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Ansichten über diesen Punkt gediehen (s. Schädeltheorien). Innerhalb der einzelnen Wirbeltierklassen ergeben sich für den S. folgende allgemeinere Unterschiede. Der S. der Knochenfische zeichnet sich durch eine große Anzahl zeitlebens getrennt bleibender Knochen [* 3] aus, die bei den höhern Gruppen meist verwachsen;
namentlich ist dies mit dem Kiefer und Kiemendeckelapparat der Fall. Bei den Amphibien bleibt das knorpelige Primordialkranium vielfach unterhalb der Deckknochen erhalten;
Reptilien und
Vögel
[* 4] zeigen im
Bau des Schädels
große
Ähnlichkeit
[* 5] unter sich und große Verschiedenheit von den
Säugetieren;
sehr früh verschmelzen die Knochen zu einer festen Kapsel bei den Vögeln;
am Primordialkranium fehlt meist die Decke; [* 6]
letzteres Verhalten gilt auch für die Säugetiere, bei denen der Knorpel [* 7] schon sehr bald in Knochen übergeht.
Die einzelnen Teile des Schädels
der
Säugetiere mögen im Anschluß an die folgende
Beschreibung des menschlichen Schädels
besprochen werden (s. Tafel
»Skelett
[* 8] des
Menschen II«). Von den 22
Knochen desselben bilden 8 den S. im
engern
Sinn (Schädel
knochen), während die übrigen sich an die knöcherne Gehirnkapsel nur anlehnen und die Grundlage für
den Gesichtsteil des
Kopfes abgeben
(Gesichtsknochen). Nimmt man die letztern von dem
Skelett des
Kopfes weg, so bleibt eine
im allgemeinen halbeiförmige
Kapsel zurück, welche nach
oben zu gewölbt, nach unten zu aber mehr flach
gedrückt ist.
Ihre
Decke wird vom
Stirnbein und einem Teil der beiden
Schläfenbeine, ihre
Grundfläche vom Grundbein und einem
Teil der
Schläfenbeine gebildet.
1) Das
Stirnbein (os frontis) oder Vorderhauptsbein, am vordersten Teil des Schädels
, besitzt die Gestalt einer
Muschel, von
welcher der eine Teil senkrecht als Stirnschuppe in die
Höhe steigt, während der andre horizontal liegt
und die
Decke der Augenhöhle bildet. Da, wo die Stirnschuppe in das
Dach
[* 9] der Augenhöhle übergeht, liegen im Innern des
Stirnbeins
selbst die
Stirnhöhlen, welche mit der Nasenhöhle zusammenhängen. Hinten ist das
Stirnbein durch die
Kranznaht (sutura coronalis)
mit den
Scheitelbeinen und den großen
Flügeln des
Keilbeins vereinigt; bei
Kindern und bei den meisten
Säugetieren besteht es noch aus zwei gleichen seitlichen Hälften, welche alsdann durch die
Stirnnaht (sutura frontalis) verbunden
sind.
Zwischen den beiden Augenhöhlenteilen des Stirnbeins bleibt ein enger Ausschnitt, in welchen sich 2) das Siebbein oder Riechbein (os ethmoideum) mit seiner sogen. Siebplatte, d. h. einer unpaaren, zum Durchtritt des Riechnervs mit vielen Löchern versehenen Platte, einfügt (s. Tafel »Mundhöhle [* 10] etc.«, [* 1] Fig. 2). Das Siebbein selbst besteht ursprünglich aus diesem mittlern und zwei seitlichen Stücken (den sogen. Labyrinthen), verwächst jedoch rasch zu einem Ganzen.
Der hintere
Rand der Augenhöhlenteile des
Stirnbeins steht mit dem 3)
Keilbein (os sphenoideum) in
Verbindung.
Dieses erinnert einigermaßen an die Gestalt einer fliegenden
Wespe, ist zwischen sämtliche Schädel
knochen wie ein
Keil eingetrieben
und tritt mit allen in unmittelbare Berührung. Es besteht aus einem mittlern, annähernd würfelförmigen Teil, an welchen
sich drei
Paar Fortsätze anschließen. Der mittlere Teil oder
Körper birgt
in sich die Keilbeinhöhlen,
welche gleich den
Stirnhöhlen mit der Nasenhöhle in
Verbindung stehen.
