forlaufend
558 Schneidbacken, die wirksamen Teile der > Schraubenkluppen schneidmaschinen (s. d.).
^ie sind Stücke einer aus gehärtetem Stahl gefertigten Schraubenmutter, aus welcher man an zwei oder drei Stellen des Um- fanges Stücke herausgelöst bat, sie dadurch in ebenso viele einzelne, aber sich gegenseitig ergän- zende Backcnstücke zerteilend. An jeder Durchtci- lungsstelle entsteht eine Schneidkante. In einzelnen Füllen stumpft man, wie beim Schraubcnbobrcr, die Schraubengänge der Backen nach dem einen Ende hin ab, so daß in jedem folgenden Gewinde ein neuer Span genommen werden kann. Schneidbohrer, soviel wie Schraubenbohrer [* 3] Schneideifen, s. Schncidklinge. s(s. d.). Schneidelbetricb, Kropsholzbe trieb, eine Art des forstlichen Schlagholzbetriebes (s. d.), bei dem die Baumstämme ganz oder doch bis zu grö- ßerer Höhe als beim Kopfholzbetrieb (s. d.) un- verstümmelt bleiben.
Die periodische Nutzuug er- streckt sich auf die Wegnahme der Aste, von denen gewöhnlich Stummel stehen bleiben.
Die Verjün- gung erfolgt durch Ausschläge an den Abhiebsstellen.
Die Schnerdelung geschieht gewöhnlich alle drei bis sechs Jahre.
Für den S. eignen sich dieselben Holz- arten wie sür den Kopfholzbetrieb, das zu gewin- nende Material ist ein ähnliches, auch fiudet dieser Betrieb seinen richtigen Platz an denselben Stellen wie der Kopfholzbetrieb.
Werden Nadelhölzer [* 4] zur Etreugewinnung geschneidelt, so kann man von einem eigentlichen S. nicht reden, da diese Holzarten kein Ausschlagsvermögen haben, der Betrieb also auf längere Zeit nicht fortgesetzt werden kann. Schneidelstreu, s. Waldstreu. Schneidemühle poln. ?i^, ^tadt im Kreis [* 5] Kol- niar des preuß. Reg.-Vez.
Vrombcrg, an der Küd- dow, den Linien Berlin-Königs- berg - Eydtkubnen, S. - Thorn- Insterburg [* 6] (438 km) und den Nebenlinien Posen-Neustettin und S.-Kallies (71,2 km) der Preuß.Staatsbahnen,Sitz eines Landgerichts (Obcrlandesgericht Posen) [* 7] mit 13 Amtsgerichten (Czarnikau, Deutsch-Krone, Fi- lehne, Iastrow, Kolmar [* 8] in Po- sen, Lobsens, Margonin, Märkisch - Friedland, Nakel, Schloppe, S., Schönlanke, Wirsitz), eines Amtsgerichts und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 14 443 (7069 männl., 7374 weibl.) E., dar- unter 4670 Evangelische und 798 Israelitcn, in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 129, ein Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, [* 9] evang., kath. und deutsckkath.
Kirche, sowie eine Kirche für die evang. Gemeinschaft, Sy- nagoge, Gymuasium, höhere Mädchenschule, Pro- vinzialtaubstummcnanstalt;
Eisengießerei, [* 10] Dach- pappen-, Knochenmchlfabriken, Dampfmahl- und Dampfsägemühlen und Ziegeleien.
In der Nähe sind Glashütten (Gertraudenhütte und Neu-Fricd- richsthal).
Zu S. bildete sich auf Anregung Czcrskis (s. d.), damaligen Vikars an der katb.
Stadtkirche, die erste freireligiöse Gemeinde. 1888 wurde die Stadt durch Überschwemmung, 1893 durch Hervorbrechen einer starken Quelle [* 11] erheblich Schneidemühle, s. Sägemühle. ^verwüstet.
Schneiden, im
Karteuspiel, s. Impaß. Schneider
, Gattung der Libellen, s. Schmal- jungfern. Schneider
, Gewerbtreibender,derdieBekleidung
der
Menschen, mit
Ausschluß derjenigen für
Kopf und Füße, anfertigt.
Gewöhnlich werden vier
Arten S. unterschieden, die
sich aber
in der Praxis nicht streng trennen:
Civil-, Uniform-,
Damen- und
Damen- müntelschneider.
