forlaufend
510
(244,63 km), mit den Zweigbahnen St. Margarethen-Brunsbüttel (westl. Mündung des Nordostseekanals), St. Michaelisdonn-Marne, Marne-Friedrichskoog (nur für Güter) und Bredebro-Lügumkloster, ehemalige Privatbahn, wurde 1890 vom preuß. Staate erworben. Die S. M. ist aus dem Unternehmen der Glückstadt-Elmshorner Eisenbahn hervorgegangen, deren Strecken Glückstadt-Elmshorn 1845, Glückstadt-Itzehoe 1857 und Itzehoe-Heide 1878 eröffnet wurden. Am nahm die Glückstadt-Elmshorner Eisenbahn die Bezeichnung «Holsteinische Marschbahn» an, und seit heißt die Firma S. M., nachdem die Fortsetzung von Heide nach der Landesgrenze bei Ribe 1887 eröffnet war. (S. Preußische Eisenbahnen, Bd. 13, S. 428.) Die S. M. untersteht der königl. Eisenbahndirektion zu Altona. [* 3]
Schleswig-Holsteinsche Missionsgesellschaft, evangelisch-lutherische, 1877 zu Brecklum begründete Gesellschaft, mit eigenem Missionshaus. Sie begann 1881 ihre Arbeit im nördl. Telugu- und südl. Urijagebiet in Vorderindien und hatte 1894 auf 6 Stationen 10 europ. Missionare, 24 eingeborene Gehilfen, 195 Heidenchristen und 236 Schüler. Die Ausgaben betrugen 55754 M. Ihr Organ ist das «Schleswig-Holsteinsche Missionsblatt» (Brecklum). Schleswigsche Eisenbahn, s. Altona Kieler Eisenbahn. Schlettau.
1) S. im Erzgebirge, Stadt in der Amtshauptmannschaft Annaberg [* 4] der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, [* 5] links an der Zschopau und den Nebenlinien Schwarzenberg-Annaberg und S.-Obercrottendorf (6,5 km) der Sächs. Staatsbahnen, [* 6] bat (1890) 3061 E., darunter 64 Katholiken, Post, Telegraph, [* 7] Fernsprecheinrichtung; Fabrikation von Posamenten, Pappen, Kartonnagen, Patronenkoffern, Eisenkurzwaren, landwirtschaftlichen und andern Maschinen, Sargverzierungen, Holzstoff, [* 8] Knochenpräparaten, Leim und Knochenfett, ferner Handel mit Spitzen und eine bedeutende Landwirtschaft (etwa 1400 ha Flur). Auf dein südlich gelegenen Scheibenberg große Basalt- und Sandgruben. - 2) S. an der Saale, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Kreis [* 9] Merseburg, [* 10] unweit der Saale, an der Linie Halle-Nordhausen-Cassel und der Nebenlinie S.-Lauchstädt-Schafstädt (im Bau) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 512 E., Postagentur, Fernsprechverbindung und Braunkohlengrube. Schletterer, Hans Michel, Musikschriftsteller, geb. zu Ansbach, [* 11] bildete sich in Cassel und Leipzig [* 12] zum Musiker aus, wurde 1847 Musikdirektor in Zweibrücken, [* 13] 1854 Universitätsmusikdirektor in Heidelberg, [* 14] 1858 Kapellmeister an den prot. Kirchen in Augsburg, [* 15] wo er 1866 den Oratorienverein, 1873 eine Musikschule begründete und starb. S. schrieb: «Das deutsche Singspiel» (Augsb. 1863),
«Joh. Friedr. Reichardt» (ebd. 1865),
«Übersichtliche Darstellung der Geschichte der kirchlichen Dichtung und geistlichen Musik» (Nördl. 1866),
«Geschichte der geistlichen Dichtung und kirchlichen Tonkunst» (Bd. 1, Hannov. 1869),
«Die Entstehung der Oper» (Nördl. 1873),
«Richard Wagners Bühnenfestspiel» (ebd. 1877),
«Studien zur Geschichte der franz. Musik» (3 Bde., Berl. 1883-85; neue Ausg. ml Bd., 1887) u. a. Als Komponist hat S. einige Gesangswerke veröffentlicht. Schlettstadt. [* 16]
