Scalettapass
(Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2619 m. Pass; verbindet Davos Platz und Davos Dorf durch das 3¼ Stunden lange und einförmige Dischmathal mit dem lawinenreichen Sulsannathälchen, das bei Capella (zwischen Scanfs und Cinuskel) zum linken Ufer des Ina ausmündet (zusammen 9-9½ Stunden). Bis Dürrboden (2011 m) im obern Dischmathal leitet von Davos Dorf her ein guter Reit- und für Einspänner praktikabler Fahrweg, und von hier, wo man in einem einfachen und guten Gasthaus übernachten kann, führt der Weg in s. Richtung immer stärker ansteigend auf die 2 Stunden entfernte Passhöhe.
Diese wird im W. vom Augstenhörnli (3030 m) und Kühalphorn (3081 m), im O. vom Scalettahorn (3068 m) flankiert. N. der Passhöhe auf den Seeböden ein winziges Seebecken und zu oberst eine zerfallene Hütte. Die Aussicht bietet nicht Vieles. Der hohe und wilde Pass zeigt sich selten ganz schneefrei. Der Weg ist sowohl von der Davoser- als von der Engadinerseite her verbessert worden; er führt auf der S.-Seite der Passhöhe ziemlich steil und in Krümmungen zu der eine Stunde entfernten Alp Fontauna (2198 m) hinab, wo er sich mit dem Sertigpassweg kreuzt.
Der weitere Abstieg bis zum Alpendörfchen
Sulsanna erfordert noch 2 Stunden, von hier bis
Capella 1 Stunde und bis
Scanfs etwas
über 1½ Stunden. Scaletta =
Stiege oder Treppe, also so viel als «Treppenpfad». Die Passhöhe liegt
in Hornblendeschiefer und Biotitgneis. Vom Scalettapass
wird ein
Hospiz schon 1556 erwähnt. Ueber ihn
führte der alte Saumweg, der das
Engadin mit
Davos und dem
Prätigau verband und auch tatsächlich die kürzeste Verbindung
nach dem
Ober Engadin hin bildet.
Selbst Heere sind über ihn gezogen: von hier aus überfielen Baldiron und
Graf
Sulz 1622 die Landschaft
Davos. Besonders lebhaft wurde einst über den Scalettapass
der Weinhandel vom Veltlin aus nach
Davos und dem
Prätigau betrieben.
Dies geschah hauptsächlich im Winter, wenn auf tiefem
Schnee die Schlitten leicht über die Unebenheiten des
Bodens hinwegglitten.
Von
Sulsanna bis zum
Dürrboden drohten dann aber den kühnen Säumern und
Rossen fortwährend die Lawinen,
und es ereigneten sich zahlreiche und schreckliche Unglücksfälle. Im Sommer ist der
Pass dagegen so sicher wie jeder andere.
Von
Scanfs ist der Fund eines Bronzemessers mit Vollgriff bekannt geworden. Da man auf der
Höhe des
Flüelapasses eine Lanzenspitze
der Bronzezeit fand, ist es möglich, dass auch der hohe Scalettapass
schon vom prähistorischen Menschen
begangen wurde.