Schmerling
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Pilz, [* 3] s. Boletus. ^[= # L. (Röhrenschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten, charakterisiert durch einen ...]
Schmerling
538 Wörter, 4'027 Zeichen
Schmerling,
Pilz, [* 3] s. Boletus. ^[= # L. (Röhrenschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten, charakterisiert durch einen ...]
Schmerling,
Anton, Ritter von, österreich. Staatsmann, geb. zu Wien, [* 4] studierte daselbst die Rechte, trat 1829 als Auskultant in den Staatsdienst, ward 1842 zum Rat und 1846 zum Appellationsrat ernannt. Da er sich schon bei den niederösterreichischen Ständen, denen er durch seine Geburt angehörte, durch freisinnige und geschickte Vertretung der Interessen des Bürger- und Bauernstandes ausgezeichnet hatte, ward er als Gegner des Metternichschen Systems, besonders durch seine Teilnahme an der Märzbewegung von 1848, sehr populär und deshalb von dem neuen Ministerium nach Frankfurt [* 5] gesandt, um hier als Vertrauensmann den Beratungen über einen neuen Verfassungsentwurf für Deutschland [* 6] beizuwohnen.
Nach Colloredos Rücktritt übernahm er für die letzten Wochen der Bundesversammlung das Präsidium. In das deutsche Parlament gewählt, schloß er sich hier der Partei der konstitutionellen Monarchie an und wußte als Mitglied mehrerer Ausschüsse die Interessen Österreichs mit Umsicht und Gewandtheit wahrzunehmen. Am 15. Juli zum Reichsminister ernannt, verwaltete er anfangs das Innere und Äußere, behielt aber nachher nur das letztere bei. Da er jedoch seinen großdeutschen, österreichischen Standpunkt energisch vertrat und von der preußischen Hegemonie nichts wissen wollte, entzweite er sich mit den meisten seiner bisherigen Parteigenossen und legte sein Ministerium nieder.
Als österreichischer Bevollmächtigter bei der Zentralgewalt nach Frankfurt zurückgesandt, arbeitete er nun dem preußischen Erbkaisertum eifrig entgegen. Nachdem dennoch die preußische Partei die Oberhand behalten, schied er Ende April aus der Versammlung und ging wieder nach Wien, wo er als Justizminister ins Kabinett trat und der Schöpfer der Geschwornengerichte wurde. Mit der vom Ministerium Schwarzenberg verfolgten reaktionären Politik nicht einverstanden, nahm er Anfang 1851 seinen Abschied und ward bald darauf Senatspräsident des obersten Gerichtshofs und 1858 Präsident des Oberlandesgerichts in Wien. Am zum Staatsminister ernannt, arbeitete er die Staatsgrundgesetze für die Reichs- und die Landesvertretungen vom aus.
War diese Verfassung schon unvollkommen, so that S. auch nichts Wesentliches, sie zu verwirklichen, und nahm besonders Ungarn [* 7] gegenüber eine ganz unfruchtbare, rein abwartende Haltung ein, welche sich in seinem bekannten Ausspruch: »Wir können warten!« aussprach. Die kirchlichen Mißstände ließ er unberührt. Sein Eifer für das Großdeutschtum, welches Deutschland zum Vasallen Österreichs zu machen bestimmt war, veranlaßte ihn, zum Verderben Österreichs in preußenfeindlichem Sinn in die auswärtige Politik einzugreifen.
Sein mit so großen Hoffnungen begrüßtes Ministerium endete daher mit allseitiger Enttäuschung und der Sistierungspolitik Belcredis. Auf sein Nachsuchen wurde er seines Ministerpostens enthoben und zum ersten Präsidenten des obersten Gerichtshofs ernannt. Von seiten der Böhmen [* 8] zum Abgeordneten für den Reichsrat erwählt, ward er infolge kaiserlicher Ernennung vom lebenslängliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses, dessen erster Vizepräsident er wiederholt war, und in welchem er seit 1879 Führer der Opposition gegen das Taaffesche System ist. Seinem politischen Liberalismus ist S. ebenso treu geblieben wie seiner gut österreichischen Gesinnung. - Sein jüngerer Bruder, Joseph, Ritter von S., geb. 1807, lange Zeit österreichischer Militärbevollmächtigter in Frankfurt a. M., dann im Kriegsministerium, 1868 Mitglied des Herrenhauses, 1878 als Feldzeugmeister verabschiedet, starb