicht gegorenen Blättern hergestellt wurden, müssen vor dem Ver- packen der Gärung unterworfen werden. Zu diefem Zweck fchlägt man sie mit hölzernen Stempeln in große Kisten mit durchlöcherten Deckeln ein und stellt dieselben in warm gehaltenen Kammem auf.
Die wichtigsten Schnupftabakfortm sind: aroma- tischer Augentabak, Vahia, Bärenburger, Verga- mottetabak, Bisamtabak, Bolongaro, Bon-Bon, Vrasilientabak, Spaniol (für Damen), Grand Kar- dinal, Kuskotabak, Duchesse, Espaniol oder Ieville- tabak, Frankfurter, Hannoverischer Tabak, Musino- tabak, Holländer Tabak, Limburger Tabak, Cötes d.' Mansques, Mississippi, Tabak d'Oranges,Tabac de Turcs ä la Robeillard, Iasmintabak, Maküba, Malteser, Marino, Marokko, Millefleurs, Natchi- toches, Naturell-Amsterdamer, Naturell-Pariser, Naturell-Straßburger, Neapolitaner, Neroli, Nes- sing, Neuroder Tabak, St. Omer, Pariser, Preßtabak, Raps (Raps Clairac, Veilchen-Rappee), Straßburger Weizen, Termonde, Tonka, unaar. gebeizter Tabak, St.Vincent. Außer diesen den erforderlichen Feuchtig- keitsgrad enthaltenden und daher direkt zum Gebrauch geeigneten Sorten kommt im Handeldersog.
St aub- tabak (ungar. oder Debröer Staub) vor, ein trocknes Mehl, das erst durch Anfeuchten mit Wasser als S. verwendbar wird. Derselbe hat den besonders für den Versand nach entfernten Gegenden wichtigen Vorzug, eine minder sorgfältige Verpackung zu er- fordern. Fertige Tabake lassen sich nämlich schwer in arohen Partien versenden, weil der Tabak auf dem Transport an heißen Sommertagen leicht umschlägt und an Güte verliert. Bemerkenswert ist noch, daß man zuweilen dem S. Stoffe, die eine starke, zum
T.
Raum
Titel
Tabak
[* ] (Nicotiana Tourn.), Gattung aus der Familie der Solanaceen, ein-, seltener mehrjährige, häufig drüsenhaarige, klebrige Kräuter, bisweilen halbstrauchig, selten strauch- oder baumartig, mit einfachen, ganzrandigen, selten buchtigen Blättern, endständigen Blütentrauben oder Rispen und trockner, zweifächeriger, vom bleibenden Kelch umgebener Kapsel mit zahlreichen sehr kleinen Samen. Etwa 50, bis auf wenige australische und polynesische, in Amerika heimische Arten. Bauerntabak (N. rustica L.), einjährig, 60-120 cm hoch, drüsig kurz behaart, klebrig, mit mehr oder weniger verästeltem Stengel,
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eiförmigen, oben sitzenden, unten gestielten, gerippten Blättern, grünlichgelben Blüten in endständigen, gedrängten Rispen und fast kugeligen Kapseln, in Mexiko und Südamerika, wird bei uns seltener gebaut, im Orient aber ausschließlich und liefert den türkischen Tabak und Latakia. Gemeiner, virginischer Tabak (N. Tabacum L., s. Tafel »Genußmittelpflanzen«),
einjährig, 1-2 m hoch, drüsig kurz behaart, klebrig, mit sitzenden (die untern halbstengelumfassend, herablaufend), länglich lanzettförmigen, lang zugespitzten Blättern, in endständiger, ausgebreiteter Rispe stehenden, langröhrigen, hellroten Blüten und eiförmigen Kapseln, in Südamerika, wird in den gemäßigten und subtropischen Klimaten aller Erdteile kultiviert. Der großblätterige Marylandtabak (N. macrophylla Metzg.) unterscheidet sich von letzterer Art durch breitere, stumpfe, am Grund geöhrte, sitzende oder geflügelt gestielte Blätter und durch den gedrungenern Blütenstand, ist aber vielleicht nur eine Varietät derselben.
