Sarnersee
(Kt. Obwalden).
473 m.
See im mittleren Abschnitt des
Thales der
Sarner
Aa, die im Unterlauf kanalisiert
ist und in die
Alpnacher Bucht des
Vierwaldstättersees mündet. 5,9 km lang, im Maximum 1,6 km und im Mittel 1,3 km breit;
Fläche 7,63 km2. Der Sarnersee
bildete einst ohne Zweifel den obersten Abschnitt der
Alpnacher Bucht und wurde dann von
dieser getrennt durch die von der Grossen
Schlieren und von der
Melchaa angeschwemmten Geschiebe, aus denen
die jetzige Alluvialebene zwischen den
beiden Wasserbecken besteht.
Dadurch ist zugleich der
Spiegel des Sarnersees
um 36 m höher gelegt worden. Es ist dies in grösserem Massstab der gleiche
Vorgang, der auch die
Ebene des
Bödeli zwischen dem
Brienzer- und dem
Thunersee geschaffen hat. Die grösste
Tiefe des Sarnersees
beträgt heute 52 m. Sieht man von der jedenfalls beträchtlichen Schlammablagerung am Seegrund
ab, die seit der Trennung des
Sees von der Alpnacherbucht stattgefunden haben muss, so betrug also die ursprüngliche
Tiefe
der später zum Sarnersee
gewordenen Bucht blos 16 m, womit zugleich gesagt ist, dass diese Bucht (abgesehen
natürlich von dem heute verlandeten Verbindungsstück) eine beträchtlich geringere Fläche umfasst hat als der heutige
See.
Dieser zeigt einen einfach gebildeten Umfang ohne nennenswerte Einbuchtungen und enthält auch keine Insel. Hauptzufluss ist die aus dem Lungernsee kommende Aa, die nahe ihrer Mündung die zwei stark geschiebeführenden Wildbache Kleine Melchaa (aus dem Kleinen Melchthal) und Lauibach aufnimmt. Der gemeinsame Lauf der drei Gewässer ist bis zum See kanalisiert und eingedämmt, wodurch Ueberschwemmungen verhütet und die geregelte Abfuhr der Geschiebe in das Seebecken gesichert werden.
Von rechts erhält der See ausser 5 kleinen und wenig Geschiebe führenden Wildbächen (Weidenbach, Meienbach, Erlenbach, Ettisriederbach und Dorfbach) als bedeutendsten Zufluss überhaupt die aus dem tief eingeschnittenen Melchthal herabkommende Melchaa, die bis 1880 die Ebene von Sarnen durchfloss und erst unterhalb des Ortes Sarnen, den sie oft mit ihren Hochwassern bedrohte, sich mit der Sarner Aa vereinigte. Seither hat man sie abgelenkt und durch einen 1 km langen Kanal direkt in den See geleitet, in den sie nun nahe dem kleinen Galgenbächli mündet.
Sie hat mit ihren mächtigen Geschiebemassen schon während dieser kurzen Zeit ein ansehnliches Delta in den See hinausgebaut. Von links erhält der See den Forstbach, Gorisbach (mit Schleimbach), Schwandbach (Mühlebach) und Blattibach, die alle reich an Geschieben sind. Der Forstbach teilt sich nahe seiner Mündung in mehrere Arme, die über den vom Bach selbst aufgeschütteten grossen und mit ansehnlichen Steinen übersäten Schuttkegel abfliessen. Am rechten Seeufer steht hauptsächlich Kalkgestein (Nummulitenkalk und Kreide) an, während die Gehänge links vom See aus Flysch bestehen und mit mächtigen Decken von Moränen- und Wildbachschutt überführt sind. Die Höhe des Seespiegels kann je nach der Jahreszeit bis um 1,7 m schwanken. Den höchsten Wasserstand erreicht er zur Zeit der Schneeschmelze im April und Mai, den niedrigsten im Winter. Der See friert nur in sehr kalten Wintern vollständig zu, indem er sich zuerst im N. mit Eis überzieht, das allmählig immer weiter nach S. ausgreift, während das Auftauen in ¶
mehr
umgekehrter Richtung vor sich geht. Föhnwetter kann dagegen das Eis in wenigen Stunden brechen. Vollständig zugefroren war der See (gewöhnlich von Januar bis März) z. B. 1890/91 während 51, 1892/93 während 19, 1893/94 während 34 und 1894/95 während 52 Tagen. Die Durchsichtigkeit des Wassers ist wegen der beständigen Trübung durch die von den Wildbächen hergeführten Sinkstoffe nur gering; seine Farbe ist hellblau (Nummern 4-5 der Forel'schen Skala). Der Seeboden ist nahezu flach.
Schilf, Binsen und zahlreiche Wasserrosen umrahmen das Seebecken und reichen besonders im S., NW. und NO. weit ins offene
Wasser hinaus. Im Sarnersee
leben (nach Prof. Heuscher) 19 Fischarten, von denen einige allerdings
nur in wenigen Exemplaren vertreten sind. Für den Fischfang sind am bedeutendsten der Hecht, die Seeforelle, die Trüsche,
^[Ergänzung: der Balchen.] der Barsch, der Rotten, der Brachsen und der Met. Intensiver Fischfang wird auf dem Sarnersee
aber nicht betrieben. Um den See gruppiert sich eine Reihe von Ortschaften, von denen der Flecken Sarnen
am N.-Ende liegt, während sich die übrigen Siedelungen längs dem rechten Ufer (Sachseln, Ettiswil, Eiwil) und längs dem
linken Ufer (Kirchhofen, Wilen und Ober Wilen) aufreihen. S. vom See liegen Giswil und Grossteil.