Auf seiner obern
Fläche hat er eine sattelförmige Vertiefung
(Türkensattel, sella turcica), in welchem der sogen. Hirnanhang
(glandula pituitaria) ruht. Nach rechts und links von
dem
Körper gehen zwei
Paar annähernd horizontale
Fortsätze ab, nämlich die vordern oder kleinen und die hintern oder großen Keilbeinflügel. Sie sind voneinander durch
die obere Augenhöhlenspalte getrennt, durch welche die Schädel
höhle mit der Augenhöhle kommuniziert und mehrere
Nerven
[* 11] aus ersterer in die letztere übertreten.
Von dem untern Teil des
Körpers erstrecken sich die flügelförmigen Fortsätze nach abwärts. Wie aus
der
Entwickelungsgeschichte
[* 12] hervorgeht, ist der
Körper des
Keilbeins aus zwei hintereinander gelegenen
Stücken verschmolzen,
die bei den übrigen
Säugetieren stets oder doch sehr lange Zeit getrennt bleiben; auch die
Flügel und Fortsätze sind ursprünglich
selbständig.
Beim erwachsenen
Menschen ist übrigens das ganze
Keilbein mit dem hinter ihm gelegenen
Hinterhauptsbein
fest zu dem sogen. Grundbein (os basilare) verbunden; man zählt daher auch wohl nur 7 Schädel
knochen.
4) Das
Hinterhauptsbein (os occipitis) hat im wesentlichen die Gestalt einer flachen
Muschel, von welcher ein Teil senkrecht
steht, nämlich die Hinterhauptsschuppe, während der andre horizontal nach vorn und unten abbiegt. Erstere
steht mit den
Scheitelbeinen und den
Schläfenbeinen durch die
Lambdanaht (sutura lambdoidea) in
Verbindung; der horizontale
Teil ist durchbohrt von einem daumenstarken
Loch (Hinterhauptsloch oder foramen magnum), durch welches das
Rückenmark aus
der Schädel
höhle in den
Wirbelkanal, die Wirbelarterien aber von außen in die Schädel
höhle eintreten. Zu
beiden Seiten dieses
Loches liegen die beiden konvexen Gelenkfortsätze, mittels deren sich der ganze
Kopf auf dem ersten
Halswirbel
nach vorn und hinten bewegen, beugen und strecken kann. Das
Hinterhauptsbein entsteht durch Verschmelzung von 4
Knochen, nämlich
des basalen, der beiden seitlichen und des obern
Hinterhauptsbeins, die z. B. bei den
Beuteltieren sehr
lange als einzelne
Knochen bestehen, gewöhnlich jedoch schon früh verwachsen.
5) und 6) Die Scheitelbeine (ossa parietalia) liegen hinten und seitlich am S. und stellen fast quadratische Knochenplatten dar. Untereinander stehen sie durch die Pfeilnaht (sutura sagittalis) in Verbindung, welche gerade von vorn nach hinten über den S. hin verläuft.
7) und 8) Die
Schläfenbeine (ossa temporum) liegen an der Seite des Schädels
, zwischen dem
Keil-,
Scheitel- und
Hinterhauptsbein.
Jedes
Schläfenbein besteht aus drei verschiedenen, jedoch fest miteinander verschmolzenen Teilen, nämlich dem Felsenteil
oder
Felsenbein, dem Warzenteil und dem Schuppenteil. Das
Felsenbein (os petrosum) birgt in seinem Innern
das ganze
Gehörorgan mit der Ausbreitung des Gehörnervs. Es hat die Gestalt einer dreiseitigen
Pyramide; an seiner
Basis fällt
der äußere Gehörgang ins
Auge.
