Titel
Schleich
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1) Eduard, Maler, geb. zu Harbach bei Landshut, [* 2] kam 1823 nach München, [* 3] wo er die Kunstakademie besuchen wollte, aber bald zurückgewiesen ward, weil er als talentlos befunden wurde. Nun begann er ohne Anleitung Landschaften zu malen, wobei ihm Etzdorf, Morgenstern [* 4] und Rottmann Vorbilder waren. Dann bildete er sich nach den niederländischen Meistern, welche einen entscheidenden Einfluß auf die Ausbildung seines malerischen Stils gewannen, der nach einer poetischen Wiedergabe der Stimmung strebte.
Reisen durch Deutschland, [* 5] Frankreich, Italien [* 6] und Holland erweiterten seinen Gesichtskreis. In seinen ersten Bildern behandelte er noch Motive aus den bayrischen Bergen. [* 7] Später entnahm er sie ausschließlich der Ebene und stellte sich die Aufgabe, den Gesamteindruck der Naturszenerie zu geben, das unendlich wechselnde Spiel des von atmosphärischen Vorgängen über die Landschaft ausgegossenen Lichts darzustellen und das landschaftliche Motiv bloß noch als Träger [* 8] von Licht [* 9] und Farbenmassen zu behandeln.
Dabei genügten ihm die einfachsten Vorwürfe. Leider ging die Breite [* 10] seines Vortrags zuletzt in oberflächliche Manier über, und er vollendete nicht selten ein Bild in einem Tag. S. war Professor und Mitglied der Akademien zu München, Wien [* 11] und Stockholm. [* 12] Er starb in München. Eine Anzahl seiner Landschaften, die meist einen elegischen oder melancholischen Charakter haben, besitzt die Neue Pinakothek in München. Auf die Richtung der neuern Münchener Landschaftsmaler hat er einen bestimmenden Einfluß geübt. Seine Hauptwerke sind: Mondnacht in der Normandie (1858), Isaraue bei München (1860), Nebelmorgen am Starnberger See (1860) und Herrenchiemsee (1871).
2) Martin, Schriftsteller, geb. zu München, studierte daselbst Philologie, widmete sich aber bald ganz der publizistischen Thätigkeit und gründete 1848 den »Münchener Punsch«, ein humoristisches Blatt, [* 13] das er bis 1871 herausgab und 1875 von neuem ins Leben rief. Als Politiker gehörte er zu den entschiedensten Vorkämpfern des bayrischen Partikularismus, stimmte aber beim Ausbruch des Kriegs 1870 für den Anschluß Bayerns an Preußen. [* 14] Er starb in München. Unter seinen »Lustspielen und Volksstücken« (Münch. 1862, 2 Bde.; 2. Aufl. 1874; neue Sammlung, das. 1874) gehören das altertümliche Charakterbild »Bürger und Junker«, »Der Bürgermeister von Füssen«, »Die Haushälterin« und »Ansässig« (worin das ehemalige Zunftwesen ergötzlich dargestellt wird) zu den besten. Außerdem veröffentlichte er: »Renaissance. ¶
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Ausgewählte Dichtungen von Jakob Balde« (mit Joh. Schrott übertragen, Münch. 1870) und die humoristischen Reisestudien »Italische Apriltage: Erinnerungen aus einer konfessionslosen Romfahrt« (das. 1880).