Der Tabak gedeiht im allgemeinen noch, wo der Winterweizen im ersten Dritteil des Monats August reif wird; guter Tabak fordert aber ein Weinklima, und die feinsten Sorten werden zwischen 15 und 35° gebaut. Der Normalboden für den Tabak ist ein kalkhaltiger oder gemergelter Lehm der Sandkonstitution, welcher leicht erwärmbar und humushaltig ist. Auch milder Kalkmergelboden paßt noch für den Tabak, muß aber recht warm liegen. Dem Tabak geht Klee, Luzerne, eine beliebige grün untergebrachte Frucht oder eine Hackfrucht voran; er folgt zwei und mehrere Jahre auf sich selbst und gibt sogar im zweiten oder dritten Jahr ein feineres Produkt als im ersten.
Der Tabak entnimmt seinem Standort bedeutende Mengen Kali, leidet aber durch Chlorverbindungen. Für Pfeifengut und Deckblätter wirkt Gründüngung oder untergebrachter Klee mit Rindermistdüngung im Herbst am günstigsten, und im Spätherbst gibt man eine tiefe Furche. Auf sandreichem Boden wirkt eine Auffuhr von Moder vortrefflich. Kurz vor der Bestellung erhält das Land gartenartige Bearbeitung. Die jungen Pflanzen erzieht man in Mistbeeten oder in Kasten mit eingeschlagenen Pfählen (Kutschen); man säet im März, begießt fleißig, schützt die Pflanzen durch Strohdecken vor Frost, lichtet die Saat zur Zeit der Baumblüte, verpflanzt die kräftigsten Pflänzchen 2,5-5 cm weit mit Erdballen in Gartenbeete, schützt sie auch hier durch Strohdecken vor Nachtfrösten und bringt sie Ende Mai oder mit der ersten Junihälfte mit 6-7 Blättern auf den Acker.
Man stellt sie 60 cm weit voneinander in 60 cm weit entfernten Reihen und läßt nach je zwei Reihen einen Weg. Sobald die Pflanzen angegangen sind, werden sie behackt, beim zweiten Behacken auch behäufelt und, wenn sich die Blütenrispe entwickeln will, geköpft, so daß je nach der Varietät 8-12 Blätter stehen bleiben. Später entfernt man auch die aus den Blattwinkeln entspringenden Seitentriebe (Geizen). Bei der ersten Behackung gräbt man zwischen je vier Pflanzen Löcher und gießt mit Wasser verdünnte und mit Guano gemengte Jauche hinein.
Man kann statt dessen auch im Frühjahr Mist einbringen, doch gibt die Jauche stets ein feineres Produkt. Wenn der Tabak etwa 90 Tage auf dem Acker gestanden hat, sind die Blätter reif; sie werden matt, gelbfleckig, klebrig und bekommen einen starken Geruch. In diesem Zustand erntet man den für Deckblätter bestimmten Tabak, Pfeifengut aber erst, wenn die Blätter anfangen, ihre Ränder einzurollen. Man verliert dadurch an Gewicht, aber das Produkt wird feiner. Bei der Ernte bricht man zuerst die untersten Blätter (Sandblätter), dann die folgenden (Erdblätter) und zuletzt als Haupternte die übrigen, welche die besten sind.
Bei gutem Wetter knickt man die Blätter nur ein und löst sie am folgenden Tage ganz ab. Man trocknet sie in einem luftigen Raum auf Stangengerüsten, indem man sie auf Ruten anspillt oder an Bindfaden auffädelt, und läßt sie wochen- und monatelang hängen. Das Ernteverfahren variiert übrigens mehrfach, und in Amerika nimmt man die ganzen Pflanzen vom Feld ab, nachdem man sie einige Tage vorher so weit angehauen hat, daß sie sich umlegen, und hängt sie mit den Blättern zum Trocknen auf. Der Ertrag schwankt zwischen 900-2000 kg pro Hektar. Behandelt man den Geiz wie die Haupternte, so gibt auch jener noch einen Ertrag, freilich von geringer Qualität.
Die geernteten Blätter bindet man in kleine Bündel, trocknet sie an der Luft und unterwirft sie dann einem Gärungsprozeß, indem man sie in lange, frei stehende Haufen von 1,25-1,5 m Breite und Höhe aufschichtet (Brühhaufensetzen, Aufstocken, Lagern) und nach eingetretener hinreichender Erwärmung der Haufen umschlägt, so daß die äußern Schichten nach innen zu liegen kommen. Diese Arbeit wird so oft wiederholt, bis die Blätter vollständig eingeschrumpft sind und eine mehr oder weniger dunkelbraune Farbe angenommen haben.
