(Schachthalm,Schafthalm, Winterkannenkraut; lat.
Equisetum; frz. prèle oder queue de cheval; engl. shavegrass).
Die beiden bei uns vorkommenden Arten der zu den kryptogamischen Pflanzen gehörigen Gattung Equisetum zeichnen sich aus
durch einen starken Gehalt von Kieselsäure in ihren Oberflächenschichten, namentlich der Stengel, und durch die rauhe,
höckerige Gestaltung derselben. Vermöge dieser Rauhheit, verbunden mit Härte, eignen sie sich daher
gut zum
Schleifen und Glätten von
Holz und Abscheuern von Metallgefäßen.
Der kleine S. (E. arvense), ein bekanntes, schwer zu tilgendes Unkraut sandiger Äcker, wird nur im Häuslichen als Scheuergras
oder Zinnkraut zum Putzen von Metallgeschirren verwendet und bildet keinen Handelsartikel, wie der echte
oder große S. (E. hiemale). Diese Art hat ihren Standort auf sandigen Stellen in der Nähe von Wasser und in feuchten Wäldern
durch ganz Deutschland, am häufigsten in den Rheingegenden. Die gegliederten Stengel sind rund, 6 bis 8 dm hoch, reihenweise
mit harten, scharfen Zähnchen besetzt. Die getrockneten Stengel werden von Tischlern, Drechslern, Holzbildhauern
und Lackierern zum Abschleifen von
Holz häufig benutzt und sind zu etwa 1 Mk. das Kilo käuflich zu haben. Zuweilen findet
man sie auch in Droguenhandlungen unter dem Namen herba equiseti. - Zollfrei.
L. (Schachtelhalm, Schafthalm), kryptogame Pflanzengattung, die einzige in der gegenwärtigen Flora noch erhaltene
aus der Klasse der Equisetaceen
[* 3] (s. d.), fast über die ganze Erde verbreitet, zählt 25 Arten, welche alle
auf feuchtem Boden, im Schlamm oder im Wasser wachsen. Von diesen kommen auf Europa
[* 4] 12 Arten, die mit Ausnahme einer einzigen
auch in Amerika
[* 5] sich finden, welches 20 Arten besitzt; auf Asien
[* 6] kommen 14, auf Afrika
[* 7] 3 Arten, das FestlandAustralien
[* 8] hat gar
keine. Equisetum arvenseL. (Ackerschachtelhalm, Kannen- oder
Zinnkraut, Scheuerkraut, Katzenwedel, Duwock), mit zweierlei
Stengeln, nämlich einfachen, blaß rötlichgelben, chlorophylllosen, mit trockenhäutigen, lanzettförmig gezahnten,
schlaffen Scheiden bekleideten, welche den Fruchtstand tragen und im Frühling erscheinen, und grünen, 15-30 cm hohen, unfruchtbaren
Stengeln mit einfachen, vierkantigen, scharfen Ästen, welche im Sommer sich bilden, ist gemein auf feuchten,
sandigen und lehmigen Äckern, Ackerrändern und Triften durch ganz Europa, Asien, Nordamerika
[* 9] und Nordafrika und ein äußerst
lästiges Unkraut, welches stark wuchert und den Boden aussaugt und durch mechanische Mittel durchaus nicht zu vertilgen ist,
weil sein im Boden weit verbreitetes Rhizom
[* 10] bis 6 m in die Tiefe hinabgeht.
Zur Ausrottung düngt man mit Kochsalz, erzeugt möglichst üppigen Graswuchs und entwässert den Acker. Wegen der in der Epidermis
[* 11] vorhandenen Kieselerde eignet sich das Kraut zum Scheuern zinnerner und kupferner Geschirre. Andre einheimische Arten sind das
Equisetum palustreL. (Sumpfschachtelhalm), mit einerlei Stengeln, und das bis 1,25 m hohe Equisetum hiemaleL. (Winterschachtelhalm).
Von. Equisetum giganteumL. (Riesenschachtelhalm), in Westindien
[* 12] und Südamerika,
[* 13] mit aufrechtem, bis 11,5 m hohem, aber schwachem,
zwischen den Bäumen emporklimmendem Halm mit quirlständigen Ästen, werden in seinem Vaterland Wurzelstock und Stengel
[* 14] arzneilich
benutzt. Noch weit riesenhaftere Formen von Equisetum, wie Equisetum arenaceumBronn., hat man fossil, besonders im Keuper,
gefunden (s. Equisetaceen und die Tafel »Keuperformation«).