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Seminar zu Rottenburg, wo er 1866 die Priester- weihe empfing, wurde 1867 Repetent am Wilhelms- stift in Tübingen, [* 3] 1870 Professor der Matbcmatik und Naturwissenschaften am Gymnasium zu Rott- weil, 1876 Professor in der kath.-theol.
Fakultät zu Tübingen. Er schrieb: «Der Kardinal Nikolaus von Eusa als Mathematiker» (Rottweil [* 4] 1872),
«Die astron. Anschauungen des Nikolaus von Eusa und seiner Zeit» (ebd. 1873),
«Die christl. Weltanschauung und die modernen Naturwissenschaften» (Tüb. 1876), «Die Komposition des Matthäusevangeliums» (ebd. 1877),
«Galileo Galilei und sein Prozeß» (Würzb. 1878),
Kommentare zu Matthäus (Freib^ i. Vr. 1879), Markus (ebd. 1881),
Lukas (Tüb. 1883), Johannes (ebd. 1885),
«Apologie des Ebristen- tums» (3 Bde., Freib. i. Br. 1887-88; 2. Aufl. 1895),
«Die Lehre [* 5] von den Sakramenten der katb. Kirchen» (ebd. 1893).
S. ist Mitherausgeber der Tübinger «Theol. Quartalschrift».
Schanzbauern, f. Geniewescn.
Schanze, in der Befestigungvkunst, s. Feld- schanzen;
als Schisfsteil, f. Kampagne. Schanzet, Berghöhe bei Edenkoden (s. d.). Schanzkleid, s. Rehlina,. Schanzkörbe, cylindrische, um Pfäble (Rip- pen) geführte, oben und unten offene Flechtwerke ('^4 bis 1'/.2 ni hoch und etwas über ^ in stark). Sie werden vielfach zur Bekleidung von Böschun- gen angewendet.
Beim Setzen eines Schanz- torbes wird derselbe senkrecht auf den Boden ge- stellt, die unten aus dem Geflecht hervorragenden spitzen Pfäble in den Boden getrieben und dann ocr Korb mit Erde gefüllt.
Bei mehrern Korbreiden übereinander rückt man jede oben um eiu Drittel ihrer Stärke [* 6] nach innen ein. Schanzpfahl, s. Palissade. [* 7] Schanzzeug, die zur Ausführung einfacher Erd- und Holzarbeitcn im Feld- und Festungskriege ver- wendeten Geräte, wie Spaten, Kreuzbauen, 'Arte, Beile und Beilpicken. Im Fcldkriege werden die- selben von den Fußtruppen teils als tragbares (portatives) S. in Lederfutteralcn an Riemen über die Schulter getragen, teils an den Truppenfabr- zeugen befestigt, teils in besondern S cb an zzeug - wagen und in ganzen Schanzzcugkolonnen mit- geführt.
Die für Belagerungen notwendigen großen Vorräte an S. werden vom Ingenieur-Bclagerungs- train mitgeführt.
Gewissermaßen sind auch die Faschinenmeiser (s.d.) zum tragbaren S. zu rechnen. Schapel, Schappil oder Schappelin, eine etwa seit der Mitte des 12. Iabrb. gebräucklicbc Kopfzicrde, im allgcmeiuen ein schmaler Streifen von Zeug oder Metall (von Gold [* 8] oder vergoldetem Silber) mit kleinen blumensörmigen Rosetten odcr kronenartigen Zinken, ferner mit Edelsteinen und Perlen besetzt.
Auch Schnüre aus letztcrn gebildet, sowie natürliche oder künstliche Blumenkränze wur- den als Kopfschmuck S. genannt.
Das S. geborte zur Männer- wie Frauentracht. (S. Tafel: Ko- st ü m e II, [* 1] Fig. 2.) Schaper,Friedr., Bildhauer, geb. zu Alslebcn im Reg.-Bez. Merseburg, [* 9] besncbte die Kunstakademie zu Berlin [* 10] und kam dann in das Atelier Aldort Wolffs. Er trat zuerst 1866 mir der Gruppe: Bacchus, die verlassene Ariadne tröstend, auf;
1867 erlüclt sein Modell zum Uhland-Dentmal in Tübingen den ersten Preis, wurde aber nicht aus- gefübrt.