Dann setzt man die Bündel zu sogen. Trockenbänken auf und lagert sie in größern Haufen. In der Pfalz, welche viele Blätter als Zigarrendeckblatt versendet, streicht man diese bei gehörigem Feuchtigkeitsgrad sorgfältig glatt, schichtet sie zu kleinen Stößen auf und preßt diese. Die feinern Sorten werden auch entrippt, indem man die beiden Blatthälften von der dicken Mittelrippe abzieht. Die Rippen selbst dienen zu Schnupftabak oder, zwischen Stahlwalzen flach gepreßt, zu Zigarreneinlagen oder billigem Rauchtabak.
Handelssorten. Wirkung des Tabaksgenusses.
Die Handelssorten sind meist nach ihren Produktionsländern benannt; die wichtigsten sind etwa folgende:
1) Südamerikanischer a) Varinas (Kanaster) aus den Provinzen Varinas, Merida, Margarita etc. der Republik Venezuela, kommt in 7-8 kg schweren, 4-5 cm dicken, gesponnenen Rollen in Körben aus gespaltenem Rohr (canastra, daher der Name) in den Handel; er ist äußerst mild, mit feinem, weichem, kastanienbraunem Blatt und bildet den feinsten Rauchtabak. Die besten Rollen bilden den Muffkanaster; b) Orinokokanaster, sehr stark; c) Orinokokanasterblätter; d) Cumanátabak, dem Varinas gleichstehend; e) Cumaná-Andouillen oder Karotten; f) brasilischer Tabak in Rollen, Zigarren und Zigarretten, gegenwärtig ziemlich beliebt und stark eingeführt; g) Paraguaytabak, zum Teil sehr stark; h) Columbiatabak aus Neugranada und den angrenzenden Ländern: Carmen, Giron-Palmyra, Ambalema, meist Zigarrentabak, dem Varinas nahestehend; i) mexikanischer Tabak, erst in neuester Zeit in den großen Markt eingetreten.
2) Westindischer a) Cuba oder Havana, die vorzüglichste aller Sorten, deren ausgesuchteste und teuerste Blätter Cabanos heißen. Der Havanatabak wird größtenteils an Ort und Stelle auf Zigarren verarbeitet; es kommen aber auch Blätter in Bündeln und Seronen nach Europa, um namentlich als Deckblatt benutzt zu werden, und fette, schwere Sorten, aus denen man in Spanien den Spaniol darstellt. Der als Cuba in den Handel kommende Tabak ist in verschiedenen Gegenden der Insel gewachsen, kommt zum Teil dem Havana sehr nahe und dient meist zu Zigarren. Von den verschiedenen Spezialsorten kommt am häufigsten Yara vor; b)
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Domingo, von der gleichnamigen Insel, Tortuga und Samane, dient zu Zigarren und Rauchtabak; c) Portorico, von der gleichnamigen Insel, nächst Varinas der beste Rauchtabak, wird an Ort und Stelle auch viel auf Zigarren verarbeitet.
3) Nordamerikanischer a) Maryland, allgemein beliebter Rauchtabak, fein, gelb, von angenehmem, süßem Geruch; die beste Sorte ist der Baytabak. Ähnlich ist der Ohiotabak. b) Virginia, lebhaft braun, teils fette, schwere Sorten für feinen Schnupftabak, teils leichtere Blätter für mittlern Rauchtabak; c) Kentucky, zu Zigarren, Rauch- und Schnupftabak benutzt; ihm schließen sich an die Tabake aus Tennessee und Missouri. Seedleaf wird in Pennsylvanien, Connecticut und Ohio aus Samen von Cuba erzogen und dient zu Zigarren. Florida gibt ein vorzügliches, sehr schön geflecktes Deckblatt.
4) Asiatischer a) Manila, sehr gute Ware, meist an Ort und Stelle zu Zigarren verarbeitet; b) Java, von feinem Aroma, meist zu Zigarren verarbeitet; chinesische, japanische und indische Tabake sind bei uns keine Marktartikel.
