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Verwaltungsbeamte, zunächst meist ohne militär. Kommando.
Erst in der Zeit des Verfalls des Per- ferreichs werden Civil- und Militärgewalt immer häufiger vereinigt und die S. zu einer Art selbstän- diger Fürsten. - Saträpien hießen die Statt- halterschaften, deren das Persische Reich in seiner Blütezeit unter den Achämeniden 20 zählte. Satsüma, Distrikt im ^üdwesten der japan. Insel Kiushiu;
berühmt sind die Fayencen aus S., s. Japanische Kunst (Bd. 9, S. 870 d). Sattel, Eitzvorricktung für Reiter oder .Halte- vorrichtung für Gepäckstücke auf dem Rücken von Reit- oder Lasttieren.
Man unterscheidet demnach Reitsättel, die fast nur für Pferde, [* 3] und Pack- sättel, die auch für andere Lasttiere (Esel, Maul- tiere, Ochsen, Kamele, [* 4] Elefanten) verwendet werden. Der Gebrauch des Reitsattcls entwickelte sich erst spät. Man scheint lange auf dem nackten Pferde geritten zu fein;
dann bedeckte man den Rücken des Tieres mit Fellen oder Decken, an denen später Gurte, Vorder- und Hinterzcug, aber zunächst noch kein Steigbügel angebracht wurde.
Das Reiten auf dem S. ist mit Sicherheit erst im 4. Jahrh. n. Chr. nachzuweisen, dann fand es jedoch durch die mit der Benutzung des S. verbundenen Vorteile und An- nehmlichkeiten rafch allgemeinen Eingang und wei- tere Entwicklung.
Letztere ging von vornherein in zwei voneinander unabhängigen Hauptrichtungen vor sich, die noch heute durch die Pritschensorm und durch die Bockform vertreten sind;
der erstern Art gab der Occident, der letztern der Orient den Vorzug. Der Zweck des S. verlangt die Schaffung einer genügend großen Tragfläche, um dem Reiter als Sitz zu dienen;
dabei muß aber das dicht unter der Haut [* 5] liegende und leicht verletzbare Rückgrat des Pferdes gegen jeden von der Tragfläche ausge- übten Druck sorgfältig geschützt werden, da andern- falls die unter dem Namen Satteldruck bekannten krankhaften Erscheinungen hervorgerufen werden, die das Pferd [* 6] für kürzere oder längere Zeit zum Reiten unbrauchbar machen.
In der Konstruktion des die Grundlage der ganzen Sitzvorrichtung bil- denden Sattelgerüstes suchen die beiden oben erwähnten Systeme die gestellten Anforderungen dadurch zu erfüllen, daß die feste Grundlage der Tragfläche in zwei Hälften, Trachten oder Stege, geteilt wird, die, das Rückgrat des Pferdes freilassend, längs der beiden Seiten des Pferderückens liegen und durch zwei bogenförmig den Pferderücken um- fassende Verbindungsstücke, Zwiesel oder Bäume, zusammengehalten werden.
Auf diefe Weise ent- steht ein konkaver hohler Nahmen, dessen flache Längsseiten dem Pscrderücken zu beiden Seiten des Rückgrats anliegen, während die kurzen Seiten das Rückgrat, ohne es zu berühren, übersetzen.
In der bisherigen Konstruktion sind beide Systeme trotz mancher Verschiedenheiten im einzelnen sich doch im allgemeinen gleich;
in der weitern Konstruktion gehen sie wesentlich auseinander: das Pritschen- system überspannt den ganzen Raum zwischen den Bäumen und Trachten mit einem einheitlichen Leder- stück, dem Sitzlcder, dessen untere das Rückgrat berührende Tragfläche dick gepolstert ist und keiner weitern Unterlage bedarf;
das Vocksystem hat zwi- schen Vorder- und Hinterzwiesel einen straff gespann- ten schmalen Sitzriemen, auf dem ein Sitzkissen aufgeschnallt wird;
zwischen Sitzriemen und Rück- grat ist als Unterlage eine dicke mehrfach zusammen- gelegte Decke [* 7] erforderlich. Infolgedessen ist der Sitz auf dem Bock [* 8] gestreckter und der Reiter steht mehr im S. als er sitzt, während die Pritsche mehr das Gesäß unterstützt und dem im Knie schärfer ge- krümmten Schenkel größere Beweglichkeit läßt;
man spricht demgemäß von Spaltsitz und Stuhl sitz.
