Sátyrdrama
(Satyrspiel), eigentümliche
Gattung des griechischen
Dramas, welche seit
Äschylos' Zeit in
Verbindung mit
der tragischen
Trilogie, gleichsam als deren erheiterndes
Nachspiel, vornehmlich auf der attischen
Bühne Eingang fand, und
bei welcher
Satyrn
[* 2] den
Chor bildeten (daher der
Name). Die
Erfindung und erste
Ausbildung des Satyrdramas
als einer besondern Dichtungsart wird dem Pratinas zugeschrieben, welchem
Chörilos,
Phrynichos,
Äschylos u. a. folgten. Von
den sämtlichen dieser
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mehr
Gattung angehörigen Dichtungen ist uns nur ein Stück, der »Kyklops« des Euripides (1882 in neuer Bearbeitung von Wilbrandt mit
großem Erfolg auf dem Wiener Burgtheater aufgeführt), erhalten; von andern besitzen wir nur unbedeutende Bruchstücke oder
bloße Titel. Die Sprache
[* 4] und selbst der Stoff hatte in den Satyrdramen im allgemeinen die Farbe der Tragödie,
natürlich mit den durch den heitern Charakter und den Zweck des Satyrdramas
(Ergötzung der Zuschauer) bedingten notwendigen
Änderungen, denn durch diese Dramen sollte die durch die vorhergehenden Tragödien gepreßte Stimmung wieder gelöst und befreit
werden.
Die Personen agierten stets unter freiem Himmel, [* 5] in der Einsamkeit waldiger Landschaften, von den bockartigen Springern des ländlichen Dionysos, [* 6] den Satyrn, umgeben. Die mythischen Personen waren dieselben wie in der Tragödie, nur mußten sie ihren erhabenen Ton, damit derselbe mit dem Chor der Satyrn nicht zu sehr kontrastiere, etwas herabstimmen. Auch märchenhafte Volkssagen, einheimische und ausländische, bildeten den Inhalt vieler Satyrdramen. Der Tanz im S. hieß Sikinnis und war rasch und scherzhaft, ohne alles Pathos, die ernsthaften Bewegungen öfters ins Lächerliche ziehend.
Vgl. Wieseler, Das Satyrspiel (in »Göttinger gelehrte Studien«, Bd. 2);