[* 13]
Außerdem finden sich an ihm noch mehrere Löcher zum Durchgang von Nerven und Gefäßen. Ein besonderer Fortsatz, der Griffelfortsatz (processus stiloideus), ist ein abgetrenntes und mit dem Felsenbein verwachsenes Stück des Zungenbeins; er dient mehreren Muskeln [* 14] zum Ansatz. Senkrecht über der Basis des Felsenbeins liegt der Schuppenteil (oder Schuppenbein, os squamosum) des Schläfenbeins; er trägt nach vorn den Jochfortsatz, an den sich das Jochbein anschließt, und dicht dabei die Gelenkgrube für den Gelenkkopf des Unterkiefers. Durch die Schuppennaht (sutura squamosa) legt er sich an das Scheitelbein und den großen Keilbeinflügel an. Der Warzenteil des Schläfenbeins liegt hinter dem Schuppenteil und tiefer als derselbe; er ist äußerlich hinter der ¶
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Ohrmuschel fühlbar und dient als Ansatzpunkt für mehrere ansehnliche Muskeln. - Die am S. vorkommenden, die einzelnen Knochen
verbindenden Nähte sind im frühsten Kindesalter (bis zum dritten Jahr) noch nicht ganz ausgebildet, vielmehr werden zu jener
Zeit die betreffenden Knochen nur durch eine Art Knorpel, durch die Knochenhaut und die harte Hirnhaut
untereinander verbunden. Sie können daher bei der Geburt übereinander geschoben werden, so daß sich der Umfang des Kopfes
bedeutend verringert. Da die Winkel
[* 16] der Knochen am spätesten verknöchern, so bleiben an einigen Stellen des Kopfes Lücken,
die Fontanellen (s. d.) genannt werden. - Sägt man von der Gehirnkapsel die obere Hälfte durch einen
horizontalen Schnitt ab, so liegt über dem Sägeschnitt das Schädel
gewölbe, unter ihm dagegen die Schädelbasis mit einem
Teil der seitlichen Schädel
wände.
Ersteres, auch Schädeldach
genannt, besteht ausschließlich aus platten Knochen, welche je nach Alter und andern Verhältnissen
zwischen 3 und 6,5 mm dick und aus einer innern und äußern kompakten Platte, zwischen welchen schwammiges
Knochengewebe (diploë) liegt, zusammengesetzt sind. Die innere Platte wird wegen ihrer großen Sprödigkeit und Zerbrechlichkeit
auch Glastafel (tabula vitrea) genannt. Der Schädel
grund zeigt, von der Schädelhöhle aus betrachtet, drei terrassenförmig
von vorn nach hinten abfallende Vertiefungen oder Schädel
gruben.
Die vordere trägt die Vorderlappen des Großhirns; aus ihr treten die Geruch- und Sehnerven nach der Nasen-
und Augenhöhle hin ab. Die mittlere reicht von den kleinen Keilbeinflügeln bis zum obersten Rande der Felsenbeinpyramide
und wird durch den Keilbeinkörper in zwei symmetrische Hälften geteilt. In ihr liegen die Mittellappen des Großhirns;
aus ihr treten das 3.-6. Hirnnervenpaar aus. Die hintere nimmt das Kleinhirn sowie das verlängerte Mark
auf; in ihr liegen die Austrittsstellen des 7.-12. Hirnnervenpaars sowie der innern Drosselader. Das große Hinterhauptsloch
mit dem Rückenmark bildet die Übergangsstelle der Schädel
höhle in den Wirbelkanal.
An den untern vordern Umfang des Schädels
setzen sich nun weitere 14 Knochen an, welche das Skelett des
Gesichts bilden (Gesichtsknochen). Nur 2 derselben liegen in der Mittellinie des Körpers und sind unpaarig, nämlich das Pflugscharbein
und der Unterkieferknochen; alle andern sind paarig vorhanden: 2 Oberkieferbeine, 2 Nasenbeine, 2 Thränenbeine, 2 Gaumenbeine, 2 Jochbeine
und 2 untere Nasenmuscheln. Die beiden Oberkieferbeine (ossa maxillaria superiora) liegen am vordern
mittlern Teil des Gesichts, verbinden sich untereinander in der Mittellinie und beteiligen sich an der Bildung der Augen-, Nasen-
und Mundhöhle. In ihrer Mitte umschließt jedes eine Kieferhöhle (antrum Highmori, s. Tafel »Mundhöhle
etc.«,
[* 10] Fig. 7), welche mit der Nasenhöhle in Verbindung steht.
Unten trägt jedes acht tiefe Gruben, in welchen die Zähne [* 17] sitzen. Von diesen werden die beiden innersten jeder Seite (die Schneidezähne) von einem Knochen getragen, der beim menschlichen Embryo noch bis zum vierten Monat, bei den Affen [* 18] noch sehr viel länger und bei den meisten übrigen Säugetieren zeitlebens getrennt bleibt und als Zwischenkiefer (os intermaxillare) bezeichnet wird (beim Menschen entdeckte ihn Goethe, daher auch Goetheknochen). Die Joch- oder Wangenbeine (ossa zygomatica) bilden den starken Jochbogen, welcher sich vorn auf das Stirn- und Oberkieferbein, hinten auf das Schläfenbein stützt und die Schläfengrube begrenzen hilft.
