Deichsel,Gabel oder
Gabelkreuz, in der Heraldik eine besondere Form des Kreuzes (s. d. und Textfig.
5), entsteht, wenn zwei aus den Oberecken eines Wappenschildes
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mehr
hervorkommende halbe Schrägbalken sich in der Mitte des Schildes mit einem vom Fußrand kommenden halben Pfahl vereinen.
[* 3] (lat. Crux), ein aus zwei sich schneidenden Balken gebildeter Körper und die dem entsprechende
[* 3]
Figur; insbesondere
ein namentlich bei den Alten übliches Werkzeug von dieser Form zur Ausführung der Todesstrafe (s. Kreuzigung). Die speziell
zu diesem Zweck dienenden Kreuze waren die von LipsiusCrux immissa und Crux commissa genannten. Das erstere bestand aus einem
Längs- und einem unter rechten Winkeln eingefügten Querbalken; über diesem wurde der sogen. Titulus,
eine weiße Tafel, auf der die Schuld des Verurteilten stand, angebracht,
und ungefähr in der Mitte des Langholzes befand
sich das Sitzholz (sedile).
Ein Fußbrett läßt sich im antiken Strafverfahren nicht nachweisen. Bei der Crux commissa (auch Antonius- oder ägyptisches
Kreuz genannt) bildet der Querbalken den obern Abschluß des Längsbalkens (T). Nach den ältesten Schriftstellern
soll letztere die Form des Kreuzes gewesen sein, an welchem Christus gekreuzigt wurde. Andre Kreuzesarten in Gestalt eines
X (Andreaskreuz, crux decussata) oder Y (Schächer- oder Gabelkreuz) lassen sich nicht als gebrauchte Strafwerkzeuge erhärten.
Einige andre Kreuzesformen kommen in der Kunst- und Kulturgeschichte vor (s. die Abbildungen). Das sogen.
lateinische Kreuz entsteht, wenn der Querbalken oberhalb der Mitte des Längsstammes angebracht ist; diese
[* 3]
Figur
umgekehrt nennt man das Petruskreuz, weil dieser Apostel mit dem Kopf zur Erde gekehrt gekreuzigt worden sein soll. Sind die
vier Arme gleich lang, so haben wir das griechische Kreuz. Das russische Kreuz, besonders
auf Kirchen, hat zwei Querbalken, deren unterer auch schräg gestellt ist. Auf prähistorischen Gefäßen und Geräten kommt
das Swastikakreuz vor, welches auch bei den Buddhisten in Indien religiöses Symbol ist. Bei den Ägyptern findet man das Henkelkreuz,
d. h. ein Antoniuskreuz, das oben mit einem Henkel oder Öhr versehen ist, als Sinnbild des künftigen Lebens.
Als Erinnerung an den Kreuzestod Christi wurde das Kreuz, anfangs in der Gestalt der Crux commissa, von den Christen zu einem heiligen
Zeichen, zum Symbol des Inbegriffs des Christentums, zum Sinnbild des tiefsten Schmerzes und des höchsten Heils, zum Erkennungszeichen
der Christen erhoben. Der Gebrauch, sich zu bekreuzen, d. h. mit den Fingern das Kreuzeszeichen vor sich
hin in die Luft zu bilden, reicht bis ins 3. Jahrh. zurück und ging sehr bald auch in den öffentlichen
Gottesdienst über.
dem Kreuz auch Wunderkraft bei, wie sein Zeichen noch heutzutage vom Volk vielfach als Schutzmittel gegen böse Geister angewendet
wird. Die im 5. Jahrh. aufgekommene Sitte, unter dem ein Lamm darzustellen, aus dessen BrustBlut fließt, wurde auf dem sechsten
Konzil zu Konstantinopel 680 verboten und verordnet, anstatt des Lammes den Heiland in Gestalt eines am Kreuz hängenden
Menschen abzubilden. So entstand das Kruzifix (s. d.), d. h. ein Kreuz mit
dem Bilde des sterbenden Erlösers, das auch die evangelische Kirche als Erinnerungszeichen an den Tod Jesu beibehalten hat und
deshalb auf dem Altar
[* 8] aufstellt (Altarkreuz).
Vgl. Stockbauer, Kunstgeschichte des Kreuzes (Schaffh. 1870);
Die Quellen sind am vollständigsten gesammelt in Zöckler, Das Kreuz Christi, kirchlich-archäologische Untersuchungen (Gütersl.
1875).
Die Sitte, daß des Schreibens Unkundige anstatt ihrer Namensunterschrift drei Kreuze zeichnen (s.
Analphabeten, am Schluß), findet sich schon im 6. Jahrh. und mag sich so erklären, daß das Kreuzeszeichen
die Unterzeichnenden an die Pflicht der Wahrhaftigkeit erinnern sollte. Überhaupt war es gewöhnlich, bei Unterschriften von
Urkunden selbst außer dem Namen noch drei Kreuze zu zeichnen; auch findet man dieses Zeichen häufig im
Eingang von Diplomen und andern Handschriften anstatt der Anrufung des NamensGottes. Die griechischen Kaiser schrieben ihr Kreuzeszeichen
mit roter, die byzantinischen Prinzen mit grüner Tinte, die englischen Königevor der normännischen Eroberung in Gold.
