1) Ernst Wilhelm von, preuß. Staatsmann, geb. 4. Febr. 1719 aus
einem in Preußisch-Schlesien begüterten Adelsgeschlecht, ward von Friedrich d. Gr. zum Vizepräsidenten der Kriegs- und Domänenkammer
in Stettin, dann zum Wirklichen Geheimen Rat, Staats- und Kriegsminister ernannt und vollendete als dirigierender Minister von
Schlesien seit 1755 nach seines Königs eigner Anerkennung durch musterhafte Verwaltung das Werk der kriegerischen
Eroberung dieses Gebiets friedlich; starb 13. Dez. 1769.
2) Gustav, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 22. März 1750 zu Stettin, studierte in Halle und Frankfurt a. O., bereiste dann Deutschland,
Frankreich und England und ließ sich nach dem Beginn der Revolution in Paris nieder, wo ihm seine Wohlthätigkeit
und seine ausgebreiteten Kenntnisse allgemeine Achtung verschafften. Als Freund der Girondisten 1793 in deren Fall verwickelt,
entging er nur durch einen Zufall der Guillotine und erhielt durch Robespierres Sturz die Freiheit wieder.
Napoleon I. ließ ihn trotzdem, daß sich S. ungescheut und offen gegen ihn aussprach, als einen unschädlichen Sonderling
unbelästigt; doch wurde er, als er 1813 zu thätiger Teilnahme am Befreiungskrieg sich nach Preußen begeben wollte, durch
Verweigerung seiner Pässe in Paris zurückgehalten. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verließ er sein Zimmer fast niemals;
er lebte nur seinen Ideen und beschäftigte sich vorzüglich mit Erfindung einer Sprachmaschine, die vollkommen
die menschliche Stimme nachahmen sollte. Er starb 22. Aug. 1824 in Paris. Durch sein bereits 1785 errichtetes Testament hatte S.
einen wesentlichen Teil seines Grundvermögens für eine schlesische Schulstiftung ausgesetzt, aus der mehrere Waisenhäuser
und Seminare für Katholiken und Protestanten hervorgingen. Er hatte wesentlichen Anteil an der Schrift seines
Freundes J. F. Reichard ^[richtig: Johann Friedrich Reichardt]: »Bonaparte und das französische Volk unter seinem Konsulat« (1804).
Ernst Wilhelm, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. 4. Febr. 1719, war bis 1755 Kammerpräsident
in Magdeburg und unterstützte als solcher die gegen Sachsen gerichtete Zollpolitik Friedrichs d. Gr., indem er ein neues System
der Transitozölle einrichtete. 1755 wurde S., der als Organisator und Verwaltungsbeamter sich ungemein
befähigt erwies, zum Minister von Schlesien ernannt. S. zeichnete sich in dieser eigenartigen, nur für diese Provinz bestehenden
Stellung während des Krieges durch seine vielseitige unermüdliche Thätigkeit aus; sowohl für die Verwaltung, Sicherung und
Verteidigung der bedrohten Provinz als für die Verpflegung und Ergänzung des preuß. Heers erwarb er sich
wesentliche Verdienste. Nach dem Friedensschluß war er rastlos bemüht, die tiefen Wunden zu heilen, die der Krieg in Schlesien
geschlagen hatte. S. starb 14. Dez. 1769 in Breslau.
Gust., Graf von, Sohn des vorigen, geb. 22. März 1750 zu Stettin, studierte in Frankfurt a.O.und
in Halle, machte dann Reisen und ließ sich nach Ausbruch der Revolution in Paris nieder. Während der Schreckenszeit kam er
als Freund der Girondisten in Kerkerhaft und entging nur durch Zufall dem Schafott. In den letzten zehn Jahren, wo er sich
die Erfindung einer Sprachmaschine znr Aufgabe gesetzt hatte, verließ er sein Zimmer nicht. Das Buch «Napoleon
und das franz. Volk unter seinem Konsulat» (1804), das sein Freund J. F. Reichardt herausgab, ist wesentlich sein Werk. S. starb 22. Aug. 1824 zu
Paris.