Beim Vocksattel (s. d.) ist der Reiter sattelfester, beim Englischen Sattel (s. d.) hat er mehr Einwirkung auf das Pferd.
Dem englischen S. verwandt ist der deutsche und der französische S. Der deutscheS. oder Schulsattel ist nur noch in wirklichen Reitschulen im Gebrauch;
er gewährt dem Schüler beim Unter- richt und dem Bereiter beim Anreiten junger Pferde einen sehr festen Sitz, sowohl durch seine Form als auch durch seinen Überzug mit Hirschleder.
Der fran- zösische S., ein Mittelding zwischen dem deutschen und englischen S., hat einen weichgepolsterten mit Wildleder überzogenen Sitz, ist aber nur noch wenig im Gebrauch.
Der orientalische S. ist dem ungar. Bocksattel in betreff seiner Höhe über dem Pserde- rücken verwandt.
Charakteristisch für ihn ist indes das breite Sitzkissen, auf dem der Reiter bei hoch an- gezogenen Bügeln wie auf einem Stuhle sitzt. Im deutschen Heere ritten bis 1889 die Kürassiere auf dem deutfchen S., die übrige Kavallerie, die Artillerie und der Train auf dem ungar. Bock. 1889 wurde ein Armecsattel (s. d.) eingeführt, der die Vorzüge des ungarischen und englischen S. zu vereinigen suckt. Bei allen Satteltypen erfolgt die Befestigung des S. am Pferdckörper durch einen oder mehrere Unter- gurte, die um den Bauch [* 9] des Pferdes gelegt und durch Schnallen fest angezogen werden. (S. Sattel- selbstgurter.) Zum S. gehört gewissermaßen auch das Vorderzeug, das sind den Schultern entlang laufende Riemen, die sich vereinigen und zwischen den Vorderbeinen hindurchgehend am Untergurt be- festigt werden.
Das Vorderzeug soll das Rutschen des S. nach rückwärts verhindern.
Das ähnlichem Zweck dienende Hinterzeug (Schwanzriemen) ist als unpraktisch fast ganz außer Gebrauch gekom- men. Der Damensattel schließt sich im Bau dem englischen S. an;
dazu kommt das das rechte Bein der Reiterin aufnehmende Horn;
ein Steigbügel ist nur auf der linken Seite vorhanden. - Packsättel, auch Tragesättel oder Saumsättel genannt, sind mit Rücksicht auf Größe und Form der zu tra- genden Last verschieden gebaut und angeordnet.
Über S. in der Geographie s. Einsattelung.
In der Geologie [* 10] ist ^. oder Antiklinale die- jenige Lagcrungsform der geschichteten Gesteine, [* 11] bei der die Schichten eine dachsirst- oder sattelförmige Stellung (^ oder /v) einnehmen in Bezug auf eine Mittellinie;
von dieser aus fallen die Schichten nach zwei entgegengesetzten Seiten ein. S. und ihr Ge- gensatz Mulden sind meist eine Folge der seitlichen Zusammenpressung der ursprünglich horizontal ab- gelagerten Schichten. (S. Falten.) An Saiteninstrumenten heißt S. die Er- höhung zwischen Griffbrett und Wirbelkasten.
Sattel, Bergjoch im schweiz. Kanton [* 12] und Bezirk Schwyz, bildet die Wasserscheide zwischen dem Lo- wcrzer See (Reuhgebiet) und der Sihl (Limmat- gebiet).
Kriegsgeschichtlich ist di^ Sattelstrahe durch die Kämpfe vom 2. und bekannt, in denen die Schwyzer und Urner die Franzosen an der Schindellegi, bei Rothenthurm und am Mor- garten schlugen, ohne jedoch die Unterwerfung des Landes hindern zu können.
Das Dorf S. hat (1888) 898 kath. E., Post und
Telegraph.
