Schnupfen
(Koryza), der
Katarrh der Nasenschleimhaut, befällt häufiger schwächliche, zarte und skrofulöse
Individuen als kräftige und muskulöse. Meist entsteht der S. infolge von
Erkältung der äußern
Haut,
[* 2] zumal der
Füße, dann
auch durch Einatmen von heißer
Luft, nachdem man vorher in kühler
Luft gewesen ist, das Einatmen von
Staub, ungewohntes Tabakschnupfen
etc. Häufig tritt S. zu
Geschwüren,
Polypen etc. der Nasenschleimhaut hinzu, auch
ist er nicht selten
Symptom von
Masern,
Scharlach,
Syphilis,
Grippe und chronischer
Jodvergiftung.
Für die gangbare Ansicht, daß der S. ansteckend sei, fehlt es an genügenden Beweisen. Im Beginn des akuten Nasenkatarrhs (gemeiner S.) klagen die Kranken über ein Gefühl von Trockenheit in der Nase [* 3] und über Verstopfung des einen oder andern Nasenlochs. Es entsteht Jucken und Prickeln in der Nase, welches gewöhnlich zum Niesen führt. Bald folgt sehr reichliche Absonderung, und es fließt fast unaufhörlich eine farblose, salzige Flüssigkeit, welche die Oberlippe reizt und rötet, aus den Nasenlöchern hervor.
Das Geruchs- und Geschmacksvermögen ist beeinträchtigt. Fast immer ist der Katarrh auch auf der Schleimhaut der Stirnhöhlen verbreitet, und die Kranken klagen über Druck oder lästigen Schmerz in der Stirn. Sehr häufig ist mit dem S. eine katarrhalische Entzündung der Bindehaut des Auges kompliziert; die Kranken sind lichtscheu, und aus den geröteten Augen fließen reichliche Thränen ab. Fast immer ist der S., zumal wenn er heftig und weit verbreitet ist, von einem fieberhaften Allgemeinleiden begleitet, welches bald sehr gering, bald höchst lästig sich zeigt.
Dieses Katarrhalfieber äußert sich in oft wiederholtem Frösteln, durch schmerzhafte Abgeschlagenheit der Glieder, [* 4] Appetitlosigkeit etc. Schnupfenfieber währt selten länger als 1-2 Tage, und meist am 5.-8. Tag endet der S. mit vollständiger Genesung. Während der S. für Erwachsene eine ganz leichte Krankheit ist, wird er für Säuglinge dadurch gefährlich, daß die Verstopfung der Nasenlöcher das Saugen erschwert. Bei dem chronischen S. pflegt das Gefühl von Prickeln in der Nase, das Niesen, der Stirnkopfschmerz, das Fieber zu fehlen; dagegen bewirkt die Wulstung der Nasenschleimhaut gewöhnlich eine dauernde Verengerung der Nasengänge und dadurch eine Erschwerung der Nasenatmung (Stockschnupfen).
Die Absonderung der kranken Nasenschleimhaut ist bald schleimig, bald schleimig-eiterig; in manchen Fällen zeigt das Sekret Neigung zur fauligen Zersetzung und nimmt einen übeln Geruch an (s. Stinknase). Der chronische Nasenkatarrh spottet nicht selten jeder Behandlung und kann mit wechselnder Heftigkeit jahrelang fortbestehen. Der akute S. wird durch starkes Schwitzen in vielen Fällen wirklich abgeschnitten. Wo sich daher ein russisches Dampfbad befindet, wird ein solches, mit Vorsicht gebraucht, den S. sehr abkürzen.
Ein in neuerer Zeit viel empfohlenes
Mittel, eine Mischung von
Alkohol,
Karbolsäure und
Ammoniak, läßt
meistens im
Stiche. Auch Schnupfpulver aus
Menthol und
Kokain werden empfohlen. Bei
Säuglingen ist es notwendig, daß man die
Nasenlöcher durch Ausspritzen mit lauwarmem
Wasser von dem verstopfenden
Sekret befreit, und daß man ihnen, solange das Saugen
erschwert ist, die
Milch mit dem Theelöffel oder der Schnabeltasse zuführt. Wichtig für die Beseitigung
des chronischen Schnupfens
ist die örtliche Behandlung. Am wirksamsten ist das Bepinseln der gewulsteten Nasenschleimhaut
mit einer
Lösung von
Höllenstein oder das von Zeit zu Zeit wiederholte Touchieren derselben mit
Höllenstein in
Substanz. Daneben
sind Ausspritzungen mit der
Nasendouche, oft das
Einziehen von warmen kochsalzhaltigen Wasserdämpfen zweckmäßig.