Schlagintweit
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fünf Brüder aus München, [* 2] welche sich durch Reisen und wissenschaftliche Forschungen einen Namen erworben haben, Söhne des bayrischen Wirklichen Rats Joseph S., der sich besonders im Fach der Augenheilkunde bekannt gemacht hat (geb. zu Regen, gest. in München). Die drei ältesten, Hermann, Adolf und Robert, wurden 1858 vom König von Bayern [* 3] in den erblichen Adelstand erhoben. Hermann von S., geb. zu München, und Adolf, geb. daselbst, machten sich 1846-53 durch ihre Untersuchungen über verschiedene physikalische Erscheinungen in der Alpenwelt bekannt.
Vgl. ihre »Untersuchungen über die physikalische Geographie der Alpen« [* 4] (Leipz. 1850) und »Neue Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie [* 5] der Alpen« (das. 1854), worin auch eine Arbeit ihres Bruders Robert von S., geb. über die Geologie des Kaisergebirges enthalten ist.
Außerdem konstruierten sie Reliefs vom Monte Rosa und der Zugspitze, nach welchen treffliche »Photographische Karten« (Berl. 1854) erschienen. 1851 habilitierte sich Hermann in Berlin [* 6] für Meteorologie und Physik, ¶
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1853 Adolf in München für Geologie. Bald darauf erhielten die drei Brüder durch Vermittelung Alex. v. Humboldts vom König von Preußen [* 8] und von der Britisch-Ostindischen Kompanie den Auftrag zu einer wissenschaftlichen Reise nach Indien und ins Himalajagebirge, vor allem zur Bestimmung von magnetischen Kurven im Innern Indiens, dann auch zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen, geologischer und geognostische Arbeiten und Höhenmessungen. Am erfolgte die Einschiffung nach Ägypten. [* 9]
Ende des Jahrs in Bombay [* 10] angelangt, durchwanderten sie von da aus, teils vereint, teils jeder für sich, das Dekhan und kamen im Februar 1855 nach Madras, [* 11] dann nach Kalkutta. [* 12] Von hier brachen Adolf und Robert auf, gelangten über Patna, Benares, Allahabad und Fatighar in die Nordwestprovinzen und widmeten sich hier der Erforschung der Hochpässe über den Hauptkamm des mittlern Himalaja, über den sie bis ins chinesische Tibet vordrangen. Am Ibi Gamin erreichten sie mit 6788 m die größte von einem wissenschaftlichen Reisenden erstiegene Höhe.
Hierauf wandte sich Robert nach Zentralindien in den damals noch schwer zugänglichen Amarkantakgebirgsstock, Adolf in das Godawerithal und längs desselben ans Meer, um nach Madras überzusetzen und von hier aus Südindien bis Tritschinapalli, mit Einschluß der Nilgiri, auf seine geologische Beschaffenheit zu untersuchen. Hermann, der am von Kalkutta aufgebrochen war, hatte sich inzwischen nordwärts nach Dardschiling in Sikkim begeben und war von da aus nach Assam nahe bis zur Südwendung des Brahmaputra vorgedrungen.
Nachdem die drei Brüder in Simla zusammengetroffen waren, trennten sie sich im Juli 1856 wieder, um nach dem westlichen Himalaja und Tibet vorzudringen. Während Hermann und Robert nach Leh in Ladak gingen, von hier aus unter Verkleidung den Karakorum überschritten und sodann als die ersten Europäer den Kuenlün überstiegen, schlug Adolf die Richtung nach dem obern Indus ein, um das westliche Tibet oder Balti zu untersuchen. Im November 1856 trafen die Brüder wieder zu Rawalpindi am Indus zusammen, trennten sich aber sofort abermals.
Robert durchzog das Indusland und schiffte sich im Frühjahr 1857 nach Europa [* 13] ein. Hermann besuchte noch Nepal und ging dann nach Kalkutta, wo er ebenfalls über Ceylon [* 14] die Rückreise nach Europa antrat, in Ägypten mit Robert sich vereinigte und glücklich in Triest [* 15] landete. Adolf gedachte noch ein Jahr auf die weitere Durchforschung Tibets und Turkistans zu verwenden, ging von Rawalpindi nach Leh, überstieg die Gebirgsketten des Karakorum und Kuenlün, kam Anfang August 1857 in die Gegend von Jarkand, wurde hier aufgegriffen, nach Kaschgar gebracht und hier auf Befehl des damaligen Gewalthabers enthauptet.
Auf Anregung des russischen Konsuls in Kaschgar wurde die Stätte seiner Hinrichtung 1887 durch eine vergoldete Bronzeplatte mit Inschrift bezeichnet. Hermann und Robert ließen sich zuerst in Berlin nieder, kauften später Schloß Jägersburg bei Forchheim und stellten hier ihre reichhaltigen ethnographisch-naturhistorischen Sammlungen auf, von wo nach ihrem Tode die ethnographischen Stücke (über tausend Nummern) in das Völkermuseum zu Berlin und nach München, die übrigen Teile in andre öffentliche Anstalten übergeführt wurden.
Die großen Verdienste, welche sich die Gebrüder S. um Erforschung Indiens und Hochasiens erworben haben (vgl. »Results of a scientific mission to India and High-Asia«, Leipz. 1860-66, 4 Bde. mit Atlas), [* 16] wurden durch Verleihung zahlreicher Auszeichnungen anerkannt; auch ließ die Stadt München das Geburtshaus der Reisenden 1887 durch eine Inschrift bezeichnen. Hermann, der speziell wegen der Übersteigung des Kuenlün 1864 den Beinamen Sakünlünski erhielt, gab in deutscher Sprache [* 17] »Reisen in Indien und Hochasien« (Jena [* 18] 1869-80, 4 Bde.) heraus und schrieb zahlreiche Abhandlungen für die bayrische Akademie der Wissenschaften. Er starb in München.
Robert, seit 1863 Professor in Gießen, [* 19] bereiste zweimal (1869 und 1880) Nordamerika [* 20] bis Kalifornien und legte das Ergebnis seiner Reisen in den Schriften: »Die Pacific-Eisenbahn« (Köln [* 21] 1870),
»Kalifornien« (das. 1871),
»Die Mormonen« (2. Aufl., das. 1877),
»Die Prärien« (das. 1876),
»Die Santa Fé- und Südpacificbahn« (das. 1884),
»Die pacifischen Eisenbahnen in Nordamerika« (Ergänzungsheft zu »Petermanns Mitteilungen« 1886) u. a. nieder. Er starb in Gießen. - Ein vierter Bruder, Eduard, geb. nahm 1860 als bayrischer Oberleutnant teil an der Expedition der Spanier nach Marokko, [* 22] veröffentlichte: »Der spanisch-marokkanische Krieg 1859-60« (Leipz. 1863) und fiel als Hauptmann im bayrischen Generalstab im Gefecht bei Kissingen. [* 23] - Ein fünfter Bruder, Emil, geb. zur Zeit Bezirksamtmann in Zweibrücken, [* 24] auch Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften, widmete sich neben der Jurisprudenz dem Studium der indischen Sprachen, insbesondere der tibetischen, und schrieb: »Die Erwerbung auf den Todesfall« (Jena 1863);
»Buddhism in Tibet« (Lond. 1863; franz. Ausg., Lyon [* 25] 1881);
»Die Könige von Tibet« (Münch. 1865);
»Die Gottesurteile der Inder« (das. 1866);