Hierauf folgte das Vronzestaudbild Vis- marcks in Köln [* 11] (1879), der Landsknecht auf dem Vrockhaus' KonvorsationZ-Lexikon. 14. Aufl. XIV. Eiegesbrunnen zuZalle, das Marmorstandbild Goe- thes im Thiergarten zu Berlin (1872-80; s. die Tafel beim Artikel Goethe, Bd. 8, S. 194), das Vronze- standbild des Mathematikers Gauß in Vraun- schweig (1880), das Moltkes zu Köln (1881), das Lessing-Denkmal in Hamburg [* 12] (sitzende Erzfigur; 1881), das Bronzestandbild von Göbens in Koblenz [* 13] (1884), drei kolossale Marmorfiguren: Victoria, [* 14] Be- geisterung und Treue, in der .herrscherhalle der RuhmMialle zu Berlin (1885), die Vronzestatue Al- fred Krupps [* 15] in Essen [* 16] (1889), das Luther-Denkmal in Erfurt [* 17] (1889) und das Liebig-Standbild in Gießen [* 18] (1890).
1893 modellierte er das Kolossalstandbild Blüchers für Caub;
1895 wurde er beauftragt, ein Denkmal (sitzende Marmorfigur) der Kaiserin Augusta für Berlin auszuführen. S. ist königl. Professor und war seit 1875 Lehrer an der Akademie in Berlin, gab aber 1890 diese Stellung auf. Schapergläser, Trinkgefäße aus Glas, [* 19] die ein- farbig sckwarz oder in schwarzbraunem Sepiaton bemalt sind, benannt nach ihrem Vcrfertiger Joh. Scbaper lgeb. 1670 zu Nürnberg). [* 20]
Schappe (frz. clmppe), s. Seide. [* 21] Schapu, s. Veutelstare.
Schäpür (Sapor, grch. und lat. Sapores, eigentlich Sbahpuhr, «Aönigssohn»),
Name meh- rerer Könige aus dem Geschlecht der Sassanidcn. (S. Pcrsicn, Bd. 12^S. 1036a.) Schara, auch ^chtschara, linker Nebenfluß des Riemen in den rusf.
Gouvernements Minsk, Grodno und Wilna, [* 22] 269 km lang und großenteils schiffbar;
gehört zum System des Oginstijschen Ka- nals (s. d.).
^schlangen, [* 1] Fig. 7. Schararaka, s. Iararaka und Tafel: Gift- Scharbe, Vogelgattung, f. Kormoran. Scharberg, Aosepb Vedeus, Edler von, Zisto- Scharboct, s. Skorbut. ftiker, s. Bedeus. Scharbockskraut, s. li^nuncuIuZ.
Schardagh, Schargebirge, der 8ciii-äu8 des Altertums, Gebirgskette im westl. Teile der Valkan- balbinsel, im SW. des türk. Wilajets Kosowo (Al- banien), die Wasserscheide zwischen dem Drin (Di'i- Ion) und Vardar (^xius), erstreckt sich mit der Rich- tung WSW. bis ONO. in einer Länge von 100 km zwischen den Städten Dibra im (^. und Kacanib Kmuanovo im N., ist im Vcittel 1900 in hoch und erreickt in: Berge Liubotrn, wahrscheinlich dem höch- sten Berg der Balkanbalbinsel, eine .höhe von an- geblich 3050 m. Von Üsküp nach Prizren führt von ^3O. nacb NW. der Paß [* 23] von Kalkandele. Schardeich, s. Deich [* 24] (Bd. 4, S. 879a). Schärding.
