Schenckendorff
,
Emil Gustav Theodor von, preuß. Abgeordneter, geb. zu Soldin [* 2] (Neumark), besuchte das Gymnasium zu Guben [* 3] und ward Offizier, trat 1867 in den Reichstelegraphendienst, verwaltete 1870 und 1871 nach der Einnahme von Metz [* 4] das dortige Telegraphenamt, nahm jedoch, seit 1873 Telegraphendirektionsrat in Halle [* 5] a. S., bereits 1876 gesundheitshalber den Abschied. Er ließ sich nun in Görlitz [* 6] nieder, wo er 1878-82 unbesoldeter Stadtrat war, seitdem Stadtverordneter und ebenfalls seit 1882 Vertreter des Wahlkreises Görlitz-Lauban zum Abgeordnetenhaus ist, in dem er der nationalliberalen Partei angehört. In seiner öffentlichen Thätigkeit hat S. sich vorwiegend den Fragen der Erziehung gewidmet.
Auf seine Anregung sandte der Kultusminister v. Puttkamer 1880 eine Kommission nach Dänemark [* 7] und Schweden [* 8] zur Beobachtung der dortigen Haus- und Handfleißbestrebungen (Slöjd), der S. sich anschloß. 1881 begründete S. in Berlin [* 9] das deutsche Zentralkomitee für Handfertigkeit und Hausfleiß, das 1886 auf dem sechsten deutschen Kongreß für erziehliche Knabenhandarbeit in den Deutschen Verein für Knabenhandarbeit überging. Seit 1883 betreibt er auch die Förderung und Ausbreitung der Jugendspiele in Gemeinschaft mit dem Gymnasialdirektor Eitner (s. d.) zu Görlitz.
Schenckend
orffs
Vortrag über die
Notwendigkeit einer
Reform der höhern Lehranstalten, in der deutsch-akademischen
Vereinigung zu
Berlin gehalten, gab
Anlaß zu der mit 23,000
Unterschriften an den Kultusminister gelangenden
Petition um kommissarische Beratung der schwebenden
Fragen des höhern Unterrichtswesens, infolge deren im
Dezember 1890 die
aus 44 Mitgliedern bestehende
Schulkonferenz im
Kultusministerium zu
Berlin zusammentrat, der auch S. angehörte. S. ist Mitarbeiter
mehrerer Tagesblätter und
Zeitschriften für pädagogische und soziale
Fragen. Als selbständige
Schriften
gab er heraus: »Der praktische
Unterricht, eine
Forderung der Zeit an die
Schule« (Bresl. 1880);
»Durch welche Mittel kann zur Verminderung der Verbrechen und Vergehen beigetragen werden?« (Görl. 1881);
»Der Arbeitsunterricht auf dem Lande« (das. 1891).