Schiefer
(frz. ardoise oder schiste; engl. slate). In
der Gesteinskunde werden mit diesem Namen alle diejenigen Sedimentgesteine belegt, welche sich dadurch auszeichnen, daß
sie sich in mehr oder weniger dünne, annähernd ebne Platten spalten lassen. Da diese Eigenschaft viele
Gesteine zeigen, so hat man auch viele verschiedne Schiefer
sorten, wie z. B. Glimmerschiefer
,
Chloritschiefer
, Thonschiefer, Grauwackenschiefer, Kieselschiefer, Kupferschiefer, Mergelschiefer, Talkschiefer etc.
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Im Handel versteht man jedoch, wenn das Wort S. ohne jede nähere Bezeichnung gebraucht wird, diejenigen Sorten, welche sich
als Dachschiefer
oder Tafelschiefer eignen. Aber auch diese sind in ihrer Beschaffenheit nicht völlig gleich, indem sie
teils in der Mischung ihrer Bestandteile, teils durch kristallinische oder nicht kristallinische Struktur, feineres
oder gröberes Gefüge, verschiedne Grade der Spaltbarkeit, wie auch im Härtegrade etc. von
einander abweichen. Manche dieser S. lassen sich als erhärtete Thone betrachten, mehr oder weniger gemengt mit feinen Quarz-
und Glimmerteilchen und durch einen Gehalt von Kohlenstoff grau, graublau, schwarz etc. gefärbt.
Die im Handel vorkommenden Dach- und Tafelschiefer
gehören immer zur Gruppe der Thonschiefer und sind
teils kristallinische Urthonschiefer
, teils nicht kristallinische S. der Übergangsformation. Schiefergebirge gibt es weit
mehr als Schiefer
brüche, denn die Masse findet sich sehr oft in unbrauchbarem Zustande, indem die Schichten entweder durch
Bodenbewegungen zu sehr verworfen und zerbrochen sind, sodaß sich nichts Ganzes gewinnen läßt, oder
die Masse ist in sich selbst zu grob oder zu locker und ermangelt der feinen Spaltbarkeit oder gibt wenigstens keine geraden
Tafeln.
Die Schiefer
brüche sind nach Umständen entweder Tagbauten wie gewöhnliche Steinbrüche, oder werden unterirdisch wie Bergwerke
betrieben. In beiden Fällen gibt es immer viel wildes Gestein zu bewältigen und wegzuschaffen, zwischen
welchem der brauchbare S. in Schichten liegt. In Deutschland gibt es wie in England und Frankreich neben mittelmäßiger
Masse örtlich auch sehr gute Qualitäten; englischer S. hat in Deutschland, wenigstens im Norden, Absatz, da die Wasserfracht
von England dorthin weniger kostet als das Hinschaffen aus dem Binnenlande.
In Deutschland wird der beste S. im Thüringerwalde gefunden. Namentlich der aus den berühmten, seit Jahrhunderten betriebenen
Brüchen von Lehesten im Meiningenschen zeichnet sich durch Güte, Reinheit und Schönheit aus. Man gewinnt dort jährlich
über 300000 Ztr. des besten Dach- und Tafelschiefers.
Die Förderung geschieht hier durch
Tagebau, da die Schiefer
schichten in dem Zwischengestein schräg aufwärts gelehnt bis an die Oberfläche reichen. Der Abbau
geschieht stufenförmig; die Blöcke werden in möglichster Größe abgearbeitet und sogleich weiter auf den Spalthütten
in Arbeit genommen, weil dies am leichtesten geht, solange die Masse noch ihre natürliche Erdfeuchtigkeit enthält.
Dicke Platten für Grabmonumente, Fußbodenbelege, Tröge, Tischplatten u.
dgl. werden durch Sägen, Behauen, Schaben in die verlangte Form gebracht, die
dünnern Platten zu Dachbedeckung und Schreibtafeln durch Spalten mit stählernen Meiseln hergestellt. Die Form der Platten
wird bei gewöhnlichem Dachschiefer
durch Schlagen auf einen Amboß mit scharfen Kanten, bei feinerer Ware durch
Schneiden auf einer Stockscheere gegeben. Dies gilt namentlich von dem sog. Schablonenschiefer
,
welcher nicht bloß quadratisch und lang viereckig, sondern auch 5-, 6-, 8 eckig und in andern Formen hergestellt wird, nachdem
diese
mit Hilfe blecherner Schablonen erst auf den Platten vorgerissen wurden. Dem Tafelschiefer
wird seine gehörige Glätte
durch Schaben und Schleifen gegeben, worauf er meistens eingerahmt in den Handel gebracht wird.
