Satyrn
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[* 1] göttliche Wesen niederer Art, den Panen und Silenen nahe verwandt, erscheinen in der Poesie und Kunst der Griechen als die ständigen Begleiter des Dionysos [* 2] (s. d.) und verkörpern, wie dieser Gott selbst, nur in roherer Weise, das üppige Naturleben. Sie werden als mutwillig, neckisch und feige, lüstern nach Wein und Weibern (besonders stellen sie gern den Nymphen nach), als Freunde der Musik (besonders des Flötenspiels) und des Tanzes geschildert. In den Homerischen Dichtungen werden sie nicht erwähnt, aber schon Hesiod kennt «das Geschlecht der nichtsnutzigen, zur Arbeit untauglichen S.» In der dramat. Poesie sind sie die Hauptträger des nach ihnen benannten Satyrspiels (s. d.). In diesem treten sie mit Bocksfellen bekleidet auf und heißen auch geradezu Böcke.
Auf griech. Vasenbildern erscheinen sie sehr häufig in Verbindung mit Dionysos und den Nymphen, oft mit besondern, ihrem Charakter entsprechenden Namen bezeichnet (vgl. Heydemann, Satyr- und Bakchennamen, Halle [* 3] 1880). In der Kunst erhielten sie zuerst die schon lange ausgebildete Gestalt der ihnen in manchem Betracht ähnlichen und mehrfach mit ihnen verwechselten Silenen (s. d.) und entlehnten demzufolge die tierischen Attribute, welche ihnen gegeben werden, Tierohren und Schwänze, zunächst nicht von den Böcken, sondern von den Pferden.
In der antiken Plastik ist ihre Darstellung besonders durch Praxiteles (ausruhender Satyr, [* 4] in der Kapitolinischen Sammlung zu Rom) [* 5] in edelster Weise ausgebildet worden. Berühmte antike Bildwerke sind ferner: der tanzende Satyr aus Bronze [* 6] (aus der Casa del Fauno zu Pompeji) [* 7] im Museum zu Neapel [* 8] (s. beistehende Abbildung), der Becken schlagende Satyr mit dem Bacchuskinde auf den Schultern (ebendort), der schlafende Satyr in der Münchener Glyptothek (s. Tafel: Griechische Kunst Ⅲ, [* 1] Fig. 5), die Büste eines lachenden Satyr («Fauno colla macchia»; ebenfalls in München). [* 9] –
Vgl. Mannhardt, Antike Wald- und Feldkulte (Berl. 1877), S. 136 fg.; Furtwängler, Der Satyr aus Pergamum (ebd. 1880).