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Scharlach, Scharlach fieber (8cariHtina), cine fieberhafte akute Infektionskrankheit, deren augenfälligstes Symptom in einem scharlachroten Hautausschlag besteht.
Das Schar lach gift, das seinem Wesen nach noch unbekannt ist, aber jedenfalls durch kleinste Lebewesen dargestellt wird, hastet am Kranken und wird vielleicht von ihm durch die Atmungoluft oder von der Haut [* 3] aus verbreitet, nach der Meinnng mancher Arzte auch durch den Harn. Dic Krankheit bricht nicht unmittelbar nach der Ansteckung aus, sondern erst vier bis sieben Tage nach derselben (Inkubationsstadiuni), während welcher Zeit das Befinden meist ungestört ist.
Die eigentliche Krankheit beginnt mit einem sog. Vorlänferstadium, mit wiederholtem Frö- sieln, seltener mit einem Schüttelfrost, dem Gefühl brennender Hitze, mit Brechneigung oder Erbrechen, bcftigcm Kopfschmerz, allgemeiner Schmerchaftigkcit und Abgcschlagenheit der Glieder [* 4] und sebr hohem Fieber (40° 0. und darüber);
dabei ist der Puls sehr beschleunigt und jagend (bis 150 und mehr Schläge in der Minute).
Gleichzeitig ist die Rachen- schlcimhaut mit den Mandeln geschwollen, dunkel gerötet und schmerzhaft.
Dazu kommen in allen schwerern Fällen intensive Gehirncrschcinungcn, Auf- regung, unruhiger Schlaf, Delirien, selbst Konvul- sionen;
manche Kranke liegen auch teilnahmlos und apathisch da.
Bald darauf, nach ein bis zwei Tagen, beginnt unter Steigerung der Allgemeinerschcinun- gen das Eruptionsstadium oder das Stadium des Scharlachausschlags, indem zuerst am Halse zahlreiche kleine, dicht beieinander stehende, oft zusammenfließende scharlachrote Flecken auf- treten, die sich in den nächsten 24-36 Stuudcn über den ganzen Körper ausbreiten;
im Gesicht [* 5] werden meist nur die Wangen gerötet.
Man pflegt dieses Stadium als Vlütestadium oder Floritions- ftadium zu bezeichnen.
Zugleich nehmen die Ent- zündungserscheinungen der Mund- und Nachen- schleimhaut zu, das Fieber hält noch an und fällt erst, wenn der Ausschlag zu erblassen beginnt, was am vierten oder fünften Tage eintritt.
Der 'Aus- schlag erblaßt meist in derselben Reihenfolge, in der er auftrat.
Die vom Ausschlag befallen gewesene Haut löst sich alsdann in den folgenden 8-14 Ta- gen oft in großen zusammenhängenden Stücken ab l sog. Abschuppungsstadium), indem sich die Epidermis [* 6] in vielen kleinern Fetzen oder in größcrn Stücken ablöst;
an den Händen und Füßen ist diese Abschuppung am ausgesprochensten, so daß sich mitunter die Haut im Zusammenhang von den Fingern wie eine Art von Handschuh, abstreifen läßt.
Bei normalem und gutartigen! Verlauf endigt die Krankheit Ende der dritten bis vierten Woche mit völliger Genesung. Der S. bietet verschiedene Formen dar.
Der Ausschlag kann auf eiuzelne Hautstellcn beschränkt bleiben, es tonnen Bläschen und Blasen sowie Blutungen in der Haut dauebcn auftreten, oder der Ausschlag kann auch ganz fehlen (^. ohne Aus- schlag, 8cai'1atin3. Lins exantlioinlttL).
Ebenso kann die Entzündung der Rachenschlcimhaut ver- schiedene Grade von Heftigkeit zeigen, ja selbst den Charakter der Diphtheritis annehmen;
in andern Fällen fehlt die Nachcnaffcktion vollständig. (^. ohne Hals besch werden, 8 3iu6 Qn^ing..) Die den S. stets begleitende Entzündung der Lymphdrüscn und Nieren bewirkt nicht selten einen übeln Ausgang der Krankheit und Nachkrank- hciten.