Nächst Lehesten ist die Umgegend von Gräfenthal in Thüringen reich an gutem Schiefer.
Hier findet sich nebst gutem Material
zu Schiefer
tafeln auch der Griffelschiefer, eine besondere Varietät, welche nicht in Platten, sondern gleichsam holzartig
spaltet, sodaß ein Block, der an richtiger Stelle einen Schlag erhält, sogleich in eine Menge Stengel
auseinanderfällt, die durch Schaben noch etwas abgeglichen werden und viel weiter als die Schiefer
platten, z. B.
nach Frankreich, gehen, da der Griffelschiefer
ein seltenes Vorkommnis ist. Thüringer S. kommen auch noch aus andern, hier
nicht weiter benannten Lokalitäten.
Die Dachschiefer
brüche bei Goslar am Harz sind nicht minder alt und großartig und ergeben ein ganz vorzügliches Dachdeckungsmaterial,
ausgezeichnet durch Festigkeit und große Dünnspaltigkeit. Von gleicher Güte wie die Thüringer und Harzprodukte sind die
rheinischen S., von Kaub, St. Goarshausen, Wissenbach u. a. O. Auch an der Mosel, Lahr
und Dill, an der Agger, Ruhr und Lenne wird S. gebrochen. Die Gewinnung in jenen westlichen Gegenden
geschieht größtenteils durch unterirdischen Bergbau und sind die oft aus dem fernsten Altertum herrührenden Gruben ihrem
Alter entsprechend von beträchtlicher Ausdehnung. Sachsen hat Schieferbrüche bei Lößnitz im Erzgebirge, sie liefern ebenfalls
ein gutes Material. -
Außerordentlich reich an gutem S. sind die britischen Inseln. Die bedeutendsten Brüche finden sich in Wales an der Westküste, sowie in Schottland. Einzelne kleine Hebrideninseln bestehen ganz aus S. In Irland ist die Insel Valencia großenteils ein Schieferblock. Die Engländer haben den Vorteil, daß viele ihrer Brüche an der See liegen und daher die Produkte in wohlfeilster Weise verfrachtet werden können, die daher auch in verschiedensten Formen von Dachschiefer und großen Platten in alle Welt gehen.
Ein andrer günstiger Umstand bei den Brüchen der Engländer ist der, daß die Schichten oft ungestört durch unterirdische Vorgänge liegen, sodaß sich also Platten von ungewöhnlichen Größen herausarbeiten lassen. Es sind auf Ausstellungen Platten von 9 m Länge und Breite bei nur 1½ cm Dicke zur Anschauung gekommen. Etwas ähnliches scheinen bei uns nur die Brüche von Kirchberg bei Gräfenthal zu leisten, von welchen Platten von 4½-6 m Länge und 1½-3 m Breite bei nur 7-9 cm Dicke ausgegangen sind. -
Frankreich produziert ebenfalls beträchtliche Mengen von S., am meisten in den Ardennen, ferner bei Angers, Grenoble etc. Es werden dort sehr viele, nach Farbe, Form und Größe unterschiedne Sorten erzeugt, unter anderm auch natürlich gekrümmte Platten zum Decken von Kuppeln u. dgl. Frankreich führt aber auch noch S. von Belgien ein, dessen wichtigste Brüche sich bei Namur, Lüttich etc. befinden. -
Schieferlager von mehr örtlicher Bedeutung und geringerer Qualität, zum Teil ¶
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gar nicht im Betriebe, finden sich noch in manchen Gegenden, im Voigtlande, in Böhmen, Österreichisch-Schlesien, Mähren etc. Guter Dachschiefer muß vollständig ebenflächig, glatt und möglichst dünn sein, damit die Tafeln das Dach nicht zu sehr belasten; auf dem Querbruche muß der S. genügend dicht sein und darf keinen eingesprengten Schwefelkies enthalten, weil solcher S. leicht verwittert. - Zoll: Rohe oder bloß behauene Schiefersteine sind zollfrei. Dachschiefer, rohe Schieferplatten und roher Tafelschiefer gem. Tarif im Anh. Nr. 33 b. Gespaltene, gesägte oder sonst bearbeitete Schieferplatten, Schiefertafeln in Rahmen von Holz, Waren aus S. ohne Verbindung mit andern Materialien oder nur in Verbindung mit Holz oder Eisen ohne Politur und Lack Nr. 33 d 1; Schieferwaren in Verbindung mit andern, als den vorgenannten Materialien Nr. 33 d 2. (Vgl. auch Tarif Nr. 20.)