Scharnachthal
(Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem. Reichenbach).
818 m. Gemeindeabteilung und Dorf, auf einer fruchtbaren und gut bewässerten Terrasse über dem Eingang ins Kienthal schön gelegen;
1,5 km sö. der Station Reichenbach der Linie Spiez-Frutigen.
Schöne Aussicht auf das Thal von Frutigen und seine Berge. 95 Häuser, 421 reform. Ew. Kirchgemeinde Reichenbach.
Wiesenbau und Viehzucht.
Sommerfrische. Etwas unterhalb des Dorfes sieht man die Reste einer
alten Burg, die vielleicht die
Wiege der Edeln von Scharnachthal
gewesen ist.
Diese erscheinen seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts als Bürger von Bern, wo sie in Krieg und Frieden hohe Aemter bekleideten. Zu nennen sind besonders Konrad († 1472), der ganz Europa bereiste und bis nach Palästina gelangte;
sein Bruder Niklaus († 1486), Schultheiss von Bern und einer der Anführer der Eidgenossen in den Schlachten von Héricourt, Grandson und Murten;
dessen Sohn Niklaus († 1512), der von 1499-1510 Schultheiss war.
Der letzte Spross des Geschlechtes starb 1590 im Schloss Oberhofen.
Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts waren
in Scharnachthal
und im
Kienthal auch die mächtigen Edeln von Im
Thurm-Gestelenburg begütert.
Vergl. Sinner, K. L. v. Versuch
einer diplomatischen Geschichte der Edlen von Scharnachthal
(im Schweizer. Geschichtsforscher. 3. Band).
Bern 1823.