Scarron
(spr. -óng), Paul, burlesker und komischer Dichter der Franzosen, geb. 1610 zu Paris, [* 2] führte in seiner Jugend nach vollendeten Studien ein sorgloses Genußleben, wurde aber in seinem 28. Jahre körperlich gelähmt und durch Verlust seines Vermögens gezwungen, als Schriftsteller seinen Unterhalt zu suchen. Die Königin Anna, Mutter Ludwigs ⅩⅣ., unterstützte ihn durch ein Jahrgehalt. S. führte seitdem ein gastfreies Haus, in dem die angesehensten Männer und Frauen der Zeit verkehrten, besonders seit 1652, wo er Mademoiselle d’Aubigné, die nachmalige Frau von Maintenon, heiratete’. Er starb zu Paris. S. hat die Burleske nach Frankreich verpflanzt und besonders das Lustspiel, den komischen Roman und die Novelle kultiviert. Seine originellsten Schöpfungen sind: «Virgile travesti» (Par. 1648‒53; hg. von Fournel, ebd. 1858) und «Roman comique» (2 Bde., ebd. 1651‒57; hg. von Fournel, 2 Bde., ebd. 1857; deutsch von Saar, Berl. und Stuttg. 1887), eine durch Novellen unterbrochene Darstellung aus dem Leben einer in der Provinz wandernden Schauspielertruppe mit vorzüglichen kleinstädtischen Charakterbildern; seine meist dem Spanischen nachgebildeten Lustspiele (1645‒60) sind jetzt verschollen; «Jodelet» (1645),
«Les trois Dorothées» (1646),
«L’héritier ridicule» (1649) erhielten sich noch bis ins 18. Jahrh. und zeichnen sich durch witzigen Dialog aus. Eins seiner niedrigsten Produkte ist die Satire auf Mazarin: «Mazarinade» (1649). Seine acht Novellen sind meist nach ausländischen Mustern, z. B. Cervantes, gearbeitet. Die «Œuvres complètes» gab Bruzen de la Martinière (10 Bde., Par. 1737; neue Aufl., 7 Bde., 1786) heraus. –