5) Europäischer Tabak Frankreich produziert in 18 Departements Tabak, welcher zu Schnupf- und ordinären Rauchtabaken benutzt wird. Auch Algerien liefert große Quantitäten; die Produktion wird aber im Land selbst verbraucht. Österreich-Ungarn baut Tabak in Tirol, Galizien, namentlich aber in Ungarn am linken Ufer der Theiß. Der ungarische Tabak hat ein dünnes, weiches, gelbes Blatt und eignet sich besonders zu Rauch- und Schnupftabak, wird aber zum Teil auch zu Zigarren benutzt.
Vom holländischen Tabak ist der Amersfoorter der beste und besonders zur Fabrikation von Schnupftabak gesucht; das belgische Gewächs steht dem holländischen nach. In Deutschland ist die hauptsächlichste Kulturgegend die Pfalz, wo man namentlich Zigarrentabak baut, der nicht nur an inländische, Bremer und Hamburger Fabriken abgesetzt, sondern auch nach Amerika exportiert wird. Ebenso beziehen Frankreich, Holland, die Schweiz etc. deutschen Tabak Italien, Spanien, Portugal haben Tabaksmonopol und kommen für den europäischen Handel nicht in Betracht.
England baut gar keinen Tabak. Der türkische Tabak verdankt den klimatischen und Bodenverhältnissen, der sorgfältigen Kultur und Behandlung die vorzügliche Beschaffenheit, welche ihn mit dem Havana rivalisieren läßt. Alle Provinzen produzieren Tabak, den besten aber Makedonien in den Thälern von Karasu, Wardar und Krunea. Die hier erzogenen feinen Sorten: Druma, Pravista, Demirli, Yenidje, Sarishaban, Ginbeck etc. sind in lange, dünne Fäden geschnitten, schön goldbraun, aromatisch, kräftig, trocken und schmackhaft zugleich. Die Tabake der asiatischen Türkei sind schwerer als die rumelischen und stärker; von den syrischen Sorten ist der Latakia und Abou Reha aus der Provinz Saida grob geschnitten, braun bis schwarz, stark fermentiert. Als türkischer Tabak geht übrigens auch viel griechisches und russisches Produkt.
Tabaksblätter riechen narkotisch, schmecken widerlich und scharf bitter; sie enthalten 16-27 Proz. anorganische Stoffe, welche zu ¼-½ aus Kalk, oft bis zu 30 Proz. aus Kali bestehen, auch reich an Phosphorsäure und Magnesia sind. Der Stickstoffgehalt beträgt 4,5 Proz. Die Basen sind großenteils an organische Säuren gebunden, und die leichte Einäscherung der Blätter, also die richtige Brennbarkeit des Rauchtabaks, ist abhängig von der Gegenwart organischer Kalisalze.
Schlecht brennender Tabak liefert eine an Kaliumsulfat und Chlorkalium reiche, aber von Kaliumcarbonat freie Asche. Von großem Einfluß auf die Brennbarkeit des Tabaks ist auch der Gehalt an Salpetersäure, welcher in der Hauptrippe 6 Proz., im übrigen Blatt 2 Proz. betragen kann. Der wirksame Bestandteil der Tabaksblätter ist das Nikotin (s. d.), von welchem sie wechselnde Mengen enthalten, ohne daß der Gehalt in erkennbarem Verhältnis zur Güte des Tabaks stände.
Geringere Tabakssorten pflegen reicher an Nikotin zu sein; doch ist dessen Menge auch von der Zubereitung abhängig, welcher der Tabak unterworfen wird. Guter lufttrockner Pfälzer Tabak enthält 1,5-2,6 Proz. Nikotin. Andre Bestandteile des Tabaks sind: Nikotianin (s. d.), Äpfel-, Zitronensäure, Harz, Gummi, Eiweiß etc. Trockne und gegorne Blätter enthalten als Gärungsprodukte Ammoniak, auch Trimethylamin und Fermentöle. Beim Rauchen würden sich aus der Cellulose, dem Gummi, Eiweiß etc. unangenehm riechende Substanzen entwickeln; man entfernt daher die an Cellulose reiche Mittelrippe und sucht durch den Gärungsprozeß und durch Beizen die übrigen unwillkommenen Bestandteile der Blätter zu entfernen.
Die bei diesen Operationen sich bildenden Fermentöle tragen wohl zum Aroma des Tabaks wesentlich bei. Bei dem Verglimmen der Blätter entstehen Ammoniak, flüchtige Basen, empyreumatische Stoffe, Blausäure, Schwefelwasserstoff, flüchtige Säuren, Kohlenoxyd, Kohlensäure etc. Das Nikotin wird vollständig zersetzt; wohl aber geht Nikotianin in den Tabaksrauch über, und diesem sowie den Basen (Pyridin, Picolin, Lutidin, Collidin etc.) und dem Kohlenoxyd sind die Wirkungen desselben zuzuschreiben.