[* 13] Satteldach
, s. Dach
[* 14] und Dachstuhl.
[* 15]
¶
Dach,
[* 14] derjenige Teil eines Gebäudes, welcher dessen Inneres von oben gegen Regen, Schnee [* 17] und Sonne [* 18] schützen soll. Zu diesem Zweck, namentlich zur Ableitung des Schnee- und Regenwassers, muß die Dachfläche stets eine mehr oder minder geneigte sein. Neigungsgrad und Form des Daches sind abhängig von den klimatischen Einflüssen, der Art der Deckung, dem ökonomischen Wert und den ästhetischen Anforderungen. In Bezug auf die Dachneigung unterscheidet man: das altdeutsche Dach, dessen Sparrenlänge meist der Tiefe des Gebäudes gleich ist, dessen Sparren also mit der Balkenlage [* 19] gleichseitige Dreiecke bilden;
das neudeutsche (Winkel-) Dach, dessen Sparren oben unter einem rechten Winkel [* 20] zusammenstoßen, dessen Höhe also bei einer Neigung der Dachfläche von 45° der halben Gebäudetiefe gleich ist;
das flache (griechische) Dach, dessen Höhe ein Viertel der Tiefe (Breite) [* 21] mißt;
das italienische Dach, dessen Höhe ein Drittel der Tiefe beträgt, und das Altandach, dessen geringe Neigung das Herumgehen auf demselben gestattet.
Unter einem Halb-, Drittel-, Viertel-, Zehnteldach versteht man allgemein ein solches, dessen Tiefe bez. das Zwei-, Drei-, Vier-, Zehnfache der Höhe 1 beträgt. Nach der Form des Daches unterscheidet man folgende Arten. Das Pultdach, auch Taschen- oder Halbdach [* 14] (Fig. 1), besteht aus nur einer Dachfläche, erhebt sich schräg von der niedrigen Vorderwand zu der bis an den Giebel (First) des Daches reichenden Hinterwand und wird gewöhnlich bei Seitengebäuden, Schuppen und Ställen angewendet. Das Sattel- oder Giebeldach [* 14] (Fig. 2) hat zwei meist von den Langseiten des Gebäudes aufsteigende, gegeneinander geneigte Dachflächen, welche oben in einer scharfen Kante, dem First, zusammenstoßen und zwischen den beiden senkrechten Giebelmauern liegen. Diese Dächer werden auch deutsche Dächer genannt, weil man sie am häufigsten in den ältern Städten Deutschlands [* 22] findet. Durchschneiden sich zwei Satteldächer unter einem rechten Winkel, so entsteht das
[* 14] ^[Abb.: Fig. 1. Pultdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 2. Satteldach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 3. Kreuzdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 4. Mansardendach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 5. Walmdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 6. Walmdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 7. Zeltdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 8. Kegeldach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 9. Kaiserdach.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 10. Zwiebelkuppel.] ¶
mehr
Kreuzdach (Fig. 3). Das gebrochene, neufranzösische oder Mansardendach [* 23] (Fig. 4), so genannt von seinem Erfinder François Mansard, besteht aus einem steilen untern und einem flachen obern Teil, kam zuerst in Paris [* 24] in Aufnahme, wo man durch seine Anwendung eine den Etagenbau beschränkende Verordnung umgehen konnte und fand später auch in andern Ländern ziemlich allgemeine Verbreitung. Bei dem holländischen oder Walmdach liegen auf den beiden Giebelmauern, die entweder mit den Hauptmauern in gleicher Höhe abgeschnitten [* 23] (Fig. 5), oder etwa zwei Drittel der Breite des Gebäudes über jene hinaufgeführt sind [* 23] (Fig. 6), Dachflächen, welche dann Halbwalme, Krüppelwalme, Kühlenden oder welsche Hauben heißen. Diese Dächer findet man häufig auf frei stehenden Häusern. Das Zeltdach (französisch pavillon, [* 23] Fig. 7), eine Untergattung des Walmdaches, bildet eine flache Pyramide auf einer regelmäßigen quadratischen Grundfläche. Auf Türmen gestaltet sich dasselbe zur aufstrebenden schlanken Pyramide. Das Kegeldach [* 23] (Fig. 8) bildet die Überdeckung eines runden Gebäudes oder Gebäudeteils. Dächer mit gekrümmten Sparren sind: das Tonnen- oder Cylinderdach mit kreissegmentförmigen oder parabolischen Sparren und rechteckiger Grundfläche, das Kuppeldach, dessen Querdurchschnitte Halbkreise, Kreissegmente oder Parabeln und dessen Grundflächen Kreise [* 25] oder regelmäßige Vielecke [* 26] sind, und das geschweifte Dach wie das Kaiserdach [* 23] (Fig. 9) und die Zwiebelkuppel [* 23] (Fig. 10), welches aus ein- und ausgeschweiften, in einer Spitze zusammenlaufenden Dachflächen besteht und sich namentlich an ältern Kirchtürmen findet. Die Dächer bestehen aus dem Dachstuhl (s. d.) und der Dachdeckung [* 27] (s. d.).
