Schleier
,
Stück des weiblichen
Putzes, besteht gewöhnlich aus einem feinen, florartigen
Gewebe
[* 2] und ist dazu bestimmt,
das
Gesicht
[* 3] und den
Kopf oder auch noch andre Teile des
Körpers zu verhüllen. Der
Gebrauch des Schleiers
ist im
Orient seit uralter Zeit heimisch, und noch gegenwärtig legt die herrschende
Sitte den dortigen
Frauen die strenge Verpflichtung
auf, sowohl auf der
Straße als auch im
Haus in Gegenwart von
Fremden das
Gesicht verschleiert
zu tragen. Bei
den griechischen und namentlich bei den römischen
Frauen der Kaiserzeit war der S. mehr ein Putzstück.
Ihre Art, ihn zu tragen, ähnelte der heutigen der Nonnen, für deren Stand er symbolische Bedeutung hat, daher den S. nehmen, s. v. w. ins Kloster gehen. Im Mittelalter gewann er besonders seit dem 14. Jahrh. an Bedeutung und wurde seitdem bald länger, bald kürzer getragen, am meisten und am elegantesten ausgestattet von den Italienerinnen, so namentlich noch jetzt in Genua. [* 4] Die flandrischen Frauen des 14. Jahrh. trugen lange S., die von den Spitzen ihrer zuckerhutförmigen Hauben herabfielen (s. Tafel »Kostüme [* 5] II«, [* 1] Fig. 3). Als Symbol des Unerforschlichen galt er in den Mysterien der Alten.
Vgl. auch Flinder. - In der Botanik bezeichnet S. die an den jungen Fruchtkörpern mancher Hymenomyceten vom Hutrand aus nach dem Stiel über das Hymenium ausgespannte Haut [* 6] (s. Pilze, [* 7] S. 71);
auch das sogen. Indusium (s. d.) auf den Fruchthäufchen der Farne. [* 8]