[* 10]
Die Kreuze der altnordischen Runensteine haben ihren Ursprung von dem in Kreuzesform gestalteten Hammer
[* 11] des
Thor. Auf Münzen
[* 12] und Siegeln bedeutet ein Kreuz die Stelle, wo man die Umschrift zu lesen anfangen soll. Mehrere Münzen haben von
dem Gepräge des Kreuzes ihren Namen, z. B. der Kreuzer (s. d.), der Kreuzpfennig der Stadt Bremen,
[* 13] der Kreuzgroschen, der Kreuzdukaten
der Könige von Frankreich seit Franz I., die portugiesische Crusade etc.
Im Kartenspiel ist Kreuz die deutsche Benennung für das französische Trèfle; in der Mathematik als stehendes Kreuz (+, plus) Additionszeichen,
als liegengendes ^[richtig: liegendes] Kreuz (×) Multiplikationszeichen; bei Thermometerangaben bezeichnet + die
Grade über 0.
In der Heraldik kann das Kreuz wohl als das älteste Wappenzeichen bezeichnet werden, denn die Heere, welche
nach dem Morgenland zogen, um das Heilige Grab zu
befreien, führten ein auf Fahne, Schild
[* 14] und Gewand. Des heiligen ReichsFahne
trug schon vor 1200 ein Kreuz; es ist das St. Georgenbanner, welches dem heil. Georg nach der Sage ein Engel vom Himmel
[* 15] brachte.
KaiserFriedrich III. nahm das in aller Form in das kaiserliche Wappen
[* 16] auf, doch machten seine Nachfolger
von demselben keinen Gebrauch. In der Heraldik kommen die verschiedensten Kreuzformen vor. Die Kreuze, welche in den Schildesrand
verlaufen, nennt man die eigentlich heraldischen Kreuze: das gemeine Kreuz, bei dem alle vier Arme gleich
lang sind (auch griechisches Kreuz genannt,
[* 7]
Fig. 1), das Andreas- oder Schrägkreuz (auch burgundisches Kreuz genannt,
[* 7]
Fig. 2),
das Gabel- oder Schächerkreuz
[* 7]
(Fig. 3), das Antoniuskreuz (auch ägyptisches Kreuz genannt,
[* 7]
Fig. 4) u.
das Tatzenkreuz (auch mantuanisches Kreuz genannt,
[* 7]
Fig. 5), ein gemeines Kreuz, das
breitendig ausgeschweift ist. Berührt das Kreuz den Schildesrand nicht, so nennt man es abgeledigt oder
schwebend: gemeines Kreuz, schwebend
[* 7]
(Fig. 6) und breitendig
[* 7]
(Fig.
7). Ist der untere Arm des letzten Kreuzes zugespitzt, so entsteht das Nagelspitzkreuz
[* 7]
(Fig. 8). Die Enden der vier Arme des
Kreuzes werden in der mannigfaltigsten Weise gemustert. So entsteht das Kleeblattkreuz
[* 7]
(Fig. 9), das Ankerkreuz
[* 7]
(Fig. 10), das Krückenkreuz
[* 7]
(Fig. 11), das wiederholte Kreuz (franz.
croix croisée,
[* 7]
Fig. 12), das Hakenkreuz
[* 7]
(Fig. 13), das Halbkrücken- oder Pfötchenkreuz
[* 7]
(Fig. 14).
Endlich sind noch die Passions- oder Hochkreuze zu nennen, deren unterer Arm erheblich verlängert ist
[* 7]
(Fig. 15); Hochkreuze
mit zwei oder mehr Armen heißen Patriarchenkreuze
[* 7]
(Fig. 16).
Über die Kreuze der geistlichen und weltlichen Ritterorden s. die einzelnen diesen Orden
[* 17] gewidmeten Artikel.
In der Musik sind das Kreuz (♯) und Doppelkreuz (×) Erhöhungszeichen, s. Erhöhung. Ein im Generalbaß ohne Ziffer
überschriebenes Kreuz bezieht sich auf die Terz. Das aufrechte Kreuz (+) ist in englischen Musikalien das Zeichen für den Daumen
(s. Fingersatz). Über die Bedeutung des + in der neuern Harmonielehre vgl. Klangvertretung. - Im Maschinenwesen ist Kreuz die
Vorrichtung, durch welche eine Stangenkunst mit den Kolbenstangen eines Pumpwerkes in Verbindung gesetzt
wird. Das ganze Kreuz besteht aus zwei rechtwinkelig sich durchkreuzenden starken Hölzern, deren vier Enden durch eiserne Schienen
verbunden sind; eine eiserne, in Lagern ruhende Welle geht durch die Mitte des Kreuzes. Das halbe
Kreuz unterscheidet sich von dem einfachen nur dadurch, daß seine Schwinge nicht über den Mittelpunkt des Kreuzes hervorragt.
Das Viertelkreuz ist ein rechtwinkeliges Knie. - BeimPferd
[* 19] heißt Kreuz der obere Teil des Hinterkörpers, welcher von dem Kreuzbein
und den Darmbeinen gebildet und als ein Teil der Kruppe (s. d.) betrachtet wird; Kreuz beim Menschen, s. Kreuzgegend.
- Im Seewesen benutzt man als Vorsilbe für alle Takelungsteile, welche auf dreimastigen Schiffen zu dem hintern Mast in Beziehung
sind, der selber Kreuzmast (auch Besahn) heißt, z. B. Kreuzmars, Kreuzwanten etc.