São
Paulo
(spr. ssaung), eine Küstenprovinz
Brasiliens, unter dem
Wendekreis des
Steinbocks, hat einen Flächenraum
von 290,876 qkm (5283 QM.) und besteht aus einem schmalen Küstenstrich
(Beira mar), im N. mit zahlreichen
Buchten und
Inseln, und dem jenseit der
Serra do Mar gelegenen
Hochland, auf dem auch vereinzelte
Höhenzüge auftreten, und durch das die dem
Paraná zufließenden
Ströme
Paranapanéma,
Tieté und
Rio Grande
[* 2] in tief eingeschnittenen
Thälern ihren
Lauf nehmen.
Für die Schiffahrt ist keiner dieser Flüsse [* 3] von Bedeutung, da sie mehrfach durch Stromschnellen unterbrochen werden. Die Serra ist bewaldet, das innere Hochland aber ist meist »Campo«, und nur im Süden treten dichte Waldungen von Araukarien auf, in deren Schatten [* 4] Paraguaythee und andre gesuchte Pflanzen wachsen. Eisenerz wird gewonnen, und auch Gold [* 5] und Silber kommen vor. Das Klima [* 6] ist an der Küste heiß und oft ungesund, auf dem Hochland aber angenehm. Die Provinz hatte 1885: 1,058,950 Einw., worunter noch 173,267 Sklaven.
Die Weißen (Paulisten) sind von hohem Wuchs und kräftigem Körperbau, gutmütig, geistig regsam, freiheitsliebend und tapfer und noch jetzt von dem Unternehmungsgeist ihrer Vorfahren beseelt, deren Grausamkeit in den Raubzügen gegen die Indianer allerdings Tadel verdient und ihnen die Bezeichnung »Mamelucken« zuzog. Ihnen haben sich in jüngerer Zeit deutsche (18,000) und italienische (300,000) Kolonisten zugesellt, von denen viele auf den Plantagen von Großgrundbesitzern arbeiten, mit denen sie den Ertrag der Ernte [* 7] teilen (Parceriasystem).
Die Reste der Indianer (von den übrigen Einwohnern Bugres genannt) leben meist von der Jagd. Hauptprodukt des Landbaues ist der Kaffee. Daneben werden aber auch noch Zuckerrohr, Baumwolle, [* 8] Tabak [* 9] und Lebensmittel gewonnen. Die Viehzucht, [* 10] einschließlich derjenigen der Schweine, [* 11] blüht, und auch die Industrie ist von Bedeutung. Sie verdankt ihre Entwickelung namentlich den deutschen Einwanderern. Ihre Hauptsitze sind die Hauptstadt und Santos, die wichtigste Hafenstadt der Provinz.
Eisenbahnen (1887: 2049 km) verbinden die Hauptstadt sowohl mit Santos und Rio de Janeiro als mit dem Innern. Die heutige Provinz S. bildet einen Teil der Lehnsherrschaft São Vicente, welche 1535 den Gebrüdern de Souza, die drei Jahre vorher bei Santos eine Kolonie angelegt hatten, verliehen und 1710 von der Krone zurückgekauft wurde. Im J. 1720 wurden von diesem ausgedehnten Gebiet Minas Geraës, 1748 Goyaz und 1749 Mato Grosso abgesondert. Über die bedeutende Rolle, welche die Paulisten in der Geschichte Brasiliens gespielt haben, s. Brasilien. [* 12] - Die Hauptstadt S. liegt 6 km südlich vom Rio Tieté, 753 m ü. M., hat 17 öffentliche Plätze, ein Regierungsgebäude (ehemals Jesuitenkollegium), einen bischöflichen Palast am Jardim publico, eine berühmte Rechtsschule, ein Seminar für Mädchen, ein Theater, [* 13] Irrenhaus, Hospital, Zuchthaus und etwa 50,000 Einw. Unter ihnen sind ca. 1500 Deutsche, [* 14] die eine Schule und einen Klub haben; auch erscheint eine deutsche Zeitung. Die Gewerbthätigkeit ist bedeutend und erstreckt sich namentlich auf Baumwollweberei, Kattundruckerei, Tabaks-, Zigarren- und Hutfabrikation. S. wurde 1552 von den Jesuiten gegründet u. ist Sitz eines deutschen Konsuls. ¶