Schlangenk
rümmung,
Rückgratsverkrümmung, s. Schiefwerden.
Schlangenkrümmung
4 Wörter, 61 Zeichen
Schlangenkrümmung,
Rückgratsverkrümmung, s. Schiefwerden.
Schiefheit, die Rückgratsverkrümmungen, besonders die nach der Seite, die von den Ärzten Schlangenkrümmungen oder Skoliosen genannt werden und die stets in Form eines lat. S stattfinden, da der Ausbiegung nach rechts immer eine tiefer unten befindliche Kompensationskrümmung nach links entspricht, und umgekehrt. Diese Wirbelsäulenkrümmungen entstehen teils aus wirklichen organischen Leiden [* 3] der Wirbelknochen, so namentlich häufig im Jugendalter die winklige Knickung der Wirbelsäule (meist nach vorn als Kyphosis, Auswachsen, Buckel, Buckeligsein) im Gefolge von Entzündung, Vereiterung und Zerstörung der Wirbelkörper (s. Wirbelsäule). In andern Fällen sind Krankheiten der Muskeln [* 4] oder Bänder der Wirbelsäule schuld an dem Krummwerden, in noch andern eine Unmöglichkeit, das Gleichgewicht [* 5] des Körpers anders als durch eine schiefe Rückenhaltung zu behaupten: z. B. wenn ¶
jemand immer eine schwere Last auf einem Arme trägt, wie manche Kindermädchen ihren Pflegling, oder wenn der eine Fuß zu kurz, verbogen, steif oder beim Auftreten schmerzhaft ist. In den allermeisten Fällen aber ist das S. (die Wirbelsäulenverkrümmung) eine Folge von schlechter Körperhaltung, von einer aus Bequemlichkeit oder Schwäche angenommenen falschen Richtung der Wirbelsäule. Diese sog. Gewohnheitsskoliose, auch unter dem Namen hohe Schulter bekannt, findet sich am häufigsten bei Kindern, die auf einem Beine (meist dem linken) zu stehen lieben, und bei jungen Mädchen, die im Sitzen, beim Schreiben, Nähen, Sticken u. s. w. aus Ermüdung die linke Seite einsinken lassen und die rechte hinauskrümmen.
Solche Kinder sind zugleich auch meistens muskelschwach, blutarm, bleichsüchtig und stubensiech. Je jünger die Kinder sind, um so ungünstiger wirken die angeführten Schädlichkeiten ein. Die Verhütung dieser Verkrümmungen ist weit mehr Sache der Erzieher und Eltern als der Ärzte. Vor allen Dingen muß das Kind täglich und stündlich zu Hause und in der Schule nicht nur erinnert werden, die richtige Korperhaltung einzunehmen, sondern auch häufig mittels Drücken auf Schulterblatt, Rippen u. s. w. in die richtige Stellung gebracht werden.
Von besonderer Wichtigkeit für die Verhütung der Skoliosen ist die Beschaffung zweckmäßiger Schulbänke, durch die eine richtige Haltung des sitzenden und schreibenden Kindes erstrebt wird. (S. Schulhygieine.) Zur Heilung der seitlichen Rückgratsverkrümmungen sind zweckmäßige und lange Zeit hindurch fortgesetzte gymnastische Übungen ganz unerläßlich (s. Heilgymnastik); bedeutendere Wirbelsäulenkrümmungen sind den orthopäd. Heilanstalten (s. Orthopädie) zuzuweisen, oder erfordern das Tragen genau angepaßter künstlicher Stützapparate, unter denen der Geradehalter von Bouvier, der Bühringsche Apparat, die Nyropsche Maschine [* 7] und das Gipskorsett am wirksamsten sind.
Sehr gute Erfolge sieht man auch von der länger fortgesetzten methodischen Massage der Rückenmuskeln. Auch die für unheilbar erkannten Fülle bedürfen noch einer dauernden ärztlichen und gymnastischen Behandlung und Aufsicht. –
Vgl. Schildbach, Die Skoliose (Lpz. 1872);
Baginsky, Handbuch der Schulhygieine (2. Aufl., Stuttg. 1883);
Lorenz, Pathologie und Therapie der seitlichen Rückgratsverkrümmungen (Wien [* 8] 1886);
Hoffa, Lebrbuch der orthopäd.
Chirurgie (2. Aufl., Stuttg. 1894).