Schnüren
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das Umgeben einzelner Körperteile mit schnür- oder bandartigen Gegenständen, die fest anliegen und mittels Zusammenziehen einen Druck, namentlich auf die Blutgefäße, ausüben. Ein solches Verfahren wird von der Heilkunde in manchen Fällen, z.B. bei Krampfadern, mit Vorteil benutzt. Andererseits hat das S. durch die Gewalt der Mode eine große Ausdehnung [* 2] beim weiblichen Geschlecht zur Verschönerung der Form des Oberkörpers gefunden. Zu starkes S. führt aber der Gesundheit nachteilige Veränderungen des Körpers herbei, insofern als die Leber gequetscht, die Baucheingeweide herabgedrängt und die Blutbewegung im Unterleibe erschwert werden, namentlich da, wo ein starkes Blankscheit im Schnürleib (Korsett) befindlich ist. Auch vermag übermäßig starkes S. viel zur Entwicklung von Frauenkrankheiten (s. d.) beizutragen. Über die geschichtliche Entwicklung der Mode des S. s. Korsett. –
Vgl. Sömerring, Über die Schädlichkeit der Schnürbrüste (Lpz. 1788; 2. Aufl., Berl. 1793);
Rüdinger, über die willkürlichen Verunstaltungen des menschlichen Körpers (Berl. 1875);
Völcker, Die Schädlichkeit des S. (Münch. 1893).