1) Kreis im Bezirk Unterelsaß, hat 635,48 qkm, (1890) 70719 (34534 männl., 36185 weibl.) E. in 63 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone Barr, Markolsheim, S. und Weiler. - 2) Hauptstadt des Kreises S. und des Kantons S. (19936 E.), an der Ill und den Linien Straßburg-Basel, S.-Zabern (65,3 km) und der Nebenlinie S.-Markirch (21,5 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Colmar) [* 17] und Hauptsteueramtes, hat (1890) 9418 E., darunter 1094 Evangelische und 282 Israeliten, in Garnison das Jägerbataillon Nr. 8, Postamt erster Klasse, Telegraph, Reste der alten Befestigungen, 2 kath., eine evang. Kirche, Synagoge, alte Bürgerhäuser (15. und 16. Jahrh.), Gymnasium, Lehrerinnenseminar, städtische Bibliothek, Theater, [* 18] Bürgerspital, Waisenanstalt für Mädchen; Drahtwebereien, Gerberei, Ziegeleien, Säge- und Lohmühlen, Landwirtschaft, Obst- und Weinbau und Handel mit landwirtschaftlichen Produkten. - S. (Selatstat 728) war zur Zeit der Merowinger königl. Meierhof und später Kaiserpfalz. 1216 mit Mauern umgeben und später Freie Reichsstadt, trat S. in den Bund der zehn elsäss. Reichsstädte.
Der deutsche Humanismus fand in S. eine Blütestätte. Im 15. Jahrh. gründete Ludwig Dringenberg hier eine Gelehrtenschule, die Erasmus besuchte und aus der Jak. Wimpfeling, Beatus Rhenanus, M. Bucer, Jak. Spiegel [* 19] u. a. hervorgingen. 1632 wurde S. von den Schweden, [* 20] 1634 von den Franzosen genommen, denen die Stadt im Westfälischen Frieden verblieb. Die geschleiften Befestigungen erneuerte Vauban 1676. Im J. 1814 wurde S. von «den Bayern, [* 21] 1815 von den Österreichern belagert, aber nicht eingenommen. Im Deutsch-Französischen Krieg ergab sich S. nach kurzer Beschießung Seitdem ist S. als Festung [* 22] aufgegeben. -
Vgl. Dorlan, Notices historiques sur S. (Colmar 1843);
Wolff, Geschichte des Bombardements von S. (Berl. 1874);
Naumann, Die Eroberung von S. (ebd. 1876).
Schleuder
,
[* 23] verbreitete Wurfwaffe des
Altertums, auch im Mittelalter vielfach angewendet. Sie bestand aus einem rundlichen,
zur
Aufnahme des
Geschosses bestimmten Lederstück, an welchem zwei
Riemen befestigt waren, die der Schleuderer
in die
Hand
[* 24] nahm und deren einen er während des Herausschwingens losließ, so daß das
Geschoß
[* 25] durch die Schwungkraft
[* 26] (Centrifugalkraft)
fortgeschleudert
wurde.
Bei den Griechen hieß die S.
Sphendone und wird schon von
Homer erwähnt.
Bei den
Römern unterscheidet man zwei
Arten von S.: die gewöhnliche, oben beschriebene, die vor dem Werfen
über dem
Kopf geschwungen wurde (funda), und die in der Kaiserzeit aufgekommene Strickschleuder
(fustibalus), bei der die
Schleuder
vorrichtung an einem über 1 m langen
Stab
[* 27] befestigt war und die bloß geschnellt wurde. Aus beiden
Arten wurden runde
Kiesel oder auch eichelförmige mit einem
Stachel versehene Bleikugeln (glandes =
Eicheln) mit einer solchen
Heftigkeit geworfen, daß sie
Helme
[* 28] und Schilde zerschlugen. Die Schleuderer
, bei den Griechen Sphendonéten, bei den
Römern
Funditores genannt, gehörten zum leichten Fußvolk. Berühmt als Schleuderer
waren unter anderm die Akarnanen, die Rhodier
und ganz besonders die Bewohner der Balearischen
Inseln; in den karthag. und röm.
Heeren spielten die
balearischen Schleuderer
eine Rolle. Nach dem Princip der S. waren
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