deutsches Getreidemaß, war in Preußen früher = 16 Metzen = 54,962 Lit.;
in Sachsen = 4 Viertel = 103,985 L.;
in Bayern = 6 Metzen = 222,357 L.;
in Württemberg = 177,226 L. Der nach Einführung des metrischen Maßsystems in Deutschland
zur Anwendung kommende »Neuscheffel« hat 50 L. = 5 Faß à 10 L. = ½ hl, wurde 1884 wieder abgeschafft.
S. heißt auch ein Ackermaß gleich einer Fläche, zu deren Besäung 1 S. Frucht oder Aussaat gehört. Vgl. Hohlmaße.
Joseph Viktor von, Dichter, geb. 16. Febr. 1826 zu Karlsruhe, wo sein Vater die Charge eines Majors
und Oberbaurats bekleidete, studierte 1843-47 in Heidelberg, München und Berlin Jurisprudenz sowie germanische Philologie und
Litteratur, promovierte zum Doktor der Rechte und begleitete im Sommer 1848 den Reichskommissar Welcker als Sekretär auf seiner
Reise nach Skandinavien. In der Folge arbeitete er an mehreren großherzoglichen Ämtern, 1850-51 als Rechtspraktikant in Säckingen, 1852 im
Sekretariat des Hofgerichts zu Bruchsal, wurde nach einer Reise durch Italien zwar noch zum Referendar ernannt, entsagte jedoch
bald gänzlich der juristischen Laufbahn, um sich für das akademische Lehramt vorzubereiten, und nahm in dieser Absicht
wieder längern Aufenthalt in Heidelberg.
Allein immer unwiderstehlicher wurde er von seinen poetischen Neigungen zur litterarischen Laufbahn geführt,
und er folgte dem innern Drang um so leichter, als die günstigen Verhältnisse seiner Familie eine sorglose Entwickelung seines
Talents gestatteten. Die Reise, welche er im Mai 1852 nach Rom antrat, sollte über seinen Beruf zur Landschaftsmalerei entscheiden,
entschied aber in Wahrheit über seine poetische Zukunft, da er in Italien der Stärke u. Eigenart seines
Dichtertalents gewiß ward. Er trat nunmehr mit dem köstlichen Erstlingswerk »Der
Trompeter von Säckingen, ein Sang vom Oberrhein« (Stuttg. 1854; 77. Aufl., das.
1880) hervor, welchem schon kurze Zeit später der historische Roman »Ekkehard« (Frankf. 1857; 100. Aufl.,
Stuttg. 1888) folgte.
Sowohl die kleine epische Dichtung als der Roman, eine Geschichte aus dem 10. Jahrh., ließen in S. auf der Stelle einen durch
Originalität, die prächtigste Frische und einen seltenen Humor ausgezeichneten Dichter erkennen, dem aus der Fülle innerer
Anschauung und lebendig gewordener Studien noch dazu die reichsten Farben für Schilderung verschiedener
Zeiten
und Zustände zu Gebote standen. Nachdem der Dichter eine Zeitlang in München, dann 1858-59 als Bibliothekar des Fürsten
Egon von Fürstenberg in Donaueschingen gelebt hatte, ließ er sich dauernd in seiner Vaterstadt Karlsruhe nieder, wo 16. Febr. 1876 der 50. Geburtstag
des inzwischen berühmt Gewordenen in besonders festlicher Weise begangen, S. aber durch den Großherzog
von Baden in den erblichen Adelstand erhoben ward. Unter den spätern Produktionen Scheffels fanden die humoristischen Lieder
und Balladen, die in »Gaudeamus« (Stuttg. 1867; 50. Aufl., das.
1887) gesammelt erschienen, um ihrer geistreichen Frische, ihres kecken studentischen Tons willen außerordentlichen Beifall.
In »Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit« (Stuttg. 1863; 15. Aufl., das.
1887) sowie in der Erzählung »Juniperus. Geschichte eines Kreuzfahrers« (das. 1868, 4. Aufl. 1883) überwogen die
zum Erweis gründlicher Studien dienenden Einzelzüge die warme Darstellungskraft und siegende Lebendigkeit zwar nicht, aber
sie nahmen diesen Dichtungen doch die volle Unmittelbarkeit.
Beide Dichtungen waren gleichsam Splitter eines geplanten großen historischen Romans, welche die Entstehung des Nibelungenlieds
und den Sängerkrieg auf der Wartburg schildern sollte, aber leider unausgeführt blieb. Scheffels letzte Produktionen sind
die »Bergpsalmen« (Stuttg. 1870, 4. Aufl.
1883); das lyrische Festspiel »Der Brautwillkomm auf Wartburg« (Weim. 1873); »Waldeinsamkeit«,
Dichtung zu zwölf landschaftlichen Stimmungsbildern von Jul. Marak (Stuttg. 1880, 5. Aufl. 1888); »Der
Heini von Steier«, Dichtung (Münch. 1883),
und »Hugideo. Eine alte Geschichte« (Stuttg.
1884, 5. Aufl. 1886). Zu einer Anzahl seiner Werke hat Anton v. Werner (s. d.) treffliche Illustrationen geliefert. Nachdem
S. die letzten Jahre seines Lebens auf einer Besitzung zu Radolfzell am untern Bodensee zugebracht hatte,
starb er 9. April 1886 in Karlsruhe. Nach seinem Tod erschienen noch: »Fünf Dichtungen« (Stuttg. 1887);
»Reisebilder« (hrsg. von
J. ^[Johannes] Prölß, das. 1887) und »Gedichte« (das.
1888).
Vgl. Zernin, Erinnerungen an Joseph Viktor v. S. (Darmst. 1886);
Ruhemann, Joseph Viktor v. S. (Stuttg.
1886);
Pilz, Viktor v. S. (Leipz. 1887);
J. Prölß, Scheffels Leben und Dichten (Berl. 1887).