1) Bczirkshauptmannschaft in Obcrostcrrcick, hat 755,05 qkm und (1890)55264 (27 307männl., 27 957 wcibl.) E. in 37 Gemeinden mit 766 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirkc Engclszc-ll, Peucrbach, Raab [* 25] und S. - 2) Stadt und Sitz der Bezirk-öhauptmannschaft, eines Bezirks- gerichts (185,09 (ikiQ, 19470 E.) und Hauptzollamtcs, am rechten Ufer des Inns, gegenüber von Ncuhaus in Bayern, [* 26] an den Linien Passau-Neumarkt-Kaliham und S.-Isckl-Stcinach-Irdnmg (1701^^) der Österr. Staatsbabnen, bat (1890) 2112, als Gemeinde 3716 E., Stadtpfarrkirche, ebcmaligeKapuzinerkirche, Ratbaus, Ruine eines Scblosses;
Fabrikation von Zündhölzern, Bau- und Pflastersteinen, Brauerei, bedeutenden Hopfen-, Vieh- und Holzhandel.
Scharen
nennt der
Bergmann das Zusammen- treffen zweier
Gänge unter spitzen: Winkel;
[* 27]
diesel- ben bilden ein Scharkreuz, häufig von einer Erz- 25 ¶
0387a ¶
Titel
Gang
[* 29] (hierzu Tafel »Gangbildungen«), [* 30]
in der Geologie [* 31] und dem Bergbauwesen Bezeichnung der mit einer von der Umgebung (Nebengestein) abweichenden Mineral- oder Gesteinsmasse erfüllten Spalten oder Klüfte, welche das Nebengestein in einer von der Lagerung desselben unabhängigen Richtung durchsetzen. Die Gänge sind von sehr verschiedener Länge und Mächtigkeit. Die Mächtigkeit ist dabei nicht überall gleich, die Gangspalten thun sich auf und verengern sich bis zur Verdrückung. Dabei gabeln sich die Spalten (Textfig. 1) oft in ihrem Verlauf, häufig um sich wieder zu vereinigen; ihr Ende keilt sich bald aus, bald zerteilt es sich in kleinere Spalten (zertrümmert, wohl richtiger: zertrümert, Textfig. 2); oft ziehen sich kleinere Klüfte (Trume, Apophysen) von der Hauptspalte in das Nebengestein [* 29] (Fig. 6 der Tafel).
Meist verlaufen sie in bestimmter Richtung (Streichen der Gänge, vgl. Schichtung), doch nehmen sie wohl auch scharfwinkelig eine andre Richtung an (schlagen einen Haken). Meist setzen sie in unbekannte Tiefe in den verschiedensten Richtungen nieder, von der senkrechten bis zur nahezu horizontalen (ihr Fallen); [* 32] doch kommt auch ein Auskeilen nach unten vor. Gänge von geringer Tiefe und Länge nennt man Rasenläufer. Da die Spaltenbildung die Existenz des Nebengesteins voraussetzt, der Gang aber eine ausgefüllte Spalte darstellt, so ist der Gang stets jünger (unter Umständen viel jünger) als das Gesteinen welchem er aufsetzt.
Nach der Natur der sie ausfüllenden Mineralien [* 33] und Gesteine unterscheidet man: Gesteins-, Mineral- (taube) und Erzgänge im Gegensatz zu den trocknen, nicht ausgefüllten Klüften. Gesteinsgänge sind Spalten, erfüllt von Eruptivgesteinen (Granit, Diabas, Porphyr, Trachyt, Basalt, Laven etc.; [* 29] Fig. 1, 2 und 6 der Tafel). Sie stehen häufig mit Kuppen, Decken und Strömen, aus dem gleichen Gesteinsmaterial gebildet, im Zusammenhang, zu denen sie die Zuführungswege bilden.
Die Mineralgänge [* 29] (Fig. 3, 4 der Tafel) sind mit verschiedenen Mineralien, Quarz, Kalk-, Braun-, Schwer-, Flußspat, [* 34] am seltensten mit Silikaten (Zeolithen) und zwar meist mit mehreren dieser Mineralien in symmetrisch lagenweiser Anordnung den Begrenzungsebenen des Ganges parallel erfüllt [* 29] (Fig. 8 der Tafel). Kommen in den Mineralgängen nutzbare Erze vor, so werden sie zu Erzgängen [* 29] (Fig. 7, 8, 9 der Tafel). Nur selten erfüllt das nutzbare Erz, wie z. B. der Spateisenstein, den ganzen Gangraum; meist kommen die Erze in Gesellschaft mit jenen oben genannten Mineralien, den sogen. Gangarten, zusammen und zwar in sehr ungleicher Anhäufung vor; Stellen größerer Anhäufung sind dann die sogen. Erzpunkte oder Erzmittel.
