Sassaparille
(Sarsaparille, radix Sassaparillae
). Diesen Namen führen im Droguenhandel die Wurzeln verschiedner,
in den heißern Gegenden Amerikas heimischer Arten der Gattung Smilax (Stechwinde) und werden als Stammpflanzen namentlich
Sm.
syphilitica, Sm.
medica, Sin. Sassaparilla
und Sm.
officinalis angegeben; es ist jedoch noch nicht mit Sicherheit bekannt, von welchen dieser Arten die
einzelnen Handelssorten abstammen. Die Smilax-Arten sind immergrüne rankende und stachliche Sträucher, welche in den Wäldern
Mittelamerikas und Brasiliens wachsen.
Sie haben einen knollig verdickten Wurzelstock, von welchem zahlreiche, sehr lange bis federkieldicke Nebenwurzeln ausgehen. Es werden je nach Lokalgebrauch entweder diese ganzen Wurzelkörper oder nur die abgelösten Nebenwurzeln in den Handel gebracht. Diese sind bald mehr glattrund, bald längsrunzlig oder kantig; die äußere Farbe differiert von gelblich- oder rötlichbraun bis zum dunklern Braun. Auf dem Durchschnitt zeigt sich die Rinde, je nach der Art, bald dünn, bald verdickt, im letztern Falle dicht mit Stärkemehl erfüllt, daher weiß oder rötlichweiß.
Der Kern ist weiß oder gelblich, zähe und porös. Manche Ware ist nicht mehlig im Durchschnitt, sondern hornartig, was daher kommt, daß sie über Feuer getrocknet wurde, wodurch das Stärkemehl verkleistert wird. Die Wurzel hat keinen Geruch, schmeckt beim Kauen bitterlich schleimig, später kratzend scharf. Die Sorten werden nach den Erzeugungsländern oder Ausfuhrhäfen benannt. Als beliebteste im deutschen Handel erscheint dermalen die Honduras, die man nicht bloß von Honduras, sondern auch von dem benachbarten Belice und Guatemala in großen, an den Ecken abgerundeten Ballen erhält, die entweder oben und unten, oder auch ganz mit Tierhäuten überzogen sind und die Wurzeln in Form einzelner Bündel enthalten. Von diesen kann man je nach Art der Packung dreierlei Sorten unterscheiden: entweder liegen die Wurzelstöcke in der Mitte und die langen Wurzelfasern sind von rechts nach links bogenförmig gegen die Stengelreste hineingeschlagen, oder die Wurzelstöcke befinden sich noch in ihrer natürlichen Lage und die ¶
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Fasern sind mehreremale gegen dieselbe eingeschlagen, sodaß in den Ballen sämtliche Wurzelstöcke nach außen, die Wurzeln hingegen nach innen zu liegen kommen, oder endlich drittens sind die knollenförmigen Wurzelstöcke ganz entfernt, die Wurzeln der Länge nach zu armdicken Bündeln von 500-600 g Gewicht zusammengelegt, oben und unten eingeschlagen und der ganzen Länge nach dicht mit der gleichen Wurzel umwickelt, sodaß die Wurzeln nur an beiden Enden etwa eine Hand breit freibleiben.
Die Honduras-S. hat äußerlich eine schön rotbraune Farbe, die Rinde ist bald dünner, bald dicker, die Wurzeln sind nur wenig gefurcht, aber längsstreifig, das Mark ist mehlig und weiß, ohne Gefäßporen, ziemlich groß und deutlich abgegrenzt vom holzigen Teile; der Rindenteil ist auf dem Querschnitte rötlich oder weißgrau, die Epidermis sehr dünn. Eine der beliebtesten Marken der Hondurassorte ist gegenwärtig Truxillo, nächst dieser M. C. Crown. Ebenfalls gute Sorten sind: Caracas, eine hellbraune Wurzel, nicht häufig zu erlangen;
brasilianische, unter dem Namen Lissaboner gehend, weil früher über diesen Platz bezogen, auch Para-, Maranhaowurzel genannt, außen gelbbraun bis braun.
Diese drei Sorten werden von einigen Pharmakopöen als allein zulässig bezeichnet. Es kommt aber auch als geringere Sorte viel mexikanische Wurzel nach Europa, welche wohlfeil ist, aber kein empfehlendes Aussehen hat, unrein ist und viel Abgang an Stengeln, Fasern, Knollen und Erde ergibt. Die S. von Tampico ist von ähnlicher Beschaffenheit. Andre geringere Sorten, die im deutschen Handel wenig oder gar keine Bedeutung haben, sind die von Granada, Manzanillo, Costarica, St. Thomas, Jamaika.
Die letztere stammt nicht von dieser Insel, sondern von der Moskitoküste. Die im naturellen Zustande aus Amerika kommenden Wurzeln werden von Droguenhäusern größtenteils zur Weiterbegebung gesäubert, die etwa vorhandenen, ganz nutzlosen Wurzelknollen, soweit dies nicht bereits geschehen, entfernt, die dünnen Wurzeln in Stücke von gleichmäßigen Längen zerschnitten, auch wohl gespalten, und in regelmäßige Päckchen gebündelt. Die Bestandteile der Wurzeln, denen man ihre Wirkung zuschreibt und welche in der dicken Unterrinde ihren Sitz haben, sind ein bitter und scharf schmeckendes Harz und ein eigentümlicher kristallisierbarer Stoff, Smilacin, welcher auch kratzend und bitter schmecken soll. Er wird nicht besonders als Kaufware dargestellt.
Die Wurzel hat in Europa wie in Amerika eine starke Verwendung und gilt als eines der kräftigsten schweiß-
und harntreibenden Mittel, sowie als das beste vegetabilische Remedium gegen veraltete Syphilis; auch braucht man sie gegen
Skropheln und Gicht, sowie in andern Fällen, wo es auf eine erhöhte Hautthätigkeit ankommt. Außer in wässeriger Abkochung
gebraucht man sie auch zur Darstellung von weingeistigem Extrakt (extractum Sassaparillae
) und zu einem
Sirup. Der Preis ist oft sehr schwankend und beträgt z. B. für Honduras naturelle Ware
ca. 4 Mk. pro kg, geschnitten (concisa) je nach Qualität 47
Mk. -
Zoll: S. ist zollfrei. Weingeistiges Extrakt Nr. 5 a des Tarifs. Wässerige Abkochungen, sowie zu Sirup eingedickte Säfte ohne Zuckerzusatz sind zollfrei.