Der Betrieb ist meist handwerks-
mäßig in den
Händen selbständiger
Meister mit
Ge- sellen, Zuschneidern
oder
Werkführern, doch auch fabrikühnlich, wozu
die Konfektion (s. d.) gehört.
Seit 1884 besteht der
Bund deutscher Schneider
innungen (Sitz in
Berlin),
[* 12] der in 15
Bezirken 861
Innungen
umfaßt und das «Vcrbandblatt deutscher Schneider-
innungen» herausgiebt.
(S. auch Schneider
schulen.) Die Schneiderei
, ursprünglich eine Thätigkeit der Frauen und Mägde, ging
mit Gründung der
Städte an bestimmte Handwerker über.
Die älteste Urkunde der
Berliner
[* 13] Schneider
innung ist vom -
Vgl.
Adolf Schulze, Leitfaden für den Unterricht in Fachschulen des Schneider
gewerbes und zum Selbstuuterricht (Berl.
1894).
Die übrige zahlreiche Litteratur betrifft fast nur das Zuschneiden: Schrif- ten von
G. A.
Müller, Heinr.
Klemm (s. d.), A. Gunkel, R. Maurer,
Adolf Jürgens,
M. G. Martens u. a. (S. auch Modezeitungen.) Schneider
, Enlogius,
Anhänger
der Französi- schen Revolution, geb. zu Wipfelt im Würzburgischen, trat 1777 in den
Franziskaner- orden und wurde 1786 Hofpredigcr des
Herzogs von
Württemberg.
[* 14]
Der Kurfürst von Köln, [* 15] Erzherzog Maximilian Franz vonÖsterreich, berief ihn 1789 als Professor der griech. Litteratur nach Bonn. [* 16] In dieser Zeit lieferte er eine Übersetzung des Anakreon.
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution begab sich S. 1791 nach Straßburg, [* 17] wurde dort Professor der Kirchengeschichte und Vikar des konstitutionellen Bischofs, 1792 Maire von Hagenau, [* 18] dann Civil- kommissar bei der Armee, endlich öffentlicher An- kläger bei dem Revolutionsgericht im Elsaß.
Als solcher zog er mit der Guillotine umher und ließ zahl- reiche Hinrichtungen vollziehen.
Sein hochfahren- des Wefen gegen den Konventskommissar Saint- Iust zog ihm endlich selbst den Untergang zu. Im Verein mit Lcbas ließ ihn Saint-Iust verhaften und nach Paris [* 19] schassen, wo er guillotiniert wurde.
Außer mehrern geistlichen Schriften hinterließ er «Gedichte» (Franks.1790u.ö.) und eine Abhandlung: «Die ersten Grundsätze der schönen Künste» (Bonn 1790). -
Vgl. Heitz, ^otsg 8ur 1a. vi6 6t 168 ecritZ ä'AnIoFL^. (Straßb. 1862);
C. W. Faber, Eulogius S. (Mülhauscn i. E. 1886); Ehrhard, Eulogius S., sein Leben und seine Schrif- ten (Strahb. 1894).
Schneider
, Friedr.,
Komponist, geb. zu
Alt-Waltersdorf bei Zittau,
[* 20] Sohn des Organisten Joh. Gottlob S. (1753-1840),
bezog 1805 die
Universität
Leipzig
[* 21] und studierte bei Schicht
Musik.
Als Organist, Dirigent, Klavierlehrer und Komponist eifrig thätig, blieb S. in Leipzig, bis er 1321 nach Dessau [* 22] berufen wurde, wo er als Hof- kapellmeister starb. 1893 wurde ihm daselbst ein Denkmal errichtet. S. war einer der fruchtbarsten Komponisten seiner Zeit: im Konzert (23 Sinfonien), in der Kammer, in der Kirche ist die Zahl seiner Werke gleich erstaunlich;
auch auf der Bühne suchte er sich heimisch zu machen. Es ist jedoch nnr ein geringer Teil seiner Kompositionen in Druck gekommen, und länger behauptet haben sich nur seine Oratorien, wegen deren S. in den dreißiger Jahren als «der Händel unserer Zeit» ¶
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feiert wurde. Nur «Das Weltgericht» wird jetzt noch ausnahmsweise aufgeführt.
Für eine längere Tauer feblte den Werken S.s die Tiefe und Durchbildung.