Die je nach Abstammung, Boden- und klimatischen Verhältnissen und nach der Behandlung milden oder stärkern, angenehm aromatischen oder scharfen, rauhen Blätter werden für den Handel sorgfältig sortiert und entsprechend gemischt. Geringere Sorten werden oft durch jahrelanges Lagern, wobei sie einer leichten Gärung unterliegen, verbessert; bisweilen laugt man sie auch mit Wasser, Kalkwasser, Ammoniak, Aschenlauge oder mit Salzsäure angesäuertem Wasser aus oder röstet sie, indem man die ganzen oder zerschnittenen Blätter (oft nach dem Besprengen mit Salzsäure oder Essig) auf mäßig erhitzten eisernen Platten behandelt und dabei auch wohl mit den Händen rollt (Kraustabak). Am häufigsten unterwirft man den Tabak einer Gärung, zu welchem Zweck man ihn mit Siruplösung oder Fruchtsäften besprengt, auch wohl Hefe, Weinstein, Salz etc. zusetzt und in die Gärungsgefäße einpreßt.
Durch Ausbreiten an der Luft, auch wohl durch Rösten wird der Prozeß unterbrochen, worauf man die Blätter mit gewürzhaften Brühen besprengt, welchen man auch Salpeter zusetzt, um die Brennbarkeit zu erhöhen. Zur Darstellung des Rauchtabaks werden die so weit vorbereiteten Blätter sortiert, entrippt oder zwischen Walzen geglättet, mit Saucen, deren Bestandteile (Sirup, Salze, Gewürze), fast in jeder Fabrik anders gemischt sind, besprengt oder darin eingetaucht, gefärbt und auf der Spinnmühle oder Spinnmaschine ähnlich wie ein Seil gesponnen oder geschnitten und dann getrocknet oder geröstet.
Über die Darstellung der Zigarren s. d. -
Schnupftabak bereitet man hauptsächlich aus Virginiatabak, Amersfoorter und andern holländischen Sorten und benutzt auch wohl polnischen, ungarischen und Pfälzer Tabak. Die Blätter werden sortiert, entrippt, mit Saucen gebeizt und der Gärung unterworfen. Überhaupt ist hier die Anwendung von Beizen und Saucen von größter Wichtigkeit, und der Rohstoff wird durch die Anwendung derselben und durch die Gärung viel eindringlicher verändert als beim Rauchtabak. Nach der Gärung
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werden die Blätter entweder gleich zerschnitten, gestampft, gemahlen, gesiebt, oder vorher in Karotten geformt. Letztere sind 30 cm und darüber lange, nach beiden Enden verjüngte Rollen von gebeizten Blättern in einer festen Umwickelung von Bindfaden; man läßt sie längere Zeit lagern und erzielt dadurch eine eigentümliche Nachgärung, welche wesentlich zur Verbesserung des Schnupftabaks beiträgt. Um die kostspielige Arbeit des Karottierens zu ersparen, preßt man die Blätter auch nur in Kisten zusammen und läßt sie darin gären. Zum Zerreiben der Karotte dient die Rapiermaschine, welche ein gröbliches Pulver, Rapé, liefert. Man benutzt aber auch Stampfen, und die mehlförmigen Sorten werden nach dem Trocknen auf Tabaksmühlen erzeugt. Kautabak wird in der Regel aus schwerstem Virginiatabak dargestellt, den man nach dem Fermentieren und nach dem Behandeln mit verschiedenen Saucen in fingerdicke Rollen spinnt und preßt.
Die Wirkung der unveränderten Tabaksblätter beruht auf dem Gehalt an Nikotin; große Dosen töten unter klonischen Zuckungen, bei enormen Dosen tritt der Tod sehr schnell ohne Konvulsionen unter allgemeiner hochgradigster Muskelschwäche und Bewegungslosigkeit ein. In den zubereiteten Tabaksblättern ist der Nikotingehalt oft auf ein Minimum vermindert, und beim Rauchen kommt das Nikotin nicht oder kaum in Betracht. Die ersten Versuche des Tabaksrauchens haben in der Regel Ekel, Übelkeit, Angst, Beklommenheit, kalten Schweiß, Muskelzittern, Schwindel, Neigung zur Ohnmacht, nicht selten Erbrechen und Diarrhöe zur Folge.
