Schirâs
(pers., d. h. Löwenbauch), ehemals blühende Hauptstadt der pers. Provinz Farsistan, liegt in einem fruchtbaren, von Bergen [* 2] umgebenen Thal [* 3] ¶
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466 auf einer Stufe des Randgebirges, 1550 m ü.d.M., 52 km im Südwesten von den Ruinen des alten Persepolis (s. d.) an der Straße nach Ispahan. Die Stadt wurde durch Erdbeben [* 5] und wobei angeblich 10000 Menschen umkamen, fast ganz zerstört. S. hat etwa 35000 E.; die Industrie erstreckt sich auf Baumwolle, [* 6] Seide, [* 7] Wolle, Leder, Gold- und Silberwaren, Glas, [* 8] Schmelz, Stahl und besonders Rosenöl. Auch ist die Stadt wegen ihrer schönen Frauen und ihrer Rosen- und Granatäpfelgärten hoch gepriesen. S. führte 1893 Waren für 796640 Pfd. St. ein, darunter für 563692 Pfd. St. Baumwollwaren und für 112246 Pfd. St. Zucker, [* 9] ferner Thee, Metalle und Indigo. [* 10]
Ausgeführt werden Opium (221538 Pfd. St.), Wollwaren, Baumwolle roh, Früchte und Gemüse, im ganzen für 438818 Pfd. St. S. ist Sitz einer Filiale der kaiserlich pers. Bank. – S. ward nach der Vertreibung der Sassaniden Hoflager der Chalifen in der Mitte des 7. Jahrh., erreichte seine größte Blüte [* 11] unter dem Mongolenkaiser Hulagu im 13. Jahrh. bis auf Timur, der die Stadt 1387 und 1392 eroberte. Damals galt es auch als der Glanzpunkt der pers. Wissenschaft und Poesie. Hier wurden die Dichter Hafis und Saadi geboren, deren Gräber sich in der Nähe befinden.