Titel
Sansibar
,
Sansibar

* 2
Sansibar.[* 2] Zanzibar, Zanguebar, Nnguja in der Sprache [* 3] der Eingeborenen.
1)
Insel im
Indischen Ocean, zwischen 5° 40' und 6° 30' südl.
Br. und 39° 10' und 30' östl. L. von Greenwich gelegen, ungefähr 40 km
entfernt von der Ostküste
Afrikas, hat 1591 qkm und 200000 E., besteht aus einer Korallenbank, über
welche sich ein von 137 bis 315 m ansteigender, aus eisenhaltigem, rotem
Thon gebildeter Hügelzug langgestreckt erhebt.
Das Klima
gilt, im Gegensatz zu demjenigen auf dem Festland, als gesund für jeden, der sich in Diät und Kleidung tropischen Anforderungen
zu fügen weiß.
Dennoch wirkt es auf den Europäer erschlaffend. Es giebt zwei Regenzeiten: die erste dauert von Mitte März bis Ende Mai;
die zweite von Mitte Oktober bis Mitte Dezember.
Der April ist der feuchteste, der August der trockenste Monat. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 25,5° C.; vom heißesten Monat (Februar) sinkt allmählich die Mitteltemperatur von 27° C. auf 24° C. im Juli. Die Abkühlung während der Nacht erreicht im Maximum (im Oktober) 3,2° C. Zur Zeit der größten Trockenheit enthält die Luft 76,2 Proz. Feuchtigkeit, welche sich zur Regenzeit bis zu 88,7 Proz. steigert. Von Ende März bis Ende September weht der Südwest-, von Ende November bis Ende Februar der Nordostmonsun.
Getreide (Zusammensetz

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Getreide.Zwischen diesen Passatwinden treten jeweilig gegen zwei Wochen andauernde Windstillen ein. S. ist außerordentlich fruchtbar und sorgfältig angebaut; Getreide [* 4] wird zweimal, Maniok viermal im Jahre geerntet. Von tropischen Gewächsen gedeihen: Kokos- und Dattelpalmen, Guaven, Mango-, Orangen-, Citronenbäume, Tabak, [* 5] Muskat, Pfeffer und vor allem die nur hier und auf der Insel Pemba heimischen Gewürznelken. (1893 wurden 51 Mill. kg verfrachtet.) Als jagdbare Tiere kommen nur in geringer Menge vor: Zwergantilopen, Zibeth- und Wildkatzen und Perlhühner.
Den ersten Rang unter der Bevölkerung [* 6] nehmen die Araber, gegen 10000, als Beamte des Sultans, Kaufleute oder Plantagenbesitzer, ein; ihnen wenn nicht an Rang gleichstehend, doch an Reichtum überlegen, zeigen sich die Inder als Bankiers, als Groß- und Kleinhändler, welche als Angehörige einer engl. Kolonie besondere Berücksichtigung finden; sie teilen sich in Hindu (Muselmänner), Parsi (Feueranbeter) und in Banianen (Buddhisten) und zählen an 7000 Köpfe.
Neben den Sklaven bilden die mohammed. Suaheli (Suahili) und die vom Kontinent eingewanderten und größtenteils zum Islam übergetretenen Wangwana die Masse der freien Neger. Ursprünglich und zur Zeit der ersten arab. Niederlassungen an der Küste nannten sich nur die schwarzen Bewohner von Mombas und der Insel Lamu Suaheli; später gab man diesen Namen überhaupt allen Abkömmlingen aus der Vermischung von Arabern mit Negerinnen an der Südküste. Jetzt rühmt sich jeder Neger, wenn er nur auf S. geboren ist, ein Suaheli zu sein. Ihre wohlklingende Sprache (das Kisuaheli) ist die eigentliche Handelssprache, bis in das Seengebiet des Innern. –
Brücken I

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Brücke.2) Stadt mit 80000 E. (wovon 5000 Inder und 5000 Araber), zerfällt in drei räumlich getrennte Teile: Schangani, das vornehme und europ. Viertel mit zwei Palästen des Sultans, mit deutschen, engl. und franz. Konsulatsgebäuden, mit einem Fort und einer Kaserne, mit zum größten Teil engen, winkligen Straßen, liegt auf einer Halbinsel, vom Festland durch eine Lagune getrennt; Madagascar Town, durch eine steinerne Brücke [* 7] mit dem Nordende Schanganis verbunden, das schmutzige Geschäftsviertel der Inder mit einem bunten Gemisch zahlloser Kaufläden; südlich davon Ngambo, das Suaheliviertel, mit seinen Negerhütten, in einem Hain von Kokospalmen und Mangobäumen versteckt.
Außer den Landhäusern des
Sultans und reicher arab. und ind. Kaufleute im Innern
der
Insel befindet sich nahe der Nordspitze Kokotoni mit großartigen
Zuckerraffinerien und Kokosnußölpressen. S. ist seit
Freihafen.
Der
Großhandel befindet sich zumeist in den
Händen der
Inder; außerdem existieren 5 deutsche, 4 engl.-amerik. Und ein paar
franz. und ital. Firmen. Die Ausfuhr betrug 1893: 18,4
Mill. M., die Einfuhr 21 Mill. M.; Exportartikel sind hauptsächlich Elfenbein, Nelken, Kopal
und
Kautschuk; Importartikel: Baumwollstoffe, Gewehre, Munition,
Perlen, Metallwaren.
Alle vier Wochen geht ein Sansibar
dampfer
nach Kalkutta
[* 8] und
Bombay
[* 9] und alle
Monate einmal vermittelt die
Deutsch-Ostafrika-Linie den Verkehr zwischen
Deutschland
[* 10]
(Hamburg)
[* 11] und der ganzen
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