Sankt
Blasien, Flecken, Bezirkshaupt- und besuchter Luftkurort im bad. Kreis [* 2] Waldshut, in einem engen Schwarzwaldthal an der Alp, 772 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Baumwollspinnerei und -Weberei und (1885) 1218 meist kath. Einwohner. In der Nähe der 1041 m hohe Lehkopf mit Aussichtsturm und herrlichem Panorama. - S. war ehedem eine gefürstete Benediktinerabtei, die zum österreichischen Breisgau gehörte und die Herrschaften Bonndorf, Stauffen, Kirchhofen, Gurtweil und Oberried umfaßte.
Sie ward im 8. Jahrh. nach der Regel des heil. Benedikt eingerichtet und nannte sich dann nach dem heil. Blasius, dessen Reliquien sie um 860 erwarb. In dem Streit zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. nahmen die Mönche für den Papst lebhaft Partei, wie die Chronik Bernolds beweist, der eine Zeitlang dem Kloster angehörte. 1125 wurde die Schirmvogtei des Klosters, welche bisher die Herren von Werra für das Hochstift Basel [* 3] ausgeübt, den Herzögen von Zähringen übertragen, nach deren Aussterben (1218) sie als Erbe an Österreich [* 4] kam.
Unter dem Abt Johann Spielmann wurde das Kloster 1525 von den aufrührerischen Bauern teilweise zerstört. 1613 erhielt der Abt durch Kauf der Grafschaft Bonndorf Reichsunmittelbarkeit u. Sitz im schwäbischen Grafenkollegium, und 1747 wurde er zum Reichsfürsten und kaiserlichen Erberzkaplan erhoben. Die höchste Stufe seiner Blüte [* 5] erreichte das Kloster unter Martin Gerbert von Hornau (1764-1793), dem gelehrten Förderer historischer Wissenschaft. Als 1768 die Abtei abbrannte, wobei die kostbare Bibliothek zu Grunde ging, wurde sie schöner wieder aufgebaut, namentlich nach dem Muster des Panthéons 1773-83 eine prachtvolle Kirche erbaut, die abbrannte, aber mit eisernem Dachstuhl [* 6] wiederhergestellt wurde.
Schon 1802 wurde der Grundbesitz der Abtei zur Entschädigung des Malteserordens bestimmt, im Preßburger Frieden aber, mit Ausnahme der Grafschaft Bonndorf, welche Württemberg [* 7] erhielt, Baden [* 8] übergeben und darauf das Kloster aufgehoben. Die Mönche wanderten erst nach der Abtei von Pyrrhn ob der Enns und von da 1808 nach St. Paul in Kärnten aus. Das Vermögen des Stifts wurde bei seiner Aufhebung, ohne die Besitzungen in der Schweiz, [* 9] auf 5,200,000 Guld. geschätzt und der Ertrag mit 254,600 Guld. jährlich verwertet. In den Gebäuden ist jetzt eine Baumwollspinnerei; die Kirche dient als Ortskirche.
Vgl. Bader, Das ehemalige Kloster S. und seine Gelehrtenakademie (Freib. 1874);
Buisson, S. in seiner Vergangenheit und Gegenwart (das. 1888).