Die Gaumenbeine (ossa palatina) sind zarte, merkwürdig gestaltete Knochen; sie bestehen aus einem senkrechten und einem wagerechten Teil. Nur der wagerechte Teil hilft den knöchernen Gaumen bilden, indem er sich an den hintern Rand der Gaumenfortsätze der Oberkieferknochen anlegt; der senkrechte Teil schiebt sich zwischen das Keilbein und Oberkieferbein ein. Die Thränenbeine (ossa lacrimalia) sind zwei kleine, sehr dünne viereckige Knochenplättchen, welche einen Teil der innern Wand der Augenhöhle bilden.
Die Nasenbeine (ossa nasalia) sind kurze und dicke Knochen, bilden den Nasenrücken und liegen zwischen dem Stirnbein und den beiden Oberkieferknochen. Mit letztern zusammen bilden sie den vordern Naseneingang (apertura piriformis). Die beiden untern Nasenmuscheln (ossa turbinata inferiora) sind kleine muschelförmige Knochen, welche ganz in der Nasenhöhle liegen und sich hier hauptsächlich an das Oberkieferbein anheften. Sie sind vollständig von der Nasenschleimhaut überzogen (s. Tafel »Nase [* 19] des [* 10] Menschen«).
Das Pflugscharbein (vomer) bildet eine senkrechte Scheidewand in der Mitte der Nasenhöhle, die dadurch in zwei symmetrische Hälften zerfällt. Es hat die Gestalt eines verschobenen Vierecks, stützt sich hinten auf den Keilbeinkörper und legt sich mit seinem untern Rand auf die Mittellinie des knöchernen Gaumendaches, mit seinem obern Rand an die senkrechte Platte des Riechbeins. Sein hinterer Rand ist frei und bildet die Scheidewand der hintern Nasenhöhlenöffnung (choanae narium).
Der Unterkieferknochen (os maxillare inferius, mandibula) hat eine hufeisenförmige Gestalt und besteht aus einem horizontalen, bogenförmig gekrümmten mittlern Teil, dessen oberer Rand die 16 Zahngruben trägt, und aus zwei Ästen, welche seitlich senkrecht aufsteigen. Jeder Ast geht nach oben in zwei Fortsätze aus; der hintere von ihnen ist der Gelenkkopf, mit welchem sich der Unterkiefer in die Gelenkgrube am Schläfenbein einsenkt, der vordere der Ansatzpunkt des großen Schläfenkaumuskels.
Der Unterkiefer ist der einzige bewegliche Knochen am S. Er entsteht aus zwei Stücken, die bei vielen Säugetieren stets getrennt bleiben, bei andern jedoch (beim Menschen erst im ersten Lebensjahr) in der Mittellinie des Gesichts miteinander verwachsen. Die Gesichtsknochen umschließen teils unter sich, teils zusammen mit den Schädelknochen mehrere Höhlen, welche zum Schutz für wichtige Sinnesorgane und große Nerven- und Gefäßstämme dienen. Diese Höhlen sind: die Augenhöhlen (s. Auge), die Mundhöhle (s. Mund), die Nasenhöhle mit ihren Nebenhöhlen (s. Nase), die Schläfengruben und die Flügelgaumengruben.
Die Schläfengrube, zwischen dem Jochfortsatz und dem Schuppenteil des Schläfenbeins sowie dem großen Keilbeinflügel gelegen, wird hauptsächlich von dem Schläfenmuskel ausgefüllt, kommuniziert durch die untere Augenhöhlenspalte (fissura orbitalis inferior) mit der Augenhöhle und bildet den Eingang zur Flügelgaumengrube (fossa spheno-maxillaris s. pterygo-palatina). Diese liegt an der Seite des Kopfes, hinter der Augenhöhle, in der Tiefe der Schläfengrube zwischen dem Keil-, Gaumen- und Oberkieferbein. Das Gewicht des lufttrocknen Schädels beträgt im Mittel bei Männern 730 g, bei Weibern 550 g; der Kubikinhalt 1450, resp. 1300 ccm. Der geräumigste S. maß 1790 ccm, der schwerste wog 1080 g.
Vgl. Schädellehre [* 20] und Schädeltheorien.