Schlacken
,
glas- oder emailartige
Abfälle der meisten Schmelzprozesse, entstehen durch Vereinigung der in den Schmelzmaterialien
vorhandenen
Basen mit
Kieselsäure oder erzeugen sich erst bei der
Reinigung der
Metalle, z. B. beim Kupfergarmachen (s.
Kupfer,
[* 2] S. 317), durch
Oxydation der fremden Beimengungen, so daß sie wesentlich aus
Oxyden bestehen und
Kieselsäure nur zufällig
aufnehmen. Wichtiger als diese Oxydschlacken
sind die auf zuerst angegebene
Weise gebildeten Silikatschlacken.
Sie bestehen meist aus
Verbindungen der
Kieselsäure mit
Erden und
Metalloxyden, enthalten wohl auch
Fluor- und Schwefelverbindungen
und zuweilen in
Stellvertretung für
Kieselsäure
Phosphorsäure,
Schwefelsäure,
[* 3] Metallsäuren,
Eisenoxyd
und
Thonerde (Aluminatschlacken
). Nach der
Zusammensetzung der S. unterscheidet man Tri-,
Bi-, Singulo- und Subsilikate, je
nachdem der Sauerstoffgehalt der
Kieselsäure dreimal, zweimal, gerade so groß oder geringer ist als der der
Basen.
Deck - Decke

* 4
Decke.
Die Tri- und Bisilikatschlacken
sind seiger, d. h. sie fließen zäh, lassen
sich zu
Fäden ziehen, erstarren langsam und haben meist nach dem Erkalten ein glasiges Ansehen; die frischen Singulo- und
Subsilikatschlacken
fließen dünn, lassen keine
Fäden ziehen, erstarren rasch, zerspringen nach dem Erkalten und zeigen
meist eine steinige oder erdige
Textur. Da jeder Schmelzprozeß eine Schlacke von bestimmtem Silicierungsgrad
verlangt, so geben die erwähnten
Eigenschaften der S., welche auch der gewöhnliche
Arbeiter leicht erkennen kann, ein
Mittel
zur Beurteilung des Schmelzganges ab. Eine Schlacke muß bei gleichartiger
Beschaffenheit und angemessener Schmelzbarkeit
die gehörige
Absonderung der neben der Schlacke erzeugten
Produkte gestatten, auf diese weder zerlegend noch auflösend einwirken
und dieselben
vor der schädlichen Einwirkung der Gebläseluft als
Decke
[* 4] schützen.
Die S. sind entweder amorph, glasig, emailartig, steinig, erdig, kristallinisch, oder deutlich kristallisiert
(Olivin-, Humboldtilith-,
Augitschlacken
); glasige S. gehen bei langsamer Abkühlung bisweilen in den kristallinischen Zustand über und werden steinig.
Die
Farben der S. rühren vorwaltend von
Metalloxyden und Schwefelverbindungen her. Bei glasigen und emailartigen
S. wechseln oft an einem kleinen
Stück die verschiedenartigsten
Farben, bald scharf getrennt, bald ineinander verlaufend.
Schlackenwälle - Schla

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Seite 14.495.Die Dichtigkeit der S. nimmt um so mehr zu, je rascher die Abkühlung erfolgt, während langsam abgekühlte S. härter sind als rasch erkaltete. Steinige S. sind im allgemeinen härter als glasige. Man benutzt sie häufig als Zuschlag zu Schmelzprozessen, wobei sie entweder zur Auflockerung gepulverter Erze (Schliege), als schützende Decke gegen die Einwirkung des Windes im Herd auf die ausgeschiedenen metallischen Produkte, als flüssiges Medium zur Ansammlung getrennter ¶
mehr
Teilchen von Metallen, Schwefelmetallen etc. oder als Auflösungsmittel dienen sollen, indem Bi- und Trisilikatschlacken
noch
Basen, Singulo- und Subsilikatschlacken
noch Kieselsäure aufzunehmen vermögen. Liegt der Schmelzpunkt der S. nicht zwischen
den betreffenden leicht und schwer reduzierbaren Oxyden, so werden entweder erstere verschlackt, wenn die Schlacke früher
schmilzt, als sie sich reduzieren, oder letztere werden, wenn die Schlacke zu strengflüssig ist, teilweise
reduziert. Am häufigsten schlägt man bei Metallhüttenprozessen Eisenfrischschlacken
oder geröstete Schwefelkiese zu, deren
Eisenoxydul alle Silikate leichtflüssig macht, Kupfer- und Bleioxyd austreibt, bei hoher Temperatur sich selbst reduziert und
als Niederschlagmittel auf Schwefelungen wirkt.
Formes (Karl Joh.) - F
![Bild 56.981: Formes (Karl Joh.) - Formes (Theod.) [unkorrigiert] Bild 56.981: Formes (Karl Joh.) - Formes (Theod.) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/56/56_0981.jpeg)
* 6
Formerei.
Saure S. lassen sich zu Bausteinen (Schlacken
steinen) formen, während basische S. zu rasch erstarren
und nach dem Erkalten zerspringen. Glasige, spröde S. gehen bei langsamer Abkühlung in größern Massen, z. B. unter einer
Kohlenlöschdecke, in steinige, harte (getemperte, basaltierte S.) über und geben ein ausgezeichnetes Chausseebaumaterial.
Granulierte S. dienen im Gemisch mit gebranntem Kalk als Bausteine, als Unterlage für Straßenpflaster
und Eisenbahnen, als Sand zum Mörtel und zur Formerei,
[* 6] zu Schwefelbädern, zur Glasbereitung etc. Hochofenschlacken
,
welche mit Säuren gelatinieren, können zur Anfertigung von hydraulischen Kalken, zum Düngen, zu Kitten und Dachziegeln, zur
Darstellung von Alaun,
[* 7] Mörtel, Zement, zur Reinigung von Holzsäure etc. benutzt werden.
Die sofortige Benutzung der mit S. gefüllten Thäler zum Ackerbau, nachdem sie mit etwas Erde überfahren
sind, hat sich vorteilhaft erwiesen. Leitet man in nicht zu basische, flüssige S. einen starken Luftstrom oder gespannten
Wasserdampf, so wird die Schlacke in äußerst feine Fäden verteilt und bildet dann die Schlackenwolle (Ofenwolle). Zur Darstellung
dieses Fabrikats läßt man die Schlacke in einem etwa 1 cm starken Strahl herabfallen und leitet etwa 15 cm unter der Ausflußstelle
aus einer Düse von sichelförmigem Querschnitt einen Dampfstrahl gegen den Schlacken
strahl.
Filtrieren

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Filtrieren.Die Schlackenwolle leitet die Wärme [* 8] sehr schlecht und dient daher zum Umhüllen von Dampfröhren, Dampfcylindern und Wasserröhren, zur Herstellung der Isolierschichten von Eiskellern, Eisschränken, Fußböden, beim Legen von Telegraphenkabeln, auch zum Filtrieren [* 9] verschiedener Flüssigkeiten. Darstellung und Handhabung der Schlackenwolle ist nicht ohne Gefahr, weil die zarten Glasfäden, aus denen sie besteht, leicht zerbrechen und sich in die Haut [* 10] eindrücken, auch als Staub die Luft erfüllen und die Atmungsorgane stark reizen.