(Somnus), derjenige physiologische Zustand, in welchem die Äußerungen des
Bewußtseins zurücktreten oder selbst
vollständig aufgehoben sind. Über die nächste
Ursache dieses Zustandes konnten bisher nur
Vermutungen aufgestellt werden.
Während des Schlafs setzen die äußern
Sinne ihre spezifischen Verrichtungen aus, die willkürlichen
Bewegungen fehlen, und der gesamte
Stoffwechsel wird erheblich gemindert. Die auch während des Schlafs vorhandene
Reaktion
auf äußere
Reize braucht durchaus nicht auf einen noch vorhandenen Rest von Seelenfunktionen zurückgeführt zu werden,
sondern steht im vollen
Einklang mit unsern Kenntnissen von den geordneten Reflexbewegungen.
Der tiefe S. ist ruhig und dauert in der
Regel länger, der leise S. ist zugleich auch unruhig; der Anfangsschlaf
ist der tiefste und vorzugsweise erquickende: in ihm kommen die Verrichtungen des
Körpers am meisten zur
Ruhe. Verhältnismäßig
am längsten erhält sich beim
Einschlafen von allen Sinnesthätigkeiten das
Gehör.
[* 3] Nach dem normalen
Ablauf
[* 4] des Schlafs hat sich der Erwachte vollständig erholt. Das Hungergefühl nach dem S. ist trotz des vorangegangenen
Fastens nicht besonders lebhaft, die
Sinne sind geschärft, die
Aufmerksamkeit gesteigert.
Man ist zu jeder körperlichen und geistigen Anstrengung neu gekräftigt. Diese
Wirkungen bleiben aber nach einem zu langen,
das individuelle
Bedürfnis übersteigenden
S. in der
Regel aus. Im spätern Verlauf des Schlafs werden
die
Sinne empfindlicher, die
Träume lebhafter und deren Einfluß auf den
Körper größer; die
Muskeln
[* 5] sind weniger ruhig; der
Organismus nähert sich allmählich den Verhältnissen, die das
Wachen charakterisieren, und kommt in einen Halbschlaf, in
welchem der
Verkehr mit der
Außenwelt nach und nach wieder angeknüpft wird, so daß das Erwachen infolge
der geringfügigsten äußern oder innern Veranlassung eintritt.
Das Schlafen wird begünstigt durch körperliche und geistige
Ermüdung, durch Minderung der äußern Sinnesreize oder durch
fortgesetzte monotone Einwirkung solcher (z. B. durch einförmige
Geräusche), ferner durch
Kälte, starke
Mahlzeiten, den
Genuß von
Spirituosen und gewisser
Gifte (Narkotika). Als äußere Weckungsmittel dienen die Sinnesreize, namentlich
der
Schall,
[* 6] grelles
Licht,
[* 7] Erregungen der Hautnerven.
Starke Verminderung oder völliges Aufhören gewohnter
Reize können ebenfalls
erwecken. Der
Müller erwacht, sobald das gewohnte
Geräusch des Mühlwerkes aufhört.
Vgl.
Preyer, Über die
Ursache desSchlafs
(Stuttg. 1877);
Spitta, Die Schlaf- und Traumzustände der menschlichen
Seele
(Tübing. 1878);