Sassalbo
(Kt. Graubünden,
Bez. Bernina).
2692 und 2858 m. Gipfel, in der Grosinakette der
Livigno-Violagruppe und etwa 3 km
onö. vom
Flecken
Puschlav. Bildet einen imposanten breiten Felsstock mit mächtiger Gipfelpyramide, deren grösste Steilwände
der
Puschlaver
Seite zugewendet sind. Im N. führt die
Forcola di Rosso (2688 m) und im S. die
Forcola di Sassiglione (2539 m)
in die westliche
Valle Grosina des Veltlin hinüber. Der Sassalbo
kann von
Puschlav aus über die Alp
Sassiglione
(3½ Stunden), den Sassiglionepass und über jähe
Felsen und Grasbänder in etwa 5 Stunden (höchste Spitze in 7-8 Stunden)
bestiegen werden.
Mühsam, aber nicht gefährlich. Selten grossartige Fernsicht auf das
Berninamassiv, den Ortler, Adamello und die Bergamasker
Alpen. Ueber dem Grenzgrat liegen im O. auf stufenartig abfallenden Terrassen des
Val Malghera (eines Seitenthales
des zu Italien gehörenden westlichen
Val Grosina) einige
Seen, deren einer hart an die Landesgrenze gerückt erscheint. Die
Volkssage lässt in einem dieser hohen Becken einen Gewitter verursachenden Drachen hausen. Der Sassalbo
beherbergt viele
floristische Spezialitäten, von denen hier Sesleria sphaerocephala, Valeriana supina und Saussurea lapathifolia
genannt sein mögen.
Der geologische Aufbau des Bergstockes ist derart, dass auf die Glimmer- und Talkglimmerschiefer der Thalsohle und des Gehänges von Puschlav, sowie auf die Gneise und Glimmerschiefer der italienischen Seite die Kalk-, Dolomit- und Schieferbildungen der Trias und des Jura in umgekehrter Ordnung folgen, und zwar in der Hauptsache Arlberg- und Hauptdolomit, rätische und Steinsbergkalke (graue und rötliche Liasbreccien und ebenso gefärbte typische Liaskalke mit vielen Versteinerungen) und endlich dunkle Lias- oder Allgäuschiefer.
Theobald fasste den ganzen
Kalkstock als eingelagerte Mulde auf, doch dürften die Jurabildungen durch Ueberschiebung auf
die Trias gelangt sein. Ein fleischroter halber Marmor der
Steinsberg- oder Liaskalke des Sassalbo
wird
zu Kunstarbeiten benutzt
(Säulen und Verzierungen in der Kirche zu
San Carlo bei
Puschlav). Er stammt vom vordern
Horn des
Berges
und findet sich an der
Berghalde unter der Alp
Sassiglione in grossen Sturzblöcken zerstreut vor. Tiefer
unten liegen in einem kleinen Thalkessel über den ersten Geröllhalden der Kalkformation dieser Bergseite Haufwerke von
Gneisblöcken als Reste einer einstigen Moräne.