Schlitten
,
ein auf Gleitschienen statt Rädern bewegtes Fuhrwerk. In der ursprünglichen Form ist der S. oder die Schleife das älteste und einfachste Hilfsmittel zum Transport von Lasten. Es besteht aus zwei meist hölzernen, parallelen, durch geeignete Querverbände miteinander vereinigten Bäumen, Läufer oder Kufen genannt, die an ihrer Unterseite gehörig geebnet, auch wohl mit Eisen [* 3] beschlagen sind, um auf dem Erdboden mit möglichst wenig Reibung [* 4] fortgleiten zu können.
Die ausgedehnteste Anwendung finden die S. zum Lasten- und Personentransport im Winter, wenn durch Schneefall und Frost eine
glatte
Bahn zur
Verfügung steht. Auf den in Norddeutschland viel benutzten Peekschlitten
steht der Fahrende und bewegt den
S. mittels einer Peeke oder
Pike (einer langen, unten mit einer eisernen
Spitze versehenen
Stange) vorwärts.
Die sportmäßige Ausübung des Schlitten
fahrens war bis vor kurzem auf
Skandinavien und Nordamerika
[* 5] beschränkt und ist erst
ganz neuerdings nach
Deutschland
[* 6] verpflanzt worden. Freilich wurde schon früher das Pikschlitten
fahren auf den Ostseehaffs
und vielen
Binnenseen betrieben; zu besonderer
Entwicklung waren jedoch nur die Hörnerschlitten
fahrten
gelangt (so genannt nach der hörnerartigen Aufbiegung der Schlitten
kufen), die seit langen Jahren im Riesengebirge üblich
sind und erst in jüngster Zeit in andern deutschen
¶
mehr
Mittelgebirgen (Harz) Eingang gefunden haben. Der S. im engern Sinne teilt sich in den Rutschschlitten-
und Tretschlittensport.
Ersterer ist in Norwegen
[* 8] als Volksbelustigung wie als vollendeter Sport heimisch, der sich zu sehr kühnen Leistungen erhebt.
Als Gerät dienen die unter dem Namen Kjälke bekannten kleinen Schlitten
, denen die Rodel in Tirol
[* 9] und
das Schlittel in St. Moritz und Davos entspricht. Außerdem ist der sog. Sattelschlitten
in Gebrauch, der für
zwei Personen bestimmt ist und im hintern Teil eine besondere Steuervorrichtung besitzt.
Für gewöhnlich geschieht das Steuern, welches auf sehr steilen, eisbedeckten und in starken Windungen verlaufenden Bahnen
oft sehr schwierig ist, mit den Händen unter Mitwirkung von kurzen Pflöcken oder einer langen Lenkstange
oder mit den durch starksohlige Fußbekleidung geschützten Füßen. In Nordamerika sind vielfach gußeiserne Rutschschlitten
in Verwendung, dazu kommen noch die als coaster und bobsledge bezeichneten künstlichern Gefährte. Der älteste und vollkommenste
Rutschschlitten
ist der Toboggan oder Indianerschlitten
, der auf den großen Rutschbahnen in Canada dominiert
und nach dem Muster der von den indian. Ureinwohnern benutzten Fahrzeuge erbaut ist.
Der Toboggan rutscht auf der ganzen Bodenfläche, nicht auf den Kufen, wodurch die Gefahr des Umschlagens aufgehoben ist.
– Der Tretschlitten
sport wird durch den Rennwolf (s. d.) repräsentiert. Dieser als Verkehrsmittel
längst geschätzte S. wurde von den schwed. Touristen zum Sportgerät erhoben und unter wesentlichen Verbesserungen (zerlegbarer
Rennwolf: Schneiders Patent) nach Deutschland verpflanzt, wo das Rennwolffahren als Wintersport dem Schneeschuhlaufen an Bedeutung
zur Seite trat. – Der Segelschlitten
oder die Eisjacht, der die treibende Kraft
[* 10] des Windes für die Fortbewegung
auf dem Eise benutzt, ist ein Balkendreieck, das auf drei Kufen gestellt ist, deren zwei vordere fest und parallel mit der
Längsachse des Gefährts sind, während die dritte beweglich ist und als Steuer dient. Dieses Gefährt wird völlig nach
Art eines Segelbootes aufgetakelt und erreicht bei kräftigem Winde
[* 11] die größte Geschwindigkeit, welche
menschliche Konstruktionen, Blitzzüge und Schnelldampfer eingeschlossen, überhaupt zu ereichen vermögen. –
Vgl. Schneider, Katechismus des Wintersports (Lpz. 1894).
Im Maschinenbau nennt man S. im allgemeinen einen Konstruktionsteil, der sich, in Nuten geführt, in einer Horizontal- oder Vertikalebene bewegen kann; im besondern bei Hobelmaschinen [* 12] den das Werkzeug oder auch das Arbeitsstück tragenden Teil, ferner den Support einer Drehbank [* 13] u. s. w. – Über S. beim Schiffbau s. Helling.