Scheren
[* 2] (Scheeren), Schneidwerkzeuge, aus zwei einander gegenüberstehenden Schneiden (Blättern) bestehend, die sich derart aneinander vorbeibewegen, daß ein zwischen sie gebrachter Körper durch Überwindung seiner sogen. Scherfestigkeit zerteilt wird. S. für weiche Stoffe bestehen ganz aus Stahl oder Eisen, [* 3] mit welchem der zur Schneide erforderliche Stahl durch Schweißung verbunden ist. Das Blatt, [* 4] das Schild, [* 5] durch welches der Niet oder die Schraube geht, die Stange sowie der Ring oder Griff werden durch Schmieden gebildet.
Kleine S. werden bisweilen aus starkem Stahlblech gefertigt, indem man jedes Blatt samt seinem Griff durch einen einzigen Druck eines Durchschnitts darstellt. Die roh geformten Teile der Schere [* 6] werden einzeln ausgefeilt, dann wird den Blättern durch Biegen im Schraubstock [* 7] eine einwärts hohle Krümmung gegeben, damit beim Schließen der Schere in jedem Augenblick die vollkommenste Berührung zwischen den Schneiden an jeder Stelle vorhanden ist, wo sie sich eben kreuzen, ohne daß auf den übrigen Punkten eine unnötige Reibung [* 8] der Blätter stattfindet. Bei kleinen S. erreicht man dasselbe durch bloßes Schleifen. Die durch einen vorläufigen Niet bereits verbundenen Blätter werden rotglühend gemacht und gleichzeitig in Wasser getaucht, damit sie vollkommen einerlei Härte erhalten. Ebenso gleichmäßig muß man beim ¶
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Anlassen verfahren, welches man bis zum Stroh- oder Goldgelben, oft auch bis zum Purpurroten oder Violetten treibt. Nach dem
Härten werden die S. geschliffen, poliert etc. Gußeiserne S., die nach dem Guß nur geschliffen
und poliert werden, kommen den stählernen nie an Güte gleich; besser sind sie, wenn sie nachträglich
adouciert u. eingesetzt sind. Metallscheren
unterscheiden sich von den vorigen namentlich durch
größere Stärke.
[* 10] Für Flacheisen und Kesselbleche sind sehr starke Maschinen zur Bewegung der S. nötig.
Die kleinern Metallscheren
führt man mit der Hand
[* 11] (Handschere,
[* 2]
Fig. 1), größere werden beim Gebrauch im Schraubstock befestigt
oder sind in einem Gestell bleibend festgemacht (Stockschere, Bockschere). Der Griff bildet dann zweckmäßig
die unmittelbare Fortsetzung des beweglichen obern Blattes, folglich einen einarmigen Hebel.
[* 12] Um Stockscheren
zum Schneiden dicker
Bleche mit der Hand zu befähigen, gibt man ihnen eine doppelte Hebelübersetzung in der Weise, wie
[* 2]
Fig. 2 zeigt. An dem bügelartigen
Gußeisengestell AAA befindet sich das untere feste Scherblatt b. Das bewegliche obere Scherblatt c dreht
sich um einen Bolzen B und wird niedergedrückt durch den Hebel g, der sich um f dreht und durch ein Bogengelenk ed auf das
Ende des Scherblattes d mit sehr großer (zehnfacher) Kraftübersetzung wirkt.
Man kann daher mit dieser Schere Eisenblech bis 5 mm Dicke schneiden. An der Schere ist ferner noch ein auf
l verstellbarer Anschlag m zum Abschneiden von Streifen von vorgeschriebener Breite.
[* 13] Um die S. zum Schneiden von
verschieden
profilierten Stäben geeignet zu machen, erhalten dieselben Ausschnitte, welche diesen Profilen entsprechen (Façonscheren
),
weil nur auf solche Weise ein Zerquetschen des Arbeitsstücks vermieden werden kann. Zu solchen S. gehören
die Drahtscheren
[* 2]
(Fig. 3 u. 4), welche aus zwei runden Scheiben a und b bestehen, die an den Rändern mit Einschnitten versehen
sind, in welche man den Draht
[* 14] legt. Indem dann die Scheiben durch die vermittelst der Feder d auseinander
gedrückten Griffe a' u. b' um den Bolzen c gedreht werden, scheren
sie den Draht ab. An der Bockschere
[* 2]
(Fig. 2) befindet sich
ebenfalls bei n zum Abschneiden von Rundeisen eine solche Rundschere aus runden Löchern gebildet, mit einem Anschlag oo. Für
die Verarbeitung von Weißblech, dünnem Messing-, Neusilber- etc. Blech ist die Kreisschere die wichtigste,
weil sie schnell und sicher nicht nur beliebig lange Streifen, sondern insbesondere auch auf das genaueste kreisrunde Blechscheiben
und Blechringe schneidet. In
[* 2]
Fig. 5 ist eine solche Kreisschere dargestellt.