Wird ein Mineralgang in seinem weitern Verlauf erzführend, so veredelt er sich; hört die Erzführung eines Erzganges auf, so wird er taub. In manchen Fällen dringen vom Gang aus Erze wie Mineralien in das Nachbargestein ein, so daß die Grenze zwischen Gang und Nebengestein verwischt wird und beide ineinander übergehen, in vielen Fällen ist aber auch die Grenze scharf; unterscheidet sie sich dann von der übrigen Ausfüllung des Ganges, so nennt man dieselbe ein Saalband, und trennt eine lettige Ablösung Gangmasse und Nebengestein voneinander, so entsteht ein Besteg. Nicht selten ist die Grenze ein glänzender, gestreifter Spiegel [* 35] oder Harnisch. Bei Gesteinsgängen läßt sich mitunter eine auf die hohe Temperatur des im flüssigen Zustand in der Spalte aufsteigenden Materials zurückführbare Einwirkung auf das begrenzende Gestein nachweisen (Frittung von Sandsteinen, Verkokung von Kohlen; vgl. Metamorphismus und [* 29] Fig. 1 der Tafel).
Nach Streichen und Fallen werden die Gänge unterschieden als schwebende Gänge mit höchstens bis 15° von der horizontalen Lage abweichendem Neigungswinkel, flach fallende Gänge mit 15-45° Neigung, tonnlägige Gänge mit 45-75° Neigung, steile Gänge mit 75-89° Neigung und seigere von senkrechter Richtung. Laufen mehrere Gänge nebeneinander parallel, so entsteht dadurch ein Gangzug. Wichtiger noch als die Verschiedenheit der Winkel gegen den Horizont [* 36] ist die verschiedene Lage, welche die Gänge zu den Schichten der durchsetzten Gesteine einnehmen.
Auch hier kommen alle Winkel vom rechten Winkel bis zur Parallellage vor (vgl. Lagerung im Artikel »Erzlagerstätten«
[* 37] und
[* 29]
Fig. 2 u. 4 der Tafel). Oft ist der ersten Spaltenbildung und
Ausfüllung der Spalten das Aufreißen und Ausfüllen neuer gefolgt
[* 29]
(Fig. 1, 2, 6 der Tafel und Textfig. 1 und
2); treffen solche neue Gänge unter einem sehr schiefen Winkel auf ältere, so scharen
sich solche Gänge
den ältern an und folgen auf längere oder kürzere Strecken der alten Richtung; treffen sie dieselben aber unter Winkeln,
die sich mehr dem rechten nähern, so durchsetzen sie die alten Gänge, kreuzen sich mit ihnen
[* 29]
(Fig. 6 der
Tafel).
Meist findet hierbei eine Verschiebung der einander kreuzenden Gänge statt; selten setzt der zerrissene ältere in gleicher Flucht jenseit des jüngern fort; gewöhnlich trifft man ihn erst höher oder tiefer wieder, meist in der Richtung des stumpfen Winkels, den der verworfene Gang mit dem jungen bildet. Die Natur der Erze eines Ganges wechselt auch nach der vertikalen Ausdehnung, [* 38] welche oft außerordentlich groß ist, nach der sogen. Teufe. Während in den untern Teufen die Schwefelmetalle, wie Bleiglanz auf Bleigängen, Kupferkies und Buntkupfererz auf Kupfergängen, vorherrschen, finden sich Oxyde, Phosphate, Arseniate und Carbonate zunächst am Tag, oft eine ganz ockerige regellose Anhäufung von Erzen, mitunter mit fein zerteilten oder dendritischen gediegenen Metallen bildend; dieses ockerige obere Ende nennt der deutsche Bergmann den eisernen Hut. [* 39] Die Beschaffenheit der Gänge wechselt ferner mitunter mit der Natur des Nebengesteins; so sind z. B. die Kobalterzgänge der Dyasformation nur, soweit sie mit Weißliegendem und Kupferschiefer in Berührung bleiben, erzreich, tiefer im Rotliegenden aber und höher im Zechstein verunedeln sie sich. Endlich ist
[* 29] ^[Abb.: Fig. 1. Gabelung und Verwerfung von Gangspalten.]
