Schill
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Fisch, s. Sander.
Schill
971 Wörter, 6'568 Zeichen
Schill,
Fisch, s. Sander.
Schill,
Ferdinand von, preuß. Offizier, geb. zu Wilmsdorf bei Dresden, [* 2] trat 1788 in die preuß. Armee; als Dragonerlieutenant bei Auerstedt 1806 verwundet, schleppte er sich bis Kolberg. [* 3] Nach seiner Genesung unternahm er mit einigen Leuten Streifzüge in die Umgebung Kolbergs, um die franz. Brandschatzungen zu verhindern und alles königl. Eigentum, Kassen u. s. w. nach Kolberg zu führen. Seine Entschlossenheit, sein Mut und seine Schlauheit machten ihn beim Feinde gefürchtet. 1807 erhielt er die Erlaubnis zur Errichtung eines Freikorps aus Ranzionierten, und in wenigen Wochen waren gegen 1000 Mann zu Fuß und zu Pferde [* 4] beisammen und mit drei 3pfündigen Kanonen ausgerüstet.
Nachteilige Gefechte bei Stargard [* 5] und Naugard nötigten ihn jedoch, sich in ein befestigtes Hölzchen, die Maikuhle, unter dem Schutze Kolbergs zurückzuziehen, bei dessen Verteidigung sich S. vielfach auszeichnete. Nach dem Frieden von Tilsit [* 6] wurde S. Major und Commandeur des aus seiner Reiterei errichteten Leibhusarenregiments, mit dem er 1808 in Berlin [* 7] einrückte. Die übertrieben hohe Meinung, die man allgemein von S. hegte und die er selbst teilte, erfüllte ihn mit starkem Selbstbewußtsein und ließ ihn, der im kleinen Kriege sich ausgezeichnet hatte, die Grenzen [* 8] seiner Kraft [* 9] verkennen.
Als Österreich [* 10] 1809 an Frankreich den Krieg erklärte, die preuß. Regierung aber sich zurückhielt, faßte S. den Plan, auf eigene Hand [* 11] loszuschlagen in der Erwartung, den König und die preuß. Armee dadurch fortzureißen. Er verließ 28. April mit seinem Husarenregiment Berlin, eröffnete erst auf dem Marsch den Offizieren sein Vorhaben, aber so, daß diese glaubten, er handle im Einverständnis mit dem König, und rückte in Sachsen, [* 12] dann in westfäl. Gebiet ein. Mehrere kleine Erfolge wurden zwar anfangs errungen, allein da die Unterstützung ausblieb, zumal der König das eigenmächtige Vorgehen des Majors scharf verurteilte, so sah sich S. genötigt, nach Mecklenburg [* 13] zurückzuweichen.
Durch das siegreiche Gefecht von Damgarten (24. Mai) bahnte er sich den Weg nach Stralsund. [* 14] Hier widersetzte sich S. hartnäckig dem Rate, nach der Insel Rügen überzugehen und sich auf engl. Kriegsschiffe zu retten. Trotz der ganz verfallenen Festungswerke Stralsunds, die er nur eilig verbessert hatte, beschloß S. doch, den Kampf mit dem überlegenen Gegner aufzunehmen. Am 31. Mai griffen 5000 Mann Holländer und Dänen das kleine Korps an und drangen in die Stadt ein, wo S. selbst mit den meisten seiner Genossen fiel. Elf seiner Offiziere wurden von den Franzosen in Wesel [* 15] erschossen. Die gefangenen Soldaten wurden unter die franz. Galeerensklaven gesteckt. S.s Kopf wurde vom Rumpfe getrennt und in das Leidener [* 16] Naturalienkabinett gebracht, von wo er erst 1837 an die Stadt Braunschweig [* 17] übergeben und hier ehrenvoll bestattet wurde. In Wesel, Braunschweig und Stralsund wurden S. und seinen Helden Denkmäler errichtet; das 1. schles. Husarenregiment Nr. 4 wurde 1889 nach ihm benannt. -
Vgl. Haken, Ferdinand von S. (2 Bde., Lpz. 1824);
Bärsch, S.s Zug und Tod (ebd. 1860);
Ferdinand von S. (Potsd. 1860);
Petrich, Pommersche Lebensbilder, Bd. 2 (Stett. 1884).