Wer sich an das Tabaksrauchen gewöhnt hat, empfindet dabei eine angenehme Erregung, ein Gefühl allgemeiner Behaglichkeit, unter dessen Einfluß die Funktionen des Verdauungsapparats befördert werden. Gleichwohl widerstehen Tabaksraucher dem Hunger besser als Nichtraucher. Auch scheint mäßiges Rauchen ohne jeden schädlichen Einfluß zu sein. Anhaltendes starkes Rauchen stört dagegen die Verdauung, mindert den Appetit, versetzt die Schleimhaut des Rachens, auch wohl die des Kehlkopfs, in den Zustand eines chronischen Katarrhs und erzeugt in geschlossenen Räumen leichte chronische Augenentzündung.
Bisweilen treten aber auch schwere Symptome auf, welche indes fast stets bei gänzlicher Enthaltsamkeit wieder verschwinden. Das Schnupfen bringt weniger Allgemeinerscheinungen hervor, nur beeinträchtigt es meist den Geruchs- und Geschmackssinn und erzeugt auch chronischen Rachenkatarrh. Dagegen werden, namentlich aus Nordamerika, heftige Krankheitssymptome als Folge des Tabakskauens geschildert, vor allen hochgradige Verdauungsstörungen und vielfach psychische Alterationen, tiefe geistige Verstimmung und Willensschwäche. In Tabaksfabriken haben sich keine Störungen bei den Arbeitern gezeigt, welche als Folge des Tabaks aufzufassen wären.
Produktion und Verbrauch.
Die außereuropäischen Tabaksexporte betrugen in den Jahren 1883-85 pro Jahr:
Kilogr. | Kilogr. | ||
---|---|---|---|
Vereinigte Staaten | 109193700 | Kolumbien | 2250000 |
Türkei | 32000000 | Puerto Rico | 1757900 |
Brasilien | 23485000 | China | 1557900 |
Niederl.-Ostindien | 19878900 | Japan | 1531100 |
Philippinen | 7452800 | Paraguay | 1413500 |
Britisch-Ostindien | 7259300 | Peru | 400000 |
Cuba | 5909900 | Mexiko | 350000 |
San Domingo | 4832600 | Venezuela | 286000 |
Algerien | 4092700 | - | |
Persien | 2600000 | Zusammen: | 226251300 |
Berechnet man die Differenz zwischen Produktion und Export für die Vereinigten Staaten mit nur 100 Mill. kg, für Japan mit 40, für Britisch-Ostindien mit 160, für Algerien mit 4 Mill. kg, so ergibt dies, ohne Persien zu berücksichtigen, eine Jahreserzeugung von 530 Mill. kg, welche aber der Wirklichkeit bei weitem nicht entspricht, da sie den Lokalverbrauch aller in dieser Berechnung nicht genannten Länder unberücksichtigt läßt. Die europäische Tabaksproduktion (Rohtabak) betrug:
Kilogr. | ||
---|---|---|
Österreich-Ungarn | 1885 | 80752900 |
Rußland | 1885 | 51024000 |
Deutsches Reich | 1884-85 | 47193000 |
Frankreich | 1884 | 16262800 |
Griechenland | 1883 | 7680000 |
Italien | 1884 | 6017900 |
Belgien | 1884 | 4713800 |
Rumänien | Mittelernte | 3000000 |
Niederlande | 1884 | 2976500 |
Bulgarien | Schätzung | 2320000 |
Schweiz | 1885 | 2000000 |
Serbien | Schätzung | 1500000 |
Bosnien-Herzegowina | Mittelernte | 600000 |
Finnland | Mittelernte | 200000 |
Zusammen: | 226240900 |
Hiernach ergibt sich eine Gesamtproduktion von mindestens 756 Mill. kg ohne Berechnung des eignen Konsums des größten Teils der orientalischen, westindischen, süd- und mittelamerikanischen und afrikanischen Völkerschaften. Der Tabaksverbrauch pro Kopf und Jahr in Kilogrammen beträgt: Vereinigte Staaten 2,3, Niederlande 2,9, Belgien 2,0, Schweiz 2,2, Österreich-Ungarn 2,1, Deutschland 1,5, Schweden 0,8, Großbritannien 0,6, Norwegen 1,15, Rußland 0,6 (?), Frankreich 0,95, Italien 0,6, Dänemark 1,6. In Deutschland wird am meisten Tabak in der oberrheinischen Ebene und den unmittelbar daran grenzenden Hügelgegenden gebaut.
