Titel
Schirmer
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1) Wilhelm, Maler, geb. zu Berlin, [* 2] begann seine Laufbahn als Blumenmaler und Schüler Völkers und ward bei der königlichen Porzellanmanufaktur beschäftigt. Dies Verhältnis löste er 1823, widmete sich dann der Landschaftsmalerei, verweilte 1827-31 in Italien [* 3] und ließ sich nach der Rückkehr in Berlin nieder, wo er 1839 Lehrer der Landschaftsmalerei an der Akademie und 1843 Professor wurde. Er starb in Nyon am Genfer See auf der Heimkehr von einer Reise nach Italien. Er behandelte vorzugsweise die südliche, namentlich die italienische, Natur; besonders wußte er durch Luft- und Lichtwirkungen eine feine, poetische Stimmung hervorzurufen. Neben Ölgemälden (Tassos Haus in Sorrento, italienischer Park und Strand bei Neapel, [* 4] in der Berliner [* 5] Nationalgalerie) hat er auch monumentale Landschaftsbilder an den Wänden des ägyptischen Hofs und des griechischen Saals im Neuen Museum zu Berlin, z. B. die Pyramiden von Memphis, die Ansichten des Apollontempels bei Phigalia und des Athenetempels auf Ägina, in Stereochromie ausgeführt.
2) Johann Wilhelm, Maler, geb. zu Jülich, besuchte seit 1826 die Akademie zu Düsseldorf [* 6] und wurde 1827 Schüler Schadows, bildete sich aber unter dem Einfluß Lessings zum Landschaftsmaler aus. Seit 1834 Hilfslehrer und seit 1839 Professor an der Akademie zu Düsseldorf, war er es neben Lessing hauptsächlich, der die Düsseldorfer Landschafterschule begründete. Das Resultat einer von ihm 1838 nach der Normandie unternommenen Reise war das Verlassen der von ihm zuerst eingeschlagenen, mehr auf die Zeichnung Gewicht legenden Richtung.
Diese Reise führte ihn zur Betonung [* 7] der Farbe und Tonwirkung, wie die Werke: Herbstlandschaft, das Wetterhorn, die Jungfrau in der Schweiz, [* 8] die Bergstraße darthun. Von seiner 1840 angetretenen italienischen Reise datiert ein neuer Umschwung, der ihn schließlich zur stilisierten Richtung führte. Er blieb »stets in den Grenzen [* 9] der natürlichen Unbefangenheit, doch wußte er die durch die Natur selbst gebotenen Stilformen in ihrer charakteristischen Bestimmtheit aufzufassen und in ihrer innerlichen Wahrheit wiederzugeben. Zusammengesetzt aus den Gegenden Deutschlands, [* 10] der Normandie, der Schweiz und Italiens, [* 11] hat sich in seiner Seele gleichsam eine neue Natur geboren, die ihm allein eigen ist. Seine letzten Bilder gehören nicht mehr einer bestimmten Gegend an, sie sind der allgemeine Ausdruck für Stimmungen oder Gedanken; er strebt darin nach einem gewissen symbolischen Bau der Komposition, die meist wunderbar schön und groß ist.« Von seinen etwa 300 Ölgemälden sind die hervorragendsten: Grotte der Egeria, im städtischen Museum zu Leipzig; [* 12]
italienische Landschaft mit Pilgern, in der Akademie zu Düsseldorf;
Schweizerlandschaft, im Museum zu Christiania. [* 13]
Seine Hauptwerke entstanden in den letzten Jahren seines Lebens: die biblischen Landschaften in 26 Kohlezeichnungen (1855-56);
vier Bilder zur Geschichte des barmherzigen Samariters (1856-57, Kunsthalle zu Karlsruhe) [* 14] und die Geschichte Abrahams in 12 Ölgemälden (1859-62, Berliner Nationalgalerie).
1853 zum Professor an der Kunstschule zu Karlsruhe ernannt, brachte er dieselbe in kurzem zu gedeihlichem Aufschwung. Er starb daselbst.