Schneebruch
(Schneedruck), die Beschädigungen, welche an Bäumen durch die Schwere sehr großer Schneemassen verursacht werden. Durch S. werden die Bäume am Schaft, im Wipfel, an den Ästen oder Zweigen einzeln oder in Horsten und größern Massen gebrochen (Schaftbruch, Wipfelbruch, Astbruch, Zweigbruch, Einzelbruch, Nesterbruch, Massenbruch); der Schneedruck bewirkt kein Zerbrechen, sondern ein Niederbiegen und Umlegen von schwächern Stämmen. Am gefährlichsten ist der S. bei den wintergrünen Nadelhölzern, namentlich bei Kiefer und Fichte. [* 2] Gebirgslagen zwischen 400 und 700 m, Ost- und Nordosthänge sind demselben am meisten ausgesetzt. Naß fallender Schnee [* 3] mit darauf folgendem Frost, abermaligem starken Schneefall und hinzutretendem Wind ¶
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bewirken in Nadelholzrevieren oft bedeutende Waldverwüstungen. In Gemeinschaft mit S. und Schneedruck und ähnlich in den Wirkungen treten häufig Reif- (Duft-) und Eisanhang auf. Duftbruch kommt hauptsächlich in der Höhenzone von 600-1000 m ü. M. und besonders in Örtlichkeiten vor, die dem Zuströmen sehr kalter Nebelmassen ausgesetzt sind (nördliche Vorterrasse der Schneeeifel, Nordrand des Brockengebirges im Harz, Nordwestabdachung des Erzgebirges etc.). Der Schaden verursachende Duftabhang bildet sich meist bei hohem Luftdruck, beim Herumgehen des Windes aus Süden oder W. nach N. oder O. und sinkender Luftwärme.
Eisbruch ist in verheerender Gestalt im letzten Vierteljahrhundert zweimal in Deutschland [* 5] beobachtet worden (1858 in der Pfalz, 1875 am Nordharz, im Erzgebirge, Thüringer Wald, auf der Platte von Paderborn [* 6] und am Nordabhang der Schneeeifel) und tritt ein, wenn bei fortdauerndem Regen die Temperatur (bei meist niedrigem Barometerstand) unter den Gefrierpunkt sinkt und das Regenwasser an den Kronen [* 7] der Bäume festfriert. Eisbruch kommt unter Umständen in allen Höhenlagen vor.
Die Wirkung der genannten Schnee-, Duft- u. Eisbeschädigungen läßt sich durch folgende Maßregeln abstumpfen:
1) Begründung der Fichtenbestände durch weitständige Pflanzungen allseitig gleich entwickelter kräftiger Einzelpflanzen;
2) frühe, sehr vorsichtig zu führende und oft zu wiederholende, im Frühjahr vorzunehmende Durchforstungen;
3) Begründung gemischter Bestände, in denen Bergahorn, Esche, Rüster, [* 8] Buche und Eiche neben den Nadelhölzern angebaut werden;
4) Vermeiden des Anbaues der Kiefer in den Gebirgswaldungen, welche in der Schneebruc
hregion liegen, weil diese Holzart in
den Bergwäldern fast immer dieser Kalamität erliegt.
Vgl. Schubert, Schneewehen und Schneeschutzanlagen (Wiesb. 1887).