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Tübingen [* 3] Philologie, wurde 1865 Dozent der Litteraturgeschichte am Polytechnikum in Stuttgart, [* 4] 1875 Professor und Bibliothekar an der königlichen Kunstschule daselbst. Seit 1881 lebt er privatisierend als Schriftsteller in München. [* 5] Er veröffentlichte »Gedichte« (Leipz. 1864, 3. Aufl. 1870),
worin er den schlichten und innigen Ton des Volksliedes glücklich traf, machte sich aber besonders bekannt durch seine anmutigen Kinderbücher und Liedersammlungen: »Illustriertes deutsches Kinderbuch« (5. Aufl., das. 1873; Bd. 2, 2. Aufl. 1876);
»Der Osterhas« (2. Aufl., Nördling. 1850);
»Deutsche [* 6] Volkslieder« (2. Aufl., das. 1851);
»Deutscher Dichterwald« (11. Aufl., Stuttg. 1885);
»Alte und neue Kinderlieder etc.« (3. Ausg., Gotha [* 7] 1863);
»Die schönsten deutschen Volkslieder mit ihren eigentümlichen Singweisen« (neue Ausg., Stuttg. 1880);
»Deutsche Studentenlieder« (Leipz. 1856);
»Rätselbüchlein für Kinder« (2. Aufl., das. 1873);
»Gedichte« (das. 1864, Prachtausg. 1870);
»Jungbrunnen« (Volkslieder, 3. Aufl., Berl. 1875);
»Liederborn« (das. 1879);
»Die Jahreszeiten«, [* 8] Kinderbuch in Liedern und Bildern (Wandsbeck 1883).
2)
Wilhelm, Sprachforscher und hervorragender Litterarhistoriker, geb. zu
Schönborn in
Niederösterreich, begann 1858 auf der
Universität zu
Wien
[* 9] seine sprachwissenschaftlichen
Studien, welche er seit 1860 in
Berlin
[* 10] fortsetzte, habilitierte sich 1864 an der
Wiener
Hochschule und wurde nach
Fr.
Pfeiffers
Tod zum ordentlichen
Professor für
deutsche Sprache und Litteratur ernannt. 1872 in gleicher
Eigenschaft nach
Straßburg
[* 11] berufen, entfaltete
er hier eine äußerst fruchtbare Lehrthätigkeit, bis er im
Herbst 1877 einem
Ruf als
Professor der neuern deutschen Litteraturgeschichte
an die
Universität
Berlin folgte. Er starb daselbst, seit 1884 zum Mitglied der
Akademie ernannt, Von Scherers
litterarischen
Publikationen, die im wesentlichen deutsche Sprachwissenschaft und Litteraturgeschichte (letztere
von den ältesten
Zeiten bis auf die Gegenwart) behandeln, sind hervorzuheben: »Denkmäler deutscher
Poesie und
Prosa« (mit
Müllenhoff,
Berl. 1864, 2. Aufl. 1873);
seine Untersuchungen über die Litteratur des 11. und 12. Jahrh.: »Deutsche Studien« (Wien 1870-78, 3 Tle.),
»Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit« (Straßb. 1874),
»Geschichte der deutschen Dichtung im 11. und 12. Jahrhundert« (das. 1875);
ferner die Monographie »Jakob Grimm« (Berl. 1865, 2. erweiterte Aufl. 1885);
»Zur Geschichte der deutschen Sprache« [* 12] (das. 1868, 2. Ausg. 1878);
»Vorträge und Aufsätze« (das. 1874);
»Die Anfänge des deutschen Prosaromans« (Straßb. 1877);
»Aus Goethes Frühzeit, Bruchstücke eines Kommentars zum jungen Goethe« (das. 1879) und seine »Geschichte der deutschen Litteratur« (Berl. 1883, 5. Aufl. 1889), welche sich als ein hochbedeutender Versuch zeigt, unter Berücksichtigung aller gewonnenen wissenschaftlichen Resultate, gleichsam aus der Mitte der Forschung heraus, eine allen Kreisen zugängliche, durch anmutig lebendige Darstellung ausgezeichnete Geschichte der Entwickelung der deutschen Nationallitteratur zu geben.
Für O. Lorenz' »Geschichte des Elsasses« (3. Aufl., Berl. 1884) behandelte er die Litteratur des Elsaß und veröffentlichte außerdem »Notkers Psalmen« (mit Heinzel, Straßb. 1876) und »Aufsätze über Goethe« (Berl. 1886) sowie zahlreiche Abhandlungen litterarhistorischen und kritischen Inhalts in verschiedenen Zeitschriften. Mit ten Brink begründete er 1874 in Straßburg die »Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker«; auch war er Mitherausgeber der »Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Litteratur«. Aus seinem Nachlaß erschien: »Poetik« (Berl. 1888).