Schmeller
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Joseph Andreas, bedeutender Germanist, geb. zu Tirschenreuth in der Oberpfalz, besuchte eine Zeitlang das Lyceum zu München, [* 2] trat sodann wegen Mangels an Subsistenzmitteln in ein Schweizerregiment, das in spanischen Diensten stand, ward 1806 Lehrer an einer zu Madrid [* 3] nach Pestalozzis Grundsätzen eingerichteten ¶
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Probeschule und gründete 1808 eine Privatanstalt in Basel. [* 5] Nach den Freiheitskriegen, an denen er als bayrischer Freiwilliger teilnahm, widmete er sich vorzugsweise dem Studium der bayrischen Mundarten und veröffentlichte die Ergebnisse desselben in den Schriften: »Die Mundarten Bayerns, grammatisch dargestellt« (Münch. 1821) und »Bayrisches Wörterbuch, mit urkundlichen Belegen« (Stuttg. 1827-36, 4 Bde.; 2. Aufl. von Fromman, 1868-77). Diese ausgezeichneten Arbeiten legten durch ihre strenge Methode, die namentlich in der sehr eingehenden und genauen Behandlung der Lautlehre hervortritt, den Grund zu wissenschaftlichen Forschungen über die deutschen Dialekte überhaupt, die in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Aufschwung genommen haben. S. wurde 1827 Professor am Kadettenhaus zu München, 1828 außerordentlicher Professor der ältern deutschen Litteratur an der Universität daselbst, 1840 zugleich Unterbibliothekar an der Staatsbibliothek und 1846 ordentlicher Professor. Er starb Außer den genannten Hauptwerken sowie zahlreichen Abhandlungen veröffentlichte er die von ihm »Hêliand« betitelte altsächsische Evangelienharmonie (Stuttg. 1830);
die althochdeutsche Übersetzung der sonst dem Tatian, von ihm aber dem Ammonius zugeschriebenen »Evangelienharmonie« (Wien [* 6] 1841);
das althochdeutsche Gedicht vom Weltuntergang (»Muspilli«, Münch. 1832);
»Lateinische Gedichte des 10. und 11. Jahrhunderts« (mit Jakob Grimm, Götting. 1838);
»St. Ulrichs Leben« (Münch. 1844);
»Des böhmischen Herrn Leo von Rozmital Ritter-, Hof- und Pilgerfahrt« (Stuttg., Litter. Verein, 1844);
»Carmina burana« (das. 1847; 2. Aufl., Bresl. 1883) u. »Hadamars von Laber Jagd« (Stuttg. 1850).
Noch sind zu nennen sein Werk »München unter der Vierherzogregierung 1397-1403« (Münch. 1833) und die Abhandlung »Über die sogen. Cimbern der VII und XIII Kommunen auf den Venedischen Alpen [* 7] und ihre Sprache« [* 8] (das. 1838). Sein nachgelassenes »Cimbrisches Wörterbuch« wurde von Bergmann (Wien 1855),
ein Drama: »Die Ephesier«, von Nicklas (Münch. 1885) herausgegeben.