Auf dieses Gebiet, welchem die Tabaksländereien der bayrischen Pfalz, Badens, Hessens und Elsaß-Lothringens angehören, entfallen 70 Proz. des ganzen deutschen Tabakslandes. Als einzelne Teile desselben lassen sich wiederum die badische und bayrische Pfalz mit dem südlichen Teil der hessischen Provinz Starkenburg als die hauptsächlichste Tabaksgegend Deutschlands (40,8 Proz.), ferner der Tabaksbezirk des badischen Oberlandes, (13,3 Proz.) und endlich westlich von diesem jenseit des Rheins das elsässische Tabaksland (14,4 Proz. des gesamten deutschen Tabakslandes) unterscheiden.
Von den übrigen 30 Proz. kommen auf das rechtsrheinische Bayern, das noch in der Gegend von Nürnberg und Hof einen Tabaksbezirk von einigem Umfang hat, 3,1 Proz., auf das Königreich Württemberg 0,9 Proz. und auf das ganze nördlich von Mainz gelegene Deutschland wenig mehr als ein Viertel des deutschen Tabakslandes. Hier hat der Tabaksbau nur in der Ukermark und deren nördlicher und östlicher Fortsetzung gegen das Haff und die Oder sowie an der obern Oder in der Gegend von Breslau und in der Weichselniederung einige Bedeutung; in allen übrigen Gegenden tritt diese Kultur nur sporadisch auf. Das ukermärkische Tabaksland, das bedeutendste in Norddeutschland, umfaßt 12,3 Proz. des gesamten deutschen Tabakslandes. 1871 brachten 22,673 Hektar 717,907 Ztr. in trocknen Blättern, 1887 wurden auf 21,465 Hektar 817,386 Ztr. geerntet (1904 kg auf 1 Hektar), davon entfallen auf Baden 305,548, Preußen 221,424, Bayern 133,590, Elsaß-Lothringen 100,912, Hessen 28,436, Württemberg 12,128 Ztr. 1888 waren nur 18,130 Hektar mit Tabak bepflanzt. Die
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Einfuhr betrug 1887 von Tabak 41,915, von Tabaksfabrikaten 1249, die Ausfuhr 920, resp. 1398 Ton.
Geschichtliches.
Über das Alter des Tabaksrauchens in China, wo man Nicotiana chinensis Fisch. benutzt, ist nichts Sicheres bekannt. Nach Europa gelangte die erste Nachricht vom Tabak durch Kolumbus, welcher 1492 die Eingebornen von Guanahani cylinderförmige Rollen von Tabaksblättern, mit einem Maisblatt umwickelt, rauchen sah. Fra Romano Pane, den Kolumbus auf Haïti zurückgelassen hatte, machte 1496 Mitteilungen über die Tabakspflanze an Petrus Martyr, und durch diesen gelangte dieselbe 1511 nach Europa.
Die Eingebornen auf Haïti rauchten den Tabak als zusammengerollte Blätter oder zerschnitten aus langen Röhren. Diese, nach andern die Maisblattrollen, sollen Tabacos geheißen haben, nach andern soll der Name Tabak von der Insel Tobago oder von der Provinz Tabasco in Mittelamerika herrühren. Eine genaue Beschreibung der Pflanze gab 1525 Gonzalo Hernandez de Oviedo y Valdes, Statthalter von San Domingo. Später pries der spanische Arzt und Botaniker Nicolas Menardes in seinem 1571 zu Sevilla erschienenen Buch über Westindien den Tabak als Heilpflanze, und nun ward derselbe als Arznei- und Wunderkraut kultiviert. So auch von Jean Nicot, französischem Gesandten in Portugal, der 1560 Tabakssamen nach Paris schickte; ihm zu Ehren benannte Linné die Gattung.