Doch kommt ihm das Verdienst zu, den Sinn für das Oratorium wach gehalten zu haben. Er teilt es mit Löwe und Spohr, die er durch die feurige dramat. Natur überragte, aber in der musikalischen Selbständigkeit nicht erreichte.
Unter seinen ge- druckten Werken (105) befinden sich auch mebrere tbeoretisch-didaktische, wie «Elcmcntarübungen im Gesänge», «Handbuch des Organisten» u. s. w. Als Lcdrcr in der von ihm 1831 errichteten, 1846 aber aufgegebenen Dessauer Musikschule hat S. mit großem Erfolg gewirkt. - Vql. Kempe, F. S. als Mensch und Künstler (Dessau 1859; 2. Ausg., Verl. 1864);
Hosaus, F. S. und F. Nochlitz (Dessau 1885). - Sein
Bruder Johann Gottlob S., geb. zu Alt - Gersdorf bei Mau, war seit 1811 Organist an der Universitütskirche zu Leipzig,
ging 1812 als Organist nach Görlitz,
[* 24] wurde 1825 .Hoforganist in Dresden
[* 25] und starb daselbst S.
hat sich als vorzüglicher Orgel- spieler und Orgelkomponist bekannt gemacht. Schneider
, Hermann, Maler, geb. zu
München,
[* 26] besuchte die dortige Akademie, 1866 - 67 das Atelier Pilotys.
Mehrere Jahre verweilte er dann in Italien, [* 27] besonders in Rom; [* 28] er lebt in München. Auster [* 29] Vegleitbildern zu ro- mantischen Dichtungen in den «Fliegenden Blät- tern» schuf S. besonders Gemälde histor.
Genres; zu nennen sind: Die letzten Stunden der Herzogin von Burgund;
Wein, Weib und Ge- sang; Mozart und seine Schwester am Klavier;
Van Dyck malt die Kinder Karls I. von England (1876); Rencontre auf dem Meere;
Zug Kaiser Karls V. nach dem Kloster San Duste;
Tanzstunde im Dio- nysostcmpel.
Schneider
, Joh. Gottlob, Philolog und
Kenner der Naturwissenschaften, geb. zu Kollmen bei Würzen in Sachsen
[* 30] (daher 8axo), er- hielt auf der Universität
zu Leipzig seine gelehrte Bildung, wurde 1776 Professor der alten Sprachen und der Beredsamkeit an der Universität
zu Frank- furt a. O., 1811 bei deren Verlegung nach Brcslau als Oberbibliothekar mit dorthin versetzt und starb hier Unter
seinen Schriften sind hervorzuheben: die Bearbeitung von Alians «1)6 nawi'H HninicTiiuin» (2 Bde.,
Lpz. 1784),
von Ni- kandcrs «^.lexi^I^i-maca» (Halle [* 31] 1792) und dessen «^Iieriaca» (Lpz. 1816),
der «Zei-iptor^ rei ru- 8tica6» (4 Bde., ebd. 1794-97),
der Werke des Xenophon(4Vde., ebd. 1801 fg.; neue Ausgabe von Vorncmann und A. Sauppe, 6 Bde., 1825-49), der «^i-Fonkutica» des Orpheus [* 32] (Jena [* 33] 1803),
des Vitruvius (3 Bde., Lpz. 1808),
der Aristotelischen «^olitica» (2 Bde., Franks, a. O. 1809),
«HiLtoria Ü6 Hnimlüidu8» (4 Bde., Lpz. 1812) und «Oecouo- inic^» (cbd. 1815),
der «i^^Lica ot meteorolo^ic^» des Epikurus (ebd. 1813),
des Oppian (ebd. 1813), des Asop (Vrcsl. 1812) und des Theophrastus (in Gemeinschaft mit Link, 5 Bde., LpZ. 1818-21).
Viel Verdienste erwarb er sich durch sein großes «Kriti- sches griech.-deutsches Wörterbuch» (2'Bde., Züllich. 1797-98; 3. Aufl., 2 Bde., nebst Supplementen, Lpz. 1819 -21).
Von seinen naturhistor.
Unter- suchungen verdienen Erwähnung die «Iciiti^olo^ias vLtermn 8p6ciminH» (Franks. 1782),
die «Litterar. Beiträge zur Naturgeschichte aus den alten Schrift- stellern u. s. w.» (ebd. 1786),
^mziIiidioi'UN pli)-- äioloFia" (2 Hefte, ebd. 1790-97),
die «Historie ampliidioi'uin naturaliZ et litsraria» (2 Hefte, Jena 1798-1801) und außerdem die «^ualLcw n.ä lii- ätoi-iam rsi metailicas vkterum» (Franks. 1788). -
Vgl. Passow, Neinori".