Zwei stählerne Kreisscheiben a1 und a2, welche ein wenig übereinander greifen, sitzen auf zwei Wellen [* 15] b1, b2, die durch die Kurbel [* 16] c und die Zahnräder I, II, III, IV Drehung und in c1d sowie e1g Lagerung erhalten. Um die Schneidscheiben richtig zu stellen, sind die Lager [* 17] von b1 um den Bolzen d drehbar und zwar mittels der Schraube s1, während s2 die Grenze für die Bewegung nach oben feststellt. Die Schraube z veranlaßt eine kleine
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Metallhandschere.
Fig. 2. Bockschere.
Fig. 3 u. 4. Drahtschere.
Fig. 5. Kreisschere.] ¶
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Längenverschiebung der Welle b2, um a1 und a2 in Berührung zu halten. In dem Ausschnitt S des Gestells AAA befindet sich ein Führungslineal für gerade Blechstreifen. Zum Schneiden runder Scheiben zentriert man das Blech durch die Spitze an dem Bügel BB, welche mit dem Handrad h auf die Blechtafel gepreßt wird und diese während des Schneidens im Mittelpunkt festhält. Für verschiedene Halbmesser ist der Bügel B durch Verschiebung auf dem Prisma [* 19] PP vermittelst des Handrades h1 eines Triebes und der Zahnstange r einzustellen sowie durch die Klemmschraube y festzuhalten. Um eines saubern Schnittes wegen die Zentrierspitze etwas seitwärts stellen zu können, ist das Prisma P in den Lagern beweglich, aber durch eine Klemmscheibe x zu fixieren.
Der Zeiger i gibt die Stellung von P an. Die größten S., welche mit Elementarkraft bewegt werden (Elementar-, Wasser-, Dampfscheren
)
teilt man ein in Hebel- und Rahmenscheren.
Die Hebelscheren haben ebenfalls ein unbewegliches Blatt, und
der Arm, welcher die Verlängerung
[* 20] des beweglichen Blattes bildet, wird durch Welldaumen, durch eine exzentrische Scheibe oder
durch einen Krummzapfen getrieben. Dabei kann derselbe entweder in horizontaler Richtung, wie das Blatt, liegen, oder er steht
in rechtem Winkel
[* 21] gegen dasselbe abwärts (Winkelhebelschere).
Gibt man dem Hebel dann die Gestalt eines T, läßt die bewegende Kraft [* 22] am vertikalen Arm wirken und an den entgegengesetzt auslaufenden Armen zwei Scherblätter sich befinden, welche bei der Oszillation um den zwischen ihnen liegenden Drehpunkt wechselweise gegen entsprechende festliegende Schneiden niedergehen, so hat man eine Doppelschere. Beim Schließen einer Hebelschere verändert sich der Winkel, welchen die Blätter miteinander machen, fortwährend, obwohl derselbe eigentlich stets gleichbleiben und eine Größe von etwa 20° haben soll.
Diese konstante Größe des Öffnungswinkels wird entweder dadurch erreicht, daß man zwar die Schneide des einen Blattes geradlinig
macht, der Schneide des andern aber eine angemessene konvexe Krümmung nach einer logarithmischen Spirale
gibt, oder wenn man dem beweglichen Blatt statt der Drehbewegung eine gerade Schiebung erteilt, indem man es unter passendem
Winkel zwischen Vertikalleitungen auf- und niedergehen läßt. Dadurch entstehen die Rahmenscheren
(Parallelscheren
),
welche besonders zum Schneiden dicker Bleche in Kesselfabriken u. dgl. dienen, mit
Elementarkraft betrieben und gewöhnlich mit Lochmaschinen verbunden werden.
Diese kombinierte Loch- und Schermaschine gehört zu den wichtigsten Blechverarbeitungsmaschinen und hat gewöhnlich die durch [* 18] Fig. 6 dargestellte Anordnung. Auf einer Seite S sitzt die Schere, auf der andern L der Lochstempel mit Matrize. Das obere Scherblatt und der Lochstempel sitzen an Schlitten ii, welche in Führungen auf und nieder bewegt werden, und zwar durch Schubstangen aa, welche bei cc durch Bolzen mit den Schlitten verbunden sind. In dem gußeisernen, aus zwei Teilen A und B zusammengefügten Gestell ist die punktiert gezeichnete Welle bb gelagert, welche mit zwei an den Enden exzentrisch angebrachten Zapfen [* 23] in die Schubstangen aa eingreift und von der Riemscheibe f aus mittels Zahnräder z1z gedreht wird, wodurch die Schlittenbewegung in der Weise erfolgt, daß der eine Schlitten aufwärts geht, während der andre sich senkt. Mitunter wendet man zur Bewegung hydraulische Pressen an (hydraulische Schere).
^[Abb.: Fig. 6. Loch- und Schermaschine.]