Geschichtliches. Ursprünglich bestanden die Wohnungen der Menschen lediglich aus einem Dach, das auf dem Boden stand. Als sich dieselben in von Mauern umschlossene Bauwerke verwandelten, auf welchen das Dach ruhte, nahm dasselbe verschiedene Formen an. Die Dächer der Morgenländer waren und blieben flach, waren mit Backsteinen gemauert, mit breiten Steinen oder mit einer Erdschicht, oft auch mit Marmor- oder Metallplatten belegt und mit einer gegen den Hof [* 28] zu niedrigen, nach der Straße hin höhern Brustwehr [* 29] versehen.
Mitten darüber ging ein Kanal, [* 30] aus dem das Regenwasser in den Hof herabfloß. Auf dem Dach hielt man sich bei gutem Wetter [* 31] auf, um freie Luft und Aussicht zu genießen; hier badete, speiste, schlief man in den Sommermonaten etc., weshalb auch Gärten, Fischbehälter, Bäder etc. sich daselbst befanden, was sich bis jetzt erhalten hat. Waren die Häuser von gleicher Höhe, so konnte man von Dach zu D. gehen. Runde und gewölbte Dächer waren selten und galten für sehr prächtig.
Die Dächer der Griechen hatten insgemein eine mehr oder minder flache Erhöhung und sprangen in den ältesten Zeiten weit über das Gebäude hervor, was aber wegen Verfinsterung der Straßen von Aristides, Themistokles und dem Areopag verboten wurde. In spätern Zeiten bildeten bei prächtigern Wohngebäuden die platten Dächer künstliche, mit Säulen [* 32] ausgeschmückte Altane, an welchen große, mit Bildsäulen verzierte Erker hervorragten. Die Tempel [* 33] hatten zum Teil gar keine Dächer; sonst war das Dach gewöhnlich von Stein, bei runden Tempeln gewölbt, bei viereckigen dreiseitig prismatisch, bei letztern gewöhnlich mit einem mit Basreliefs geschmückten Giebel oder Frontispiz.
Die römischen Wohnhäuser [* 34] hatten oft nach orientalischer Sitte ein plattes Dach mit ungefähr 20 Proz. Gefälle zur Ableitung des Regenwassers, oft mit Gärten, selbst Obst- und andern Bäumen besetzt. Häufiger waren aber schiefe Dächer, die den neuern Pultdächern glichen. Öffentliche Gebäude, besonders Tempel, bekamen entweder ein rundes oder ein Satteldach, das ungefähr ein Achtel der Breite zur Höhe hatte, wodurch zwei Giebel, die Hauptzierde der Tempel, entstanden.
Gegen das Ende der Republik ging diese Dachgattung auch auf die Wohnhäuser über, und Cäsar war einer der ersten, die ihren Häusern solche Giebel gaben. Diese Dächer waren mit Hohlziegeln statt der frühern Schindeln gedeckt, indem man wahrscheinlich zuerst solche Ziegel aufnagelte, die an beiden Seiten einen erhabenen Rand hatten, und dann da, wo die Ränder der beiden Ziegel zusammenstießen, einen Hohlziegel in Kalk auflegte, um alle Fugen zwischen den untern Ziegeln gehörig zu decken.