Xa)'83l6ri 6t äciineiäei'i (Vresl. 1822).
Schneider
, Karl, Schulmann und pädagogischer Schriftsteller, geb. in Neusalz a. d. Oder, studierte
in Breslau
[* 34] Theologie und Philo- sophie, war von 1849 bis 1852 Lehrer an einer pri- vaten bo'bern Mädchenschule in Neisse,
[* 35] hierauf
bis 1854 Rektor und Diakonus in Löwen,
[* 36] 1854-57 Lehrer am Gymnasium und Diakonus in Kroto- schin, dann bis 1863 Pfarrer in
Schroda. Er ging 1863 als Seminardirektor nach Bromberg,
[* 37] 1867 als solcher und zugleick Waiscnhausdirettor
nach Bunz- lau und 1870 als Direktor des Seminars für Stadt- schulen nach Berlin. 1872 trat er unter Minister Falk als Hilfsarbeiter
in das preuh.
Kultusmini- sterium und wurde 1873 zum Geh.
Regierungsrat ernannt. S. verfaßte die Allgemeinen Bestimmun- gen vom und hatte das preuß. Volks- schul-, Seminar- und Madchenschulwesen, die Blin- den- und Taubstummenanstalten u. s. w. unter sich. S. schrieb: «Lehrbuch der Religion für die Ober- klassen evang. Gymnasien» (Bielef. 1860),
«Klaus Harms, der evang. Prediger, Priester und Pastor» (ebd. 1861),
«Das sechste Gebot in der Volksschule» (Berl. 1863),
«Das erste Rcligionsbuch» (Pos. 1865; 4. Aufl., Verl. 1887),
«Volksschule und Lehrer- bildung in Frankreich» (Vieles. 1867),
«G.H. Schu- bert, ein Lebensbild» (2. Aufl., ebd. 1867),
«Hand- reichung der Kirche an die Schule» (ebd. 1867), «Volksschulwescn und Lehrerbildung in Preußen» [* 38] (Berl. 1875),
«Das Volksschulwesen im preuß. Staate» (mit von Bremen,
[* 39] 3 Bde.,
ebd. 1886u. 1887). Schneider
, Louis, Schauspieler und Schrift- steller, geb. zu Berlin, Sohn des Komponisten Georg
Abraham S. (1770-1839), war zuuächst thätig auf kleinern Bühnen, dann Hof- schauspieler und Sänger in Berlin, wo er 1845 Opcrnregisseur
wurde.
Seit 1848 lebte er in Pots- dam als Sckriftsteller.
Schon unter Friedrich Wil- belm III. datte der begeisterte Royalist durch volks- tümliche Militärschriftstellcrei (die Zeitschrift «Sol- datenfrcund») das Wohlwollen des Königs ge- wonnen. Friedrich Wilhelm IV. ernannte ihn zu seinem Vorleser und zum Hofrat.
König Wilhelm bestätigte ihn in dem Amte und übertrug ihm auch die Aussicht über die königl. Privatbibliothek.
Bei Ausbruch des Deutschen Krieges von 1866 wurde 5. dem großen Hauptquartier attachiert, von wo aus er die offiziellen Berichte aus dem Hauptquar- tier für den «Staats-Anzeiger» schrieb. Dieselbe Thätigkeit entwickelte er während des Deutsch- Französischen Krieges von 1870 und 1871. Er starb in Potsdam. Unter S.s dramat. Arbeiten, die meist auf ausländische Vorbilder zurückgehen und sämtlich in dem von ihm unter dem Pseudonym C. W. Voth herausgegebenen «Vühnen- repertoire des Auslandes» erschienen, gefielen be- sonders: das Vaudeville «Fröhlich» (mit Wollheim bearbeitet),
die Lustspiele «Die schöne Müllerin», «Der Heiratsantrag auf Helgoland», [* 40] «Ihr Bild», die Operette «Der Schauspieldirektor», ferner «Der reisende Student», «Der Kurmärker und die Pi- carde», «Sie ist wahnsinnig», «Künstlers Erden- wallen» u. s. w. Ferner schrieb er: «Schauspieler- Novellen» (2 Bde., Verl. 1838),
«Der böse Blick», ¶