[* 29] ^[Abb.: Fig. 2. Zertrümmerung und Verwerfung.] ¶
^[Leere Seite] ¶
mehr
der Reichtum der Erzgänge auf den Kreuzungspunkten von Gängen mit Gängen meist am größten. Gänge, die in geschichtetem Nebengestein aufsetzen, sind oft an Verwerfungen (Wechsel, Rücken, [* 41] Fig. 5 der Tafel) desselben geknüpft, d. h. die beiden Seiten des Ganges passen nicht mehr aneinander; sie sind verschoben und zwar in der Mehrzahl der Fälle so, daß die über dem Gang liegende Partie der Schichten, das Hangende, gesenkt, die darunterliegende Partie, das Liegende, gehoben erscheint.
Dabei sind die Gänge nicht selten treppenförmig, indem die Spalte der nächsttiefern Schicht nach einer Seite, gewöhnlich nach der Fallrichtung zu, über die der nächsthöhern vorrückt. Ferner kommt bei solchen Verwerfungen, die aber keineswegs auf die geschichteten Gesteine beschränkt, nur bei diesen am auffallendsten und am leichtesten erkennbar sind, gelegentlich eine Reibung [* 42] der Gangränder, eine Glättung und zugleich oft Ritzung oder Streifung (Gangspiegel) vor.
Eine gesetzmäßige Struktur lassen am seltensten die Gesteinsgänge erkennen, u. sie beschränkt sich in diesen seltenen Fällen auf ein Feinerwerden des Korns bis zum Dichtwerden nach den Begrenzungsebenen hin. Die Mineral- und Erzgänge dagegen sind häufig symmetrisch lagenweise (bandartig) angeordnet [* 41] (Fig. 8 der Tafel), so daß ein und dasselbe Mineral rechts und links das Salband bildet und nach der Mitte zu von je einer Lage eines zweiten, dritten etc. Minerals abgelöst wird; oder es bilden sich konzentrische Lagen der Gangmineralien und Trümmer des Nebengesteins, welche in die Gangspalte geraten sind (Kokardenstruktur, Ringelerze, [* 41] Fig. 9 der Tafel), gesetzmäßige Strukturen, denen allerdings auch unregelmäßige, wie die körnige, d. h. gesetzliche, Aggregierung der Gangmineralien mit oder ohne Einsprengungen von Erzmitteln oder einfache, nicht konzentrisch angeordnete Umhüllung der Fragmente des Nebengesteins durch die Gangmineralien (breccienförmige Struktur, [* 41] Fig. 7 der Tafel), entgegenstehen.
Nach der Beschaffenheit der in einem Gang befindlichen Mineralspezies, sowohl der Gangarten als der Erze, haben Werner, Herder, Breithaupt u. a. sogen. Gangformationen aufgestellt. So spricht man beispielsweise von einer Titanformation, wenn die Gangmasse neben kristallisierten Silikaten Rutil [* 43] und Anatas führt, einer edlen Quarzformation (Silbererz im Quarz eingesprengt), einer kiesigen Bleiformation (Schwefelmetalle, namentlich silberhaltiger Bleiglanz und Blende sowie Quarz), einer edlen Bleiformation mit Carbonaten (Braun-, Eisen- und Manganspat), Quarz und silberhaltigem Bleiglanz und Fahlerz, [* 44] einer barytischen Bleiformation etc. Wohl hat sich hier und da, besonders für einen und denselben Erzdistrikt, ab er auch in einzelnen Fällen für räumlich getrennte Gangsysteme, ein Altersbegriff an die Gangformationen anknüpfen lassen; aber der Nachweis einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit in der Altersfolge der Gangformationen läßt sich vorläufig wenigstens nicht erbringen.