Unter den letztern sind namentlich die Ver- eiterung der Halslymphdrüsen, eiterige Ohrentzün- dungcn mit Durchbohrung des Trommelfells, Ge- lenkentzündungen sowie die Wassersucht zu erwähnen, welche letztere sich häusig als eine Folge der Nieren- erkrankung während der Abschuppung zum S. ge- sellt. Der S. tritt in den meisten Fällen epidemisch auf, und zwar vorzüglich im Herbst und Frühling. Säuglinge bleiben meist verschont, am häusigsten werden Kinder vom 2. bis 10. Jahre vom S. befallen.
Mit zunehmenden: Lebensalter nimmt die Disposition zur Krankheit ab, doch werden auch Er- wachsene nicht gerade selten vom S. ergriffen, wenn sie denselhen nicht als Kinder überstanden haben. Die Ansteckung erfolgt von Person zu Person, auch unter Vermittelung von solchen, die selbst nicht er- kranken.
Wer das Echarlachfieber einmal über- standen hat, ist in der Regel vor einer zweiten An- steckung gesichert. Bei der Pflege der Scharlachkranken, die zur Verhütung weiterer Anstecknngen streng zu isolieren sind, gilt als Regel, im Zimmer cine möglichst gleich- mäßige Temperatur von 12^ 15. zu halten, den Kranken nicht mit ungewohnt schweren Betten Zu bedecken, ihn aber bis zur beendigten Abschuppung im Bett [* 7] zu halten.
Außerdem muß man die Luft des Zimmers wiederholt vorsichtig erneuern, als Getränk Wasser oder schwach-säuerliche Limonade geben, nur leichtverdauliche Nahrung (Milch, Fleisch- brühe) zulassen;
gegen anhaltend hohes Fieber er- weisen sich kühle Bader und Einwicklungen sowie die antipyrctischen Mittel (Chinin, Salicylsäure, Anti- pyrin) nützlich.
Bei jeder stärkern Halsaffcktion ist ungesäumt ärztlicher Rat einzuholen.
Bei Stuhl- vcrstopfung sind Klystiere von lauem Wasser den Abführmitteln vorzuziehen.
Auch nach beendeter Ahschuppung müssen die Kranken noch 14 Tage vor Erkältung gehütet werden und zeitweilig ein lau- warmes Bad [* 8] erhalten. Scharlachbcrger, Rheinwein, der bei Vingen auf dem isolierten Rochusberg südlich vondcrNhein- streckc zwischen Bingcn und Rüdesheim am südwestl. ^ Ahhang (Scharlachberg genannt) gebaut wird. Scharlachfell, Augenleiden, s. I^unus. Scharlachflügelsittich, s. Plattschweifsittiche.
Scharlachkörner, s. Kermes. Scharlachläufe, soviel wie ^childläuse (s. d.). Scharlachnelkenwurz, s. (iLuni. Scharley, Gutsbezirk im Kreis [* 9] Veuthen des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, [* 10] unter Graf Henckel von Donnersmarckscher Verwaltung stehend, 3 km nörd- lich von Bcuthcn, an der Brinitza und der Linie Tarnowitz-Bcuthen der Preuß. Staatshahnen, mit Beuthcn und Deutsch-Piekar durch Dampfstraßen- bahn verbunden, hat 11890) 5709 E., darunter 191:Evangelische und 97 Israeliten, Post, Telegraph, [* 11] Fernsprecheinrichtung, Krankenhaus, [* 12] Gasanstalt;
Bergbau
[* 13] auf
Eisen,
[* 14]
Galmei, Bleierze und Zinkblende «Gruhen Helene,
Cäcilie, Jenny,
Otto, Wilhelms- glück, Ncudof). Scharmant, s. Charmant. Scharmbeck
, Flecken im
Kreis
Osterholz des preuß. Reg.-Bez.
Stade,
[* 15] an der Linie Vrcmen-Geeste- mündö
(Station Osterholz-S.) der
Preuß.
Staats- bahnen,
hat (1890) W51 E., darunter 24 Katholiken und 59 Isracliten, Postagentur, Fernsprecheinrich- tung, evang.
Kirche,
Synagoge;
Wollspinnerei,
Reis- stärke-,
Tuch-,
Watten- und Cigarrenfabrikation und Viehmärkte. 25»
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