Kurze Zeit nachher erhielt auch Konrad Geßner indirekt von Occo in Augsburg das Kraut und erkannte es durch Vergleichung mit einer Abbildung, welche ihm Aretius in Bern nach von letzterm selbst aus Samen gezogenen Pflanzen entworfen hatte. Geßner machte in Deutschland zuerst auf den Tabak und seine medizinischen Eigenschaften aufmerksam. Das Tabaksschnupfen wurde in Frankreich unter Franz II. üblich, zu Sevilla in Spanien entstand gleichzeitig eine Schnupftabaksfabrik, welche den Spaniol lieferte. 1636 führten spanische Geistliche das Schnupfen in Rom ein, gegen welches Urban VIII. eine Bulle erließ, die erst 1724 wieder aufgehoben wurde. 1657 gab Venedig Fabrikation und Verschleiß des Schnupftabaks in Pacht.
Das Tabaksrauchen wurde durch spanische Matrosen und englische Kolonisten nach Europa importiert und zwar durch erstere schon um die Mitte des 16. Jahrh. nach Spanien aus Westindien, durch letztere 1586 nach England aus Virginia. In Nordamerika scheint das Rauchen ebenfalls seit uralter Zeit gebräuchlich gewesen zu sein; bei den Indianern galt es als ein der Sonne und dem großen Geist gebrachtes Opfer; als Raleigh Virginia entdeckte, war der Tabaksbau bei den dortigen Eingebornen ganz allgemein verbreitet.
Gegen Ende des 16. Jahrh. war das Rauchen in Spanien, Portugal, England, Holland, 1605 auch in Konstantinopel, Ägypten und Indien bekannt, und weltliche und geistliche Mächte eiferten vergebens gegen die weitere Verbreitung desselben. 1622 brachten englische und holländische Truppen das Tabaksrauchen nach dem Rhein und Main, von wo es durch den Dreißigjährigen Krieg bald in andre Teile Deutschlands gelangte. Jakob I. von England belegte zuerst den Tabakshandel mit hohen Steuern. 1616 wurde der erste Tabak in Holland gebaut, wenig später in England, 1659 in Wasungen, 1676 in Brandenburg und 1697 in der Pfalz und in Hessen. Schnupfen und Kauen des Tabaks sind europäische Erfindungen. Da man sich anfangs scheute, öffentlich zu rauchen, so entstanden in Frankreich, zunächst in Paris, besondere Lokale, die Tabagies, für die Freunde des Tabaks, und in Deutschland wurde dieser Name bis zur Mitte des 19. Jahrh. ganz allgemein für öffentliche Lokale gebraucht. Bis 1848 war das Rauchen auf den Straßen in den meisten Ländern Europas verboten. Vgl. Tabakssteuer.
Vgl. Tiedemann, Geschichte des Tabaks (Frankf. 1854);
Babo, Der Tabaksbau (3. Aufl., Berl. 1882);
Nessler, Der Tabak, seine Bestandteile etc. (Mannh. 1867);
Schmidt, Fabrikation von Schnupf- und Kautabak (Berl. 1870);
Fries, Anleitung zum Anbau, zur Trocknung und Fermentation des Tabaks (3. Aufl., Stuttg. 1870);
Wagner, Handbuch der Tabaks- und Zigarrenfabrikation (5. Aufl., Weim. 1888);
Becker, Die Fabrikation des Tabaks (2. Aufl., Norden 1883);
Lock, Tobacco; growing, curing and manufacturing (Lond. 1886);
Fairholt, Tobacco, it's history and associations (das. 1875);
Fermond, Monographie du tabac (Par. 1857);
Knoblauch, Deutschlands Tabaksbau und -Ernte (Berl. 1878);
»Statistik des Deutschen Reichs«, Bd. 42: »Tabakbau, Tabakfabrikation etc. im Deutschen Reich« (das. 1880);
Meyer, Aus der Havanna (5. Aufl., Norden 1884);
Jolly, Études hygiéniques et médicales sur le tabac (Par. 1865);
Derselbe, Le tabac et l'absinthe (das. 1875);
Dornblüth, Die chronische Tabaksvergiftung (Leipz. 1878);
Hare, The physiological and pathological effects of the use of tobacco (Lond. 1886);
Stinde, Das Rauchen (2. Aufl., Berl. 1887);
Keibel, Wie sollen wir rauchen? (das. 1887);
»Deutsche Tabakszeitung« (Berl., seit 1868);
Bragge, Bibliotheca nicotiana (Lond. 1880).