Die erste Theorie über die Bildung der Gänge hat Werner aufgestellt. Nach ihm erfolgte die Erfüllung der durch Austrocknung der Gesteine oder durch Erdbeben [* 45] entstandenen Spalten ausschließlich durch Infiltration von Flüssigkeiten von oben her (Deszensionstheorie). Herder und Breithaupt widersprachen wenigstens der allgemeinen Gültigkeit dieser Theorie und stellten als weitere Möglichkeiten die konkretionsartige Herausbildung der Gänge gleichzeitig mit dem Nebengestein (Kongenerationstheorie), die Zufuhr des Gangmaterials durch Auslaugung des Nebengesteins (Lateralsekretion) und die Bildung der Gänge durch aufsteigendes Material aus der Tiefe (Aszensionstheorie) auf, wobei man hinsichtlich der letztgenannten an Zufuhr in gelöstem Zustand durch aufsteigende Quellen, an solche in feurig-flüssigem oder endlich in gasförmigem Zustand denken kann.
Für die Gesteinsgänge echt eruptiver Gesteine ist nach aller Analogie mit dem heutigen Vulkanismus die Entstehung durch Aszension in feurig-flüssigem Zustand unzweifelhaft, wobei noch die gelegentlich nachweisbare Einwirkung auf das Nachbargestein (vgl. Metamorphismus) als Beweis anzuführen ist. Andre gesteinsartige Aggregate (so die granitischen Gänge im Granulit und Granit des Erzgebirges, Riesengebirges und der Insel Elba) sind aber ebenso wie eine große Anzahl von Mineral- und Erzgängen augenscheinlich durch Lateralsekretion gebildet werden.
Die Löslichkeit vieler früher für unlöslich gehaltener Stoffe (Quarz, Flußspat, Orthoklas, Schwerspat etc.), der freilich auf Spuren beschränkte Gehalt gesteinsbildender Mineralien an den auf den Gängen konzentrierten Elementen (Kupfer, [* 46] Blei, [* 47] Kobalt, Nickel, Wismut, Silber, Zinn etc. in Glimmer, Hornblende, [* 48] Augit, [* 49] Baryum in Feldspat etc.), die Neubildung von Zeolithen und Schwefelmetallen in Absätzen der Mineralquellen, die Abhängigkeit der Gangarten und der Erzführung von der Natur des Nebengesteins, so daß bei Gängen, welche verschiedene Gesteinsarten durchsetzen, an der Grenze des Übergangs ein Wechsel in der Beschaffenheit des Materials eintritt: das alles sind ebenso viele Stützen für die Bildung der Gänge durch Lateralsekretion, für welche namentlich Bischof, Sandberger und Credner eingetreten sind.
Dabei ist die Mitwirkung aufsteigender Quellen und solche von Exhalationen (also Aszension) sicher nicht ausgeschlossen; ist doch auch das großartige Beispiel fortgesetzter Gangbildung in geologischer Jetztzeit, die Quecksilber- und Schwefellagerstätte von Sulphurbank (Kalifornien), nur auf eine kombinierte Zusammenwirkung von aufsteigenden Quellen und Exhalationen, Auslaugung des Nebengesteins und Wirkung versinkender Wasser zurückzuführen.
Vgl. Werner, Neue Theorie von der Entstehung der Gänge (Freiberg [* 50] 1784);
v. Weißenbach, Abbildungen merkwürdiger Gangverhältnisse aus dem Sächsischen Erzgebirge (Leipz. 1836);
Breithaupt, Die Paragenesis der Mineralien (Freiberg 1849);
v. Cotta, Gangstudien (das. 1847-62), mit Beiträgen von Müller, Vogelgesang, v. Weißenbach u. a.; Derselbe, Lehre von den Erzlagerstätten (2. Aufl., das. 1859-61);
Vogelgesang, Zur Theorie der Gangbildungen (Stuttg. 1863);
v. Groddeck, Lehre von den Lagerstätten der Erze (Leipz. 1879);
Sandberger, Untersuchungen über Erzgänge (Wiesb. 1883-85);
Bischof, Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie (2. Aufl., Bonn [* 51] 1863-